DVD &V BLU-RAY | 25.11.2020

Weltreise mit Buddha

Die Kulturen dieser Welt üben immer eine große Faszination aus und der Duft der neuen Erkenntnisse lässt uns in die Ferne schweifen. Nur manchmal, und das erkannte man schon sehr früh, liegt Glück und Zufriedenheit bereits in unserem Haus begraben. Nun erscheint die faszinierende Dokumentation von Jesco Puluj auf DVD und VoD.

von Franziska Keil


© Happy Entertainment

In WELTREISE MIT BUDDHA erkundet Regisseur Jesco Puluj frisch und unterhaltsam die verschiedensten Ausprägungen des Buddhismus weltweit. Der junge deutsche Filmemacher reist in seinem Erstlingswerk, das nun auf DVD und VoD erscheint, um die Welt, um buddhistische Mönche und Nonnen zu treffen. Er geht dabei den Fragen nach: Was ist die Essenz des Buddhismus? Woraus schöpft diese Religion ihre tiefe Kraft? Und soll er selbst Buddhist werden. Jesco Puluj beginnt seine Reise in Thailand, wo er auf den charismatischen Mönch Julien trifft, der ursprünglich aus Kanada stammt und in den Bergen Thailands durch Meditation seine innere Ruhe gefunden hat. Doch ist Meditation der einzige Weg zum Glück? Jesco reist weiter nach Japan, China, Nepal und Afrika, um den Buddhismus in all seinen Facetten zu kennenzulernen. Er möchte verstehen, was das Mönch-Sein für viele so attraktiv macht. Schließlich versucht er sich sogar selbst als Mönchs-Novize, in der Hoffnung, Buddhas Lächeln tiefer erfassen zu können.

Als ich ein Kind war, las man uns im Kindergottesdienst eine Geschichte von zwei (christlichen) Mönchen, die auszogen um den Raum des Glücks zu finden. In diesem sollten paradiesische Zustände herrschen und sogar die Möglichkeit bestehen mit Gott direkt zu sprechen. Nach jahrelangen Entbehrungen und einer langen Reise kommen sie schließlich zu dem Ort, wo sie den Raum zu sehen glauben und müssen erkennen, dass es sich dabei um das Tor ihres eigenen Klosters handelt. Bei dieser Dokumentation von Jesco Puluj hat man manchmal das Gefühl, es ginge ihm ganz genauso. Er möchte unbedingt in die Ferne schweifen und sein Weg führt ihn dabei über den kompletten Globus, ein wenig wie eine endlose Schnitzeljagd nach Antworten auf Fragen, die vielleicht niemand außer man selber beantworten kann.


© Happy Entertainment

Seine erste Station ist bei Phra Julien in der Einsamkeit der Berge Thailands. Dort trifft er einen Mann, der ursprünglich aus Kanada stammt, aber nun schon seit Jahrzehnten als buddhistischer Mönch in den Bergen lebt und völlig eins mit sich selber zu sein scheint. Nur ist es wahrscheinlich nicht für jeden Menschen denkbar, die Einsamkeit für sich selbst zu wählen, genau wie es auch viele Mitglieder anderer Religionen gibt, die einfach nur Gläubige und nicht unbedingt Mitglied in Klöstern sein wollen oder eingebunden in die Aufgaben der Gemeinde. Und obwohl Julien abgeschieden lebt und sehr viele Stunden seines Tages damit verbringt zu meditieren, hat man das Gefühl, dass man es hier nicht mit einer ätherischen Lichtgestalt zu tun hat. Denn irgendwie scheinen diese Menschen alle sehr geerdet und ruhig zu sein, gleichzeitig ist der Glauben aber doch sehr weltlich und versucht bewusst eine Rolle in den Leben der Menschen zu spielen, anstatt abgehoben in einer „Burg des Glaubens“ stattzufinden.

Danach führt ihn sein Weg nach Japan, wo er einen doch recht kuriosen buddhistischen Tempel besucht. Dort sind die Mönche die Barkeeper und gleichzeitig die Stars des Rockkonzertes. Man kann sich vorstellen, dass durch diesen Ansatz die Menschen sicherlich lieber an religiösen Aktivitäten teilnehmen, als auf andere Weise. Danach reist er nach Irland, wo er im Skulpturenpark, in dem man durch Meditation und vielleicht sogar einige Schocks mit der Frage konfrontiert wird, was ist es eigentlich, was ich mit meinem Leben anfange und macht mich das glücklich? Schließlich reist er nach Nepal, wo der Buddhismus seinen Anfang nahm und besucht dort ein Nonnenkloster.


© Happy Entertainment

Danach geht es für ihn in die Mongolei, mit atemberaubenden Aufnahmen von von zerstörten Klöstern und völliger Einsamkeit. Als nächstes führt ihn sein Weg nach China, wo er einen Roboter-Mönch und ein ganzes Animationsstudio vorfindet, mit deren Hilfe die Lehren des Buddhismus an die Gläubigen gebracht werden sollen. Etwas ketzerisch kann man allerdings sagen, dass einem dieser Ansatz teilweise wie eine Aneinanderreihung von Kalendersprüchen vorkommt. Danach verschlägt es ihn nach Afrika und schließlich wieder nach China, wo er sich selber als buddhistischer Mönch probieren kann. Als letztes besucht er noch einmal seinen ersten Gastgeber in den thailändischen Bergen. Die Weite, die er dort vorfindet, lässt einen Staunen und lädt zum Träumen an. Da kann man die Ruhe und den Frieden fast mit den Fingern greifen, so kommt es einem zumindest vor.

Jesco Puluj behandelt das Thema „Buddhismus“ mit viel Fingerspitzengefühl und Respekt. Er giert nach neuen Erkenntnissen und möchte eine Religion durchdringen. Nun kommt aber das Problem zutage: Man stört sich etwas an der Art und Weise, sowie der Prämisse, mit der er der Religion begegnet. Man kann sicherlich eine Religion erforschen und auch viele ihrer Ausprägungen auf der Erde. Allerdings scheint das eher den Zweck der Selbsttherapie zu haben. Wenn man eine Dokumentation über das Christentum machen würde, wäre man ja auch etwas irritiert, wenn derjenige „das einfach mal selber ausprobieren“ möchte, Christ zu sein.

Schön ist die Lehre, die wohl ganz am Ende als wichtigste Lehre bleibt: „Mir gefällt, wie der Mönch Phra Julien es ausdrückt. „Der Buddhismus ist ganz einfach zu verstehen, er besteht aus drei Dingen: anderen durch gute Taten zu helfen, niemandem Leidzuzufügen und seinen Geist zu reinigen, um sich von Eifersucht, Wut und Hass zu befreien."

Nur könnte man eigentlich meinen, dass diese Dinge sowieso selbstverständlich sind. Und vielleicht wäre es sogar etwas, was man in den zehn Geboten auch wiederfinden kann. Und so zeigt sich einmal mehr, dass die Religionen der Welt (und zwar egal welche) wichtige Impulse zum Zusammenleben zwischen den Menschen geben und es sich lohnt auf Spurensuche zu gehen, wie es Jesco Puluj getan hat. Nur ob man dafür in die Welt hinausziehen muss, ist fraglich.


WELTREISE MIT BUDDHA

Deutschland 2020 | Happy Entertainment | : 27. November 2020 (FSK 6)
R: Jesco Puluj | Dokumentation


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