Die
Kulturen dieser Welt üben immer eine große Faszination
aus und der Duft der neuen Erkenntnisse lässt uns in die Ferne
schweifen. Nur manchmal, und das erkannte man schon sehr früh,
liegt Glück und Zufriedenheit bereits in unserem Haus begraben.
Nun erscheint die faszinierende Dokumentation von Jesco Puluj auf
DVD und VoD.
In
WELTREISE MIT BUDDHA erkundet Regisseur Jesco Puluj frisch und unterhaltsam
die verschiedensten Ausprägungen des Buddhismus weltweit. Der
junge deutsche Filmemacher reist in seinem Erstlingswerk, das nun
auf DVD und VoD erscheint, um die Welt, um buddhistische Mönche
und Nonnen zu treffen. Er geht dabei den Fragen nach: Was ist die
Essenz des Buddhismus? Woraus schöpft diese Religion ihre tiefe
Kraft? Und soll er selbst Buddhist werden. Jesco Puluj beginnt seine
Reise in Thailand, wo er auf den charismatischen Mönch Julien
trifft, der ursprünglich aus Kanada stammt und in den Bergen
Thailands durch Meditation seine innere Ruhe gefunden hat. Doch ist
Meditation der einzige Weg zum Glück? Jesco reist weiter nach
Japan, China, Nepal und Afrika, um den Buddhismus in all seinen Facetten
zu kennenzulernen. Er möchte verstehen, was das Mönch-Sein
für viele so attraktiv macht. Schließlich versucht er sich
sogar selbst als Mönchs-Novize, in der Hoffnung, Buddhas Lächeln
tiefer erfassen zu können.
Als ich ein Kind war, las man uns im Kindergottesdienst
eine Geschichte von zwei (christlichen) Mönchen, die auszogen
um den Raum des Glücks zu finden. In diesem sollten paradiesische
Zustände herrschen und sogar die Möglichkeit bestehen mit
Gott direkt zu sprechen. Nach jahrelangen Entbehrungen und einer langen
Reise kommen sie schließlich zu dem Ort, wo sie den Raum zu
sehen glauben und müssen erkennen, dass es sich dabei um das
Tor ihres eigenen Klosters handelt. Bei dieser Dokumentation von Jesco
Puluj hat man manchmal das Gefühl, es ginge ihm ganz genauso.
Er möchte unbedingt in die Ferne schweifen und sein Weg führt
ihn dabei über den kompletten Globus, ein wenig wie eine endlose
Schnitzeljagd nach Antworten auf Fragen, die vielleicht niemand außer
man selber beantworten kann.
Seine
erste Station ist bei Phra Julien in der Einsamkeit der Berge Thailands.
Dort trifft er einen Mann, der ursprünglich aus Kanada stammt,
aber nun schon seit Jahrzehnten als buddhistischer Mönch in den
Bergen lebt und völlig eins mit sich selber zu sein scheint.
Nur ist es wahrscheinlich nicht für jeden Menschen denkbar, die
Einsamkeit für sich selbst zu wählen, genau wie es auch
viele Mitglieder anderer Religionen gibt, die einfach nur Gläubige
und nicht unbedingt Mitglied in Klöstern sein wollen oder eingebunden
in die Aufgaben der Gemeinde. Und obwohl Julien abgeschieden lebt
und sehr viele Stunden seines Tages damit verbringt zu meditieren,
hat man das Gefühl, dass man es hier nicht mit einer ätherischen
Lichtgestalt zu tun hat. Denn irgendwie scheinen diese Menschen alle
sehr geerdet und ruhig zu sein, gleichzeitig ist der Glauben aber
doch sehr weltlich und versucht bewusst eine Rolle in den Leben der
Menschen zu spielen, anstatt abgehoben in einer „Burg des Glaubens“
stattzufinden.
Danach führt ihn sein Weg nach Japan,
wo er einen doch recht kuriosen buddhistischen Tempel besucht. Dort
sind die Mönche die Barkeeper und gleichzeitig die Stars des
Rockkonzertes. Man kann sich vorstellen, dass durch diesen Ansatz
die Menschen sicherlich lieber an religiösen Aktivitäten
teilnehmen, als auf andere Weise. Danach reist er nach Irland, wo
er im Skulpturenpark, in dem man durch Meditation und vielleicht sogar
einige Schocks mit der Frage konfrontiert wird, was ist es eigentlich,
was ich mit meinem Leben anfange und macht mich das glücklich?
Schließlich reist er nach Nepal, wo der Buddhismus seinen Anfang
nahm und besucht dort ein Nonnenkloster.
Danach
geht es für ihn in die Mongolei, mit atemberaubenden Aufnahmen
von von zerstörten Klöstern und völliger Einsamkeit.
Als nächstes führt ihn sein Weg nach China, wo er einen
Roboter-Mönch und ein ganzes Animationsstudio vorfindet, mit
deren Hilfe die Lehren des Buddhismus an die Gläubigen gebracht
werden sollen. Etwas ketzerisch kann man allerdings sagen, dass einem
dieser Ansatz teilweise wie eine Aneinanderreihung von Kalendersprüchen
vorkommt. Danach verschlägt es ihn nach Afrika und schließlich
wieder nach China, wo er sich selber als buddhistischer Mönch
probieren kann. Als letztes besucht er noch einmal seinen ersten Gastgeber
in den thailändischen Bergen. Die Weite, die er dort vorfindet,
lässt einen Staunen und lädt zum Träumen an. Da kann
man die Ruhe und den Frieden fast mit den Fingern greifen, so kommt
es einem zumindest vor.
Jesco Puluj behandelt das Thema „Buddhismus“
mit viel Fingerspitzengefühl und Respekt. Er giert nach neuen
Erkenntnissen und möchte eine Religion durchdringen. Nun kommt
aber das Problem zutage: Man stört sich etwas an der Art und
Weise, sowie der Prämisse, mit der er der Religion begegnet.
Man kann sicherlich eine Religion erforschen und auch viele ihrer
Ausprägungen auf der Erde. Allerdings scheint das eher den Zweck
der Selbsttherapie zu haben. Wenn man eine Dokumentation über
das Christentum machen würde, wäre man ja auch etwas irritiert,
wenn derjenige „das einfach mal selber ausprobieren“ möchte,
Christ zu sein.
Schön ist die Lehre, die wohl ganz am
Ende als wichtigste Lehre bleibt: „Mir gefällt, wie der
Mönch Phra Julien es ausdrückt. „Der Buddhismus ist
ganz einfach zu verstehen, er besteht aus drei Dingen: anderen durch
gute Taten zu helfen, niemandem Leidzuzufügen und seinen Geist
zu reinigen, um sich von Eifersucht, Wut und Hass zu befreien."
Nur
könnte man eigentlich meinen, dass diese Dinge sowieso selbstverständlich
sind. Und vielleicht wäre es sogar etwas, was man in den zehn
Geboten auch wiederfinden kann. Und so zeigt sich einmal mehr, dass
die Religionen der Welt (und zwar egal welche) wichtige Impulse zum
Zusammenleben zwischen den Menschen geben und es sich lohnt auf Spurensuche
zu gehen, wie es Jesco Puluj getan hat. Nur ob man dafür in die
Welt hinausziehen muss, ist fraglich.
WELTREISE
MIT BUDDHA
Deutschland 2020 | Happy Entertainment | VÖ:
27. November 2020 (FSK 6) R: Jesco Puluj | Dokumentation