Das
Leben der Filmemacherin Janna Ji Wonders begann unter besonders skurrilen
Umständen: Jannas Mutter Anna und ihre Schwester Frauke zogen
Ende der 1960er als Hippies aus dem beschaulichen Bayern nach Amerika.
Doch nach einer Drogenerfahrung nahm sich Frauke das Leben. Als Anna
mit Janna schwanger wurde, entschied sie sich, nach Deutschland zurückzukehren
und dort Teil von Rainer Langhans' Kommune zu werden. Um zu sich selbst
zu finden, zieht sich Janna schließlich an den Walchensee zu
ihrer Oma zurück…
Mit „Walchensee Forever“ präsentiert
Regisseurin Janna Ji Wonders einen faszinierenden und sehenswerten
Dokumentarfilm, der so intim wie wuchtig daherkommt. Der Film spannt
einen erzählerischen Bogen aus den 1920er Jahren bis in die Jetztzeit
und entwirft einen spannenden Innenblick auf eine ganz besondere Familiengeschichte.
Dabei kann die Regisseurin erzählerisch aus dem Vollen schöpfen,
ist sie doch Teil einer ganz speziellen Familie. So liegen die großen
cineastischen Themen manchmal ganz nah, man muss sie nur gekonnt inszenieren,
was Janna Ji Wonders mit Bravour gelingt. Die Familiengeschichte ist
nicht nur spannend, sie voller aufregender Wendungen und spiegelt
in sich zugleich 100 Jahre Zeitgeschichte wider. Der Dokumentarfilm
ist das bewegte Porträt von vier Generationen von Frauen, die
versuchen ihren Weg zu gehen, sich patriarchalischen Strukturen unterwerfen
und widersetzen, ihnen versuchen zu entfliehen und an ihnen zu Grunde
gehen.
Das ist so erschütternd wie sehenswert.
Für den Film erweist sich als wahrer Glücksfall, dass sehr
viel Foto- und 8mm-Filmmaterial besteht, dass die Geschichte dieser
mutigen vier Frauen ausreichend dokumentiert. Selten war ein Gesellschaftsporträt
intimer und wirkmächtiger als dieser Dokumentarfilm. Sie ist
nicht nur ein bewegendes Stück deutscher Zeitgeschichte, sondern
auch ein intimer Blick hinein in eine Familie der ganz besonderen
Art. Die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts mit all ihren Höhen
und Tiefen, ihren Verwerfungen und Widersprüchlichkeiten wird
greifbar in den Einzelschicksalen dieser starken Frauen und bleibt
doch bisweilen schwer verständlich. So spiegelt sich das Monumentale
im Alltäglichen, faszinierend und groß.