Als
Ziehvater und Vordenker des späteren Kaisers Nero ist Seneca
maßgeblich am Aufstieg des selbstgefälligen jungen Tyrannen
beteiligt. Der Philosoph, bekannt für seine großen Reden
über Verzicht und Milde, gehört selbst zu den reichsten
Männern im alten Rom.
Kaiser
Claudius, der Seneca (John Malkovich) verbannt hatte, heiratet die
junge Agrippina (Mary-Louise Parker), die Seneca jedoch als Erzieher
ihres 12-jährigen Sohnes Nero (Tom Xander) verpflichtet. Seneca
kommt aus dem Exil zurück und nimmt die Aufgabe an. Mehrere Jahre
steht er an der Seite von Nero und übt großen Einfluss
auf ihn aus. Auch als Nero mit 16 Jahren Kaiser wird, bleibt Seneca
weiterhin als Berater an dessen Seite. In dieser Zeit wird Seneca
zu einem der wohlhabendsten und einflussreichsten Männer Roms.
Im Jahre 65 n. Chr., als Neros Regime seinen Zenit erreicht und der
Kaiser mit allen Mitteln seinen despotischen Souveränitätsanspruch
verteidigt, wird Seneca beschuldigt, an einer Verschwörung gegen
Nero beteiligt zu sein. Dieser befehligt ihn darauf, sich selbst zu
töten. Doch bevor Seneca Neros Befehl nachkommt und sich seinem
Schicksal ergibt, hat er noch einiges zu sagen.
SENECA des deutschen Regisseurs Robert Schwentke
(„Der Hauptmann“) ist ein Historiendrama mit komödiantischen
Zügen, welches das Publikum zutiefst spaltet. Der Spielfilm ist
keineswegs kein klassisches Historiendrama oder ein Kostümfilm.
Vielmehr handelt es sich bei SENECA um einen zeitlosen antiken Stoff,
der elegant verpackt über das Versagen der Vernunft in Realität
berichtet. Dabei strotzt der Film nur so von aktuellen Anspielungen.
Mit 112 Minuten ist der Film ein wenig zu lang geraten. Er verbeißt
sich oft in interessanten Themen ohne auf den Punkt zu kommen, wobei
die Themen Macht und Opportunismus sehr spannend sind. Im Mittelpunkt
der Handlung steht Lucius Annaeus Seneca, genannt Seneca der Jüngere.
Er
war ein geachteter und geschätzter römischer Philosoph,
Dramatiker, Naturforscher, Politiker und als Stoiker einer der meistgelesenen
Schriftsteller seiner Zeit. Seine Reden, die ihn bekannt gemacht hatten,
sind in den Wirren der Geschichte verloren gegangen. Er gehörte
zu den mächtigsten und reichsten Männern seiner Zeit. Vom
Jahr 49 an war er der maßgebliche Erzieher bzw. Berater des
späteren Kaisers Nero. In einer Denkschrift beschrieb er eindringlich,
warm es weise sei, als Herrscher Milde walten zu lassen. Im Jahre
55 bekleidete Seneca ein politisches Amt, was im deutlichen Widerspruch
zu den von ihm in seinen philosophischen Schriften vertretenen ethischen
Grundsätzen stand, was ihm bereits bei Zeitgenossen Kritik eintrug,
da er als raffgieriger Opportunist galt. Senecas Bemühen, Nero
in seinem Sinne zu beeinflussen, war nicht von dauerhafter Wirkung.
Zuletzt
beschuldigte ihn der Kaiser der Beteiligung an einer gegen ihn gerichteten
Verschwörung und befahl ihm die Selbsttötung. Diesem Befehl
kam Seneca notgedrungen nach. SENECA thematisiert eben jene letzten
Tage des Philosophen. Der komplexen Persönlichkeit Senecas in
einem Film Rechnung ist ein komplexes Unterfangen, welchem dieser
Film nur bedingt gerecht wird. In den Momenten, wo sich der Film einem
absurden Humor bedient, ist er am stärksten in seiner Wirkung.
Daneben gibt es jedoch immer wieder unnötige Längen. Unabhängig
davon ist dieser Film schon alleine wegen der schauspielerischen Leistung
von John Malkovich sehenswert. Daneben verblassen alle anderen Cast-Mitglieder,
wie Geraldine Chaplin und Samuel Finzi. SENECA ist eine unterhaltsame
One-Man-Show mit viel Potential und großartigen Momenten.
SENECA
ET:
27.07.23: Digital / 11.08.23: DVD & Blu-ray | FSK 16
R: Robert Schwentke | D: John Malkovich, Tom Xander, Geraldine
Chaplin
Deutschland, Marokko 2023 | Weltkino Filmverleih GmbH