Ein
Anwalt, der jahrzehntelange Umweltverschmutzung durch einen riesigen
Chemiekonzern aufdeckt, nach Gerechtigkeit für die Betroffenen
strebt und sich dabei fast selber zu Grunde richtet. Eine klassische
„David gegen Goliath“ - Geschichte.
Cincinnati,
1998. Der erfolgreiche Wirtschaftsanwalt Rob Bilott (Mark Ruffalo)
gerät in einen Zwiespalt, als ihn zwei Farmer auf merkwürdige
Vorgänge in Parkersburg, West Virginia, aufmerksam machen, wo
eine große Zahl von Kühen auf rätselhafte Weise verendet
ist. Die Farmer vermuten dahinter den Chemiekonzern DuPont, für
den Bilott selbst als Anwalt arbeitet. Trotz dieses Interessenskonflikts
will der gewissenhafte Jurist den Fall vorbehaltlos aufklären
und findet tatsächlich schnell belastende Indizien, die auf einen
Umweltskandal von ungeheurem Ausmaß hindeuten. Unterstützt
von seinem Boss Tom Terp (Tim Robbins) und seiner Frau Sarah (Anne
Hathaway) stürzt sich Bilott aufopferungsvoll in eine langwierige
Auseinandersetzung, die ihn seinen Ruf, seine Gesundheit, privates
Glück und vielleicht sogar sein Leben kosten könnte…
Im
Jahr 2016 veröffentlichte das New York Times Magazin einen Artikel
von Nathaniel Rich mit dem Titel „The lawyer who became DuPont's
worst nightmare“. In diesem Artikel beschreibt der Autor die
tragische Geschichte des Anwalts Rob Bilott, der sich über viele
Jahre mit Umweltverschmutzung durch die Firma DuPont beschäftigte.
Im Jahr darauf, wurde Robert Billot mit dem „Alternativen Nobelpreis“
ausgezeichnet. Die schwedische Stiftung Right Livelihood Award Foundation
begründete die Vergabe des Preises an Bilott folgendermaßen:
„Für die Aufdeckung einer über Jahrzehnte andauernden
chemischen Umweltverschmutzung, das Erreichen von Entschädigung
für deren Opfer und seinen Einsatz für eine effektivere
Regulierung gefährlicher Chemikalien.“ Dabei handelt es
sich nicht nur um eine echte Schweinerei für die Bewohner von
Parkensburg.
Genau
diese Geschichte über einen Anwalt, der verbissen nach Gerechtigkeit
strebt und fast zum Helden „von der anderen Seite“ wird,
wird im Film von Regisseur Todd Haynes („Carol“) erzählt.
Man sollte in diesem Film keine ungewöhnlichen inszenatorischen
Kniffe erwarten. Die Farben in diesem Film sind nicht sehr dynamisch
und er wirkt durch und durch düster. So, als hätte es in
den 90er Jahren in Virginia immer geregnet. Die Trostlosigkeit dieser
Gegend wird durch die Inszenierung so deutlich gemacht, dass man sich
fragt, wie irgendein Mensch es dort dauerhaft aushalten kann. Lediglich
bei gesellschaftlichen Ereignissen gibt es eine gewisse Art von Gemütlichkeit,
so zum Beispiel, als Rob und seine Frau Sarah das Jahrestreffen der
Ohio Chemical Alliance 1999 besuchen. Aber auch dort wird diese wieder
gebrochen, denn die Art wie die Menschen sich dort behandeln zeugt
erneut von Kälte. Es ist ein interessanter Widerspruch: Bei den
Farmern und Bewohnern von Parkensburg ist die Umgebung kalt und grau,
das Verhalten aber durchaus von Herzlichkeit geprägt, in der
Welt der Anwälte und Firmen ist es genau anders herum.
Der
Cast bietet neben Marc Ruffalo („Avengers 4: Endgame“),
der wie bereits erwähnt die Hauptrolle spielt, noch Anne Hathaway
(„Zwei an einem Tag“) als seine Frau. Die beiden sind
als einzelne Charaktere äußerst interessant und spielen
toll. Das Ehepaar kann man ihnen aber nicht abnehmen, dafür stimmt
die Chemie irgendwie nicht, vielleicht auch weil Marc Ruffalo nicht
wirkt wie ein Mann, der gerade geheiratet und Nachwuchs bekommen hat.
Insgesamt
wird hier eine interessante Geschichte erzählt. Sie ist dabei
schnörkellos und lässt die unwesentlichen Dinge weg, sodass
man sich ganz auf die Stärken des Films konzentrieren kann. Das
sind vor allem die starke Leistung von Marc Ruffalo und die Geschichte
an und für sich, packend und mit einer noch immer aktuellen und
brisanten Thematik.
VERGIFTETE
WAHRHEIT
USA 2019 | Tobis (Im Vertrieb von LEONINE) | VÖ:
12. Februar 2021 (DVD & Blu-ray) (FSK12) R: Todd Haynes | D: Mark Ruffalo,
Anne Hathaway, Tim Robbins