Nur
so zum Spaß verkleiden sich die beste Freundinnen Yesmin (Melina
Benli), Nati (Maya Wopienka) und Bella (Law Wallner) mit den Hijabs
von Yesmins Mutter. So filmen sich die drei Wiener Oberstufenschülerinnen
beim gemeinsamen Singen des R.E.M.-Songs „Losing My Religion“
– inklusive spaßiger Filter, twerken und sexy Posen. Als
Bella das Video unbekümmert bei YouTube hochlädt, geht es
schnell viral. Neben den Likes und positiven Kommentaren gibt es natürlich
auch negatives Feedback. Yesmins Mutter empfindet den aus einer Laune
heraus entstandenen Clip gar als religiösen Affront, während
sich ihr Vater in der Rolle des Agenten gefällt, der für
die drei Teenagerinnen fortan kleine Auftritte auf kurdischen Familienfesten
organisiert. Doch die Beziehung zwischen den drei Freundinnen wird
zunehmend komplizierte und auch die Anspannung innerhalb der Familie
droht zu eskalieren…
SONNE
ist das sehenswerte Spielfilmdebüt von Kurdwin Ayub. Der Film,
der jetzt für das Heimkino erscheint, feierte seine Premiere
auf der Berlinale und wurde mit dem GWFF-Preis für den besten
Erstlingsfilm prämiert. Der Film widmet sich stimmig und gelegentlich
launisch der Gen-Z und ihrer Social-Media-Fixierung. In einer Zeit,
wo scheinbar nahezu alles auf Video festgehalten wird und mit der
ganzen Welt geteilt wird, Familie und Freunde inklusive, sind Privatsphäre
und Datenschutz leere Formeln, die nicht beachtet oder geschätzt
werden.
Das
hat erhebliche Konsequenzen für die Gesellschaft im Allgemeinen
und den einzelnen Menschen im Besonderen. Klicks sind die Währung
der individuellen Eitelkeit und im „Idealfall“ sonnt man
sich für einen kurzen Augenblick im Ruhm der wankelmütigen
Masse. Diese Themen verhandelt dieser Film auf eine originelle Art
und Weise, wobei die Form und den Inhalt referenziert, was nicht immer
funktioniert. Trotzdem ist SONNE eine sehenswerte Auseinandersetzung
mit einem gesellschaftlich relevanten und polarisierenden Thema. Das
muss nicht jedem gefallen, gesehen haben sollte man diesen Film aber
auf jeden Fall.