Als
Wien 1938 von den Nationalsozialisten besetzt wird, versucht der Anwalt
Josef Bartok (Oliver Masucci) noch zusammen mit seiner Frau Anna (Birgit
Minichmayr) in die USA zu fliehen, doch die Mühe war umsonst
– er wird von der Gestapo verhaftet und ins Hotel Metropol gebracht.
Da Bartok das Vermögen des Adels verwaltet, soll er im Hauptsitz
der Geheimen Staatspolizei dem Leiter der Behörde Franz-Josef
Böhm (Albrecht Schuch) Zugang zu einigen Konten der Aristokraten
ermöglichen. Der Jurist ist jedoch standhaft und weigert sich,
egal in welcher Form auch immer, mit der Gestapo zu kooperieren. Die
anschließende Isolationshaft zermürbt Bartok zunehmend.
Als er zufällig in Besitz eines Schachbuches gerät, beginnt
sich das Blatt zu wenden…
SCHACHNOVELLE
von Regisseur Philipp Stölzl („Ich war noch niemals in
New York“) ist ein sehenswertes Historiendrama, das visuell
überzeugen kann und beeindruckt und mit einem spielfreudigen
Cast aufwartet. Allerdings führt die Fokussierung auf das bewegende
Schicksal der Hauptfigur dazu, dass wesentliche Aspekte der literarischen
Vorlage nicht oder nur sehr wenig beleuchtet werden. Der Spielfilm
basiert auf der gleichnamigen Novelle von Stefan Zweig aus den 1940er
Jahren, die er kurz vor seinem Selbstmord im brasilianischen Exil
schrieb. Die Novelle ist stark autobiografisch geprägt.
Philipp
Stölzl fokussiert sich in dieser Verfilmung sehr stark auf das
Innenleben der Hauptfigur und das Bedrückende und Beklemmende
der Geschichte. Das Ergebnis trägt kafkaeske Züge und lässt
den Betrachter sehr nah das Schicksal von Josef Bartok erleben. Das
führt dazu, dass es sich nicht um eine Literaturadaption im klassischen
Sinne handelt. Was in der Novelle auf wenigen Seiten beschrieben wird,
wird im Spielfilm mit einer Laufzeit von fast zwei Stunden, zu einer
ausladenden Erzählung mit umfassenden Erzählbögen.
Das Ergebnis ist eine spannende Mischung aus Historienfilm und Psychothriller,
wobei Oliver Masucci in der Hauptrolle brilliert. Als sein Gegenspieler
kann Albrecht Schuch überzeugen.