Es
ist das Jahr 1937: Die Japaner fallen im Sommer in China ein und nehmen
im Handstreich weite Landesteile im Norden ein. Die militärisch
unterlegenen Verteidiger ziehen sich zu Hunderttausenden zurück
und überlassen Shanghai dem Feind. Lediglich das 524. Regiment
der 88. Division erhält den Auftrag, die Stadt zu verteidigen.
Ihre Festung ist ein ehemaliges Lagerhaus an einem Fluss. Auf der
anderen Seite des Ufers: die internationalen Konzessionen, ein Art
Schutzzone, in der etliche Chinesen zwischen britischen, französischen
und US-amerikanischen Staatsbürgern Schutz suchen und die aus
diplomatischen Gründen von den Japanern weder bombardiert noch
anderweitig angegriffen wird. Die 524. Regiment soll die Stellung
davor halten, um der Bevölkerung einen letzten Moralitätsschub
zu geben – und um durch ihre Beharrlichkeit, durch ihren Heldenmut
internationale Unterstützung für China in diesem Krieg zu
gewinnen...
Die
Corona-Pendemie hat im vergangenen Jahr zu großen Verzerrungen
und Verwerfungen in der Filmindustrie geführt. Es fehlten mit
einigen Ausnahmen die wirklich großen Filmtitel an den Kinokassen
oder aber sie wurden von den Verleihern zurückgehalten, weil
die Kinos weltweit geschlossen waren. Man denke nur an das Schicksal
des neuen James Bond Films, dessen Kinostart immer noch in den Sternen
steht. Nun erscheint der erfolgreichste Film des vergangenen Jahres
auf DVD und Blu-ray, nachdem er bereits als VoD verfügbar ist.
Die Rede ist von „The 800“. Ein Film, der bei einem geschätzten
Budget von 80 Millionen Dollar die weltweiten Charts mit 472 Millionen
Dollar anführt und keine amerikanische, britische oder auch indische
Produktion ist, sondern aus der VR China stammt. Der Film basiert
auf dem Widerstand einiger Soldaten der Republik China während
der dreimonatigen Schlacht um Shanghai im Zweiten Weltkrieg.
Der
Film ist spektakulär in Szene gesetzt und spiegelt das Kriegsgeschehen
packend wider. Regisseur Hu Guan könnte dabei inszenatorisch
aus dem Vollen schöpfen. Sage und schreibe 68 Gebäude wurden
auf einem 133.000 qm² großen Areal eigens für diesen
Film errichtet. In diesem Film regnet es sehr oft, die Straßen
bestehen aus Matsch und überall lauert der Tod. Dieses düstere
Szenario unterstreicht die Schrecken des Krieges. Hier ist nichts
bunt und schön – hier ist die Hölle auf Erden. Gnade
sucht man vergebens in diesem Szenario. „The 800“ ist
sehr rasant inszeniert und glänzt mit einer hohen Dynamik und
beeindruckenden Bildern, die noch lange nach dem Abspann in Erinnerung
bleiben. Was fehlt, sind die persönlichen Schicksale der Protagonisten
und ihre Geschichten. Die Soldaten bleiben erstaunlich blass, so dass
es schwer fällt sich mit ihnen emotional zu identifizieren. Trotzdem
ist „The 800“ ein packender und spannender Kriegsfilm,
der eine hohe erzählerische Tiefe besitzt.