DVD & BLU-RAY | 09.03.2022

Schachnovelle

Wien, 1938: Österreich wird von den Nationalsozialisten besetzt. Kurz bevor der Anwalt Josef Bartok mit seiner Frau Anna in die USA fliehen kann, wird er verhaftet und in das Hotel Metropol, Hauptquartier der Gestapo, gebracht. Als Vermögensverwalter des Adels soll er dem dortigen Gestapo-Leiter Böhm Zugang zu Konten ermöglichen.

von Franziska Keil


© STUDIOCANAL

Als Wien 1938 von den Nationalsozialisten besetzt wird, versucht der Anwalt Josef Bartok (Oliver Masucci) noch zusammen mit seiner Frau Anna (Birgit Minichmayr) in die USA zu fliehen, doch die Mühe war umsonst – er wird von der Gestapo verhaftet und ins Hotel Metropol gebracht. Da Bartok das Vermögen des Adels verwaltet, soll er im Hauptsitz der Geheimen Staatspolizei dem Leiter der Behörde Franz-Josef Böhm (Albrecht Schuch) Zugang zu einigen Konten der Aristokraten ermöglichen. Der Jurist ist jedoch standhaft und weigert sich, egal in welcher Form auch immer, mit der Gestapo zu kooperieren. Die anschließende Isolationshaft zermürbt Bartok zunehmend. Als er zufällig in Besitz eines Schachbuches gerät, beginnt sich das Blatt zu wenden…

SCHACHNOVELLE von Regisseur Philipp Stölzl („Ich war noch niemals in New York“) ist ein sehenswertes Historiendrama, das visuell überzeugen kann und beeindruckt und mit einem spielfreudigen Cast aufwartet. Allerdings führt die Fokussierung auf das bewegende Schicksal der Hauptfigur dazu, dass wesentliche Aspekte der literarischen Vorlage nicht oder nur sehr wenig beleuchtet werden. Der Spielfilm basiert auf der gleichnamigen Novelle von Stefan Zweig aus den 1940er Jahren, die er kurz vor seinem Selbstmord im brasilianischen Exil schrieb. Die Novelle ist stark autobiografisch geprägt.

Philipp Stölzl fokussiert sich in dieser Verfilmung sehr stark auf das Innenleben der Hauptfigur und das Bedrückende und Beklemmende der Geschichte. Das Ergebnis trägt kafkaeske Züge und lässt den Betrachter sehr nah das Schicksal von Josef Bartok erleben. Das führt dazu, dass es sich nicht um eine Literaturadaption im klassischen Sinne handelt. Was in der Novelle auf wenigen Seiten beschrieben wird, wird im Spielfilm mit einer Laufzeit von fast zwei Stunden, zu einer ausladenden Erzählung mit umfassenden Erzählbögen. Das Ergebnis ist eine spannende Mischung aus Historienfilm und Psychothriller, wobei Oliver Masucci in der Hauptrolle brilliert. Als sein Gegenspieler kann Albrecht Schuch überzeugen.


SCHACHNOVELLE

VÖ: 10.03.22: DVD, Blu-ray | FSK 0
R: Philipp Stölzl | D: Oliver Masucci, Albrecht Schuch, Birgit Minichmayr
Deutschland, Österreich 2021 | StudioCanal Deutschland


 


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