SOULFOOD
dreht sich um den 12-jährigen Abe, der eine Passion fürs
Kochen entwickelt und jede Nacht durch New York streift, immer auf
der Suche nach Inspiration. Hier trifft er Chico, seines Zeichens
Streetfood-Künstler. Durch dessen Kreativität beim Kochen
erwächst in Abe die Vision, seine zerstrittene Familie durch
neue Gerichte zusammenzubringen – leichter gesagt als getan,
denn seine Verwandtschaft ist halb israelisch und halb palästinensisch,
der Zorn auf die Gegenseite ist tief verankert.
Auf
den ersten Blick ist Abe (Noah Schnapp) ein normaler New Yorker Teenager.
Doch er hat sowohl palästinensische als auch jüdische Wurzeln,
was bei jedem Familientreffen zu Konflikten führt. Außerdem
liebt er kochen über alles – ganz im Gegensatz zu seinen
Schulfreunden, die auf Autos, teure Klamotten und Selfies stehen.
Wenn seine Altersgenossen nachts schlafen, geht es für ihn durch
die Restaurants und Märkte New Yorks, um Inspiration für
neue Gerichte zu finden. Dabei begegnet er Chico (Seu Jorge), der
mit seinem Kochstil versucht, Einflüsse aus aller Welt einzufangen.
Für Abe ist die Freundschaft mit Chico ein Segen, schließlich
kann er mit seiner Hilfe versuchen, seine Verwandten mit einem einzigartigen
Abendessen zu vereinigen...
Der
brasilianische Regisseur Fernando Grostein Andrade („Na Quebrada“)
präsentiert mit „Soulfood - Familie geht durch den Magen“
eine unterhaltsame Familienkomödie mit ernsten Untertönen.
Sie zeigt, wie der kulinarische Genuss Menschen und Völker verbinden
kann. Es geht dabei auch um Selbstbestimmung und das schwierige Unterfangen
seinen eigenen Weg zu gehen und seinen Platz in der Welt zu finden.
Das Interesse von Abe für Fusionsküche steht dabei stellvertretend
für seinen Wunsch seinen verschiedenen kulturellen Wurzeln zu
verbinden und daraus sein „Lebensrezept“ zu gestalten.
Das das gar nicht so einfach ist, muss der Junge häufiger schmerzhaft
erfahren. Der film spielt gekonnt mit kulturellen und religiösen
Klischees und plädiert für ein kulturelles Miteinander auf
Augenhöhe.
Der
Film, der nun auf DVD erscheint und bereits Digital erhältlich
ist, ist in seiner Erzählweise leicht und beschwingt und macht
gute Laune. Es ist die perfekte Komödie für den Sommer,
der aufgrund der aktuellen weltweiten Krise nicht immer so leicht
und beschwingt war und ist. Der Film, der auf dem Sundance Film Festival
2019 seine Premiere feierte, regt die Zuschauerinnen und Zuschauer
zum Nachdenken an, was für einen Spielfilm keine schlechte Sache
ist. Dabei fungiert die Figur des Chico als gastronomischer und persönlicher
Mentor von Abe, der ihm hilft auf seinem Weg. Der Koch ist experimentiert
in seinem Betrieb gerne mit Fusion-Streetfood. Die beiden ergänzen
sich auf eine großartige Art und Weise.
In
seinem Betrieb lernt Abe viel über Fusion-Streetfood und das
Leben. Die lockere und leichte Atmosphäre dort bildet einen filmischen
Gegensatz zu der angespannten und schweren Atmosphäre, die bei
Abes Familie herrscht, wo Streit und Diskussionen ständige Begleiter
sind. Seine Familie erscheint jedoch nicht nur als stur und dogmatisch,
sondern auch als liebenswert. Der Film nimmt sich viel Zeit für
seine Charaktere und gibt jedem Familienmitglied ein Gesicht und eine
Story. So wird spürbar, was Abe an ihnen mag und was nicht. Die
Idee, Abe als Foodblogger zu präsentieren, wirkt erfrischend
zeitgemäß. So kann man seinen notwendigen Off-Kommentar
als hübsche Fotografien und -Rezepte im Tagebuchstil präsentieren,
ergänzt um seine erzählten Erlebnisse und Gedanken. Das
ist modernes Erzählkino, ergänzt mit einem glaubwürdigen
Schuss Ernsthaftigkeit.
SOULFOOD
- Familie geht durch den Magen
Brasilien, USA 2019 | Pandastorm Pictures | VÖ:
28. August 2020 (FSK 6) R: Fernando Grostein Andrade | D:
Noah Schnapp, Seu Jorge, Dagmara Dominczyk