Ein
junger Mann übernimmt widerwillig die Totenwache für das
Mitglied einer orthodoxen jüdischen Gemeinde. In einer schicksalhaften
Nacht wird der Held mit furchterregenden Geheimnissen und seinen eigenen
Dämonen konfrontiert.
Yavoc
(Dave Davis) ist Jude und besucht eine Selbsthilfegruppe in Brooklyn,
um sich an die großen christlichen und multikulturellen Gesellschaften
anzupassen. In seiner eigenen chassidischen Gemeinde kommt er nicht
mehr zurecht, weil er seinen Glauben verloren hat. Nach dem Tod seines
Bruders trägt er ein Schuldgefühl mit sich, das ihn zu einem
zerbrechlichen Menschen macht. Als Yavoc von seinem Rabbi das Angebot
bekommt, die nächtliche Totenwache für ein verstorbenes
Mitglied der Gemeinde zu übernehmen, stimmt er widerwillig zu,
schließlich braucht er das Geld. Doch schon kurz nach seiner
Ankunft stellt er fest, dass in dem runtergekommenen Haus etwas nicht
mit rechten Dingen zugeht. Der Grund der mysteriösen Vorkommnisse
steht schon bald fest: Hier treibt der jüdische Totengeist „Mazik“
sein Unwesen…
„The
Vigil - Die Totenwache“ ist ein gelungener Horrorfilm, der sich
an die Fans von minimalistischen Gruselfilmen richtet, die Wert auf
eine durchdachte Handlung legen und eine Geschichte schätzen,
die sich jenseits von ausufernden Spezialeffekten bewegt. Zudem bietet
dieser Film interessante Einblicke in eine verborgene Welt, die man
ansonsten nur selten zu sehen bekommt. Die Rede ist von der chassidischen
Gemeinde in New York. Diese ultraorthodoxe jüdische Gemeinde
lebt abgeschottet im Herzen von New York nach eigenen Regeln und Gesetzen,
die für Außenstehende nur schwer zu verstehen und durchschauen
sind. Die Hauptfigur in „The Vigil - Die Totenwache“,
Yakov, überzeugend gespielt von Dave Davis, hat sich von seiner
chassidischen Gemeinde nach einem traumatischen Ereignis abgewandt
und besucht nun eine Selbsthilfegruppe, um in der „realen“
Welt zu bestehen und zu überleben.
Schon
so scheinbar selbstverständliche Dinge wie das Schreiben einer
Bewerbung oder das Ansprechen einer Frau stellen große Hindernisse
dar. Mit dieser ungewöhnlichen Ausgangsprämisse hebt sich
dieser Film schon zu Beginn von ähnlichen Produktionen ab. Auch
wenn dieser Film das Genre nicht neu erfindet, bringt er neue Akzente
hinein und verlässt sich voll und ganz auf die kraftvolle und
spannende Handlung. Der größte Teil des Films spielt in
einem gruseligen und dunklen Haus auf engstem Raum. Das sorgt für
eine sehr emotional intensive Stimmung. Zahlreiche Junp Scares sorgen
dabei für das notwendige Gruselgefühl. Handwerklich gesehen
kann „The Vigil - Die Totenwache“ überzeugen. Der
Film sieht gut aus, fühlt sich gruselig an und auch schauspielerisch
ist alles im grünen Bereich. Schließlich muss Dave Davis
den Film weitgehend auf seinen Schultern tragen, was ihm sehr gut
und überzeugend gelingt.
Was
jedoch den Film so besonders macht, ist der Umstand, dass in Sachen
Dämonen und finsteren Mächten nicht wie sonst üblich
erst einmal das Kreuz und Weihwasser herausgekramt wird, sondern das
allseits bekannte Setting in eine andere Religion und Gemeinschaft
übertragen wird. Der Regisseur nähert sich der chassidischen
Gemeinde mit viel Neugierde und wertet nicht. Hier greift kein simples
Schwarz-Weiß-Muster. Und auch in Sachen Dämon geht dieser
Film innovative Wege. So ernähren sich die jüdischen Dämonen
vom Schmerz ihrer Opfer. Dieser Umstand ermöglicht es dem Film
seine Geschichte in einen historischen Kontext einzubetten, der zeigt,
dass das wahre Grauen in dieser Welt in den Abgründen der menschlichen
Seele lauert.
THE
VIGIL - Die Totenwache
USA 2019 | EuroVideo Medien GmbH | VÖ: 11.
Februar 2021 (DVD & Blu-ray) / Digital: 22. Januar 2021 (FSK
16) R: Keith Thomas | D: Dave Davis,
Menashe Lustig, Malky Goldman, Lynn Cohen, Fred Melamed, Ronald
Cohen