KINO | 22.08.2024

ALLES FIFTY FIFTY

Marion und Andi halten sich trotz Trennung für Vorzeigeeltern und kümmern sich fifty-fifty um ihren elfjährigen Sohn Milan. Der gemeinsame Sommerurlaub in Italien, bei dem auch Marions neuer Freund dabei ist, zeigt jedoch überraschende Erziehungslücken auf: Milan ist ein verwöhntes Einzelkind, der gezielt seine Eltern gegeneinander ausspielt, Espresso trinkt, aber noch nicht mal schwimmen kann.

von Franziska Keil


© Leonine

Marion (Laura Tonke) und Andi (Moritz Bleibtreu) sind als Eltern so sehr von sich überzeugt, dass es für sie selbst nach ihrer Trennung voneinander eine Selbstverstädlichkeit ist, sich weiterhin gleichberechtigt um ihren elf Jahre alten Sohn Milan (Valentin Thatenhorst) zu kümmern. Selbst in den Sommerurlaub nach Italien, bei dem sogar Marions neuer Partner Robin (David Kross) dabei ist, fahren sie noch gemeinsam. Nur wird ihnen dabei schlagartig klar, dass sie sich an ihre eigene Nase fassen müssen, weil ihr kleiner Milan wohl doch keine so gute Erziehung genossen hat und damit beginnt, seine Eltern nach Strich und Faden gegeneinander auszuspielen. Marion und Andi beschließen also, sich fortan mit neuer Ernsthaftigkeit und Strenge um die Erziehung ihres Sohnes zu kümmern. Dabei lernen sich die beiden selbst neu kennen und beginnen vorsichtig, sich wieder anzunähern. Kann die alte Familie wieder zusammenfinden?

Der deutsche Spielfilm „Alles Fifty Fifty“ versucht das Genre der Komödie mit einer Mischung aus Slapstick, Dialogwitz und familiären Konflikten zu beleben. Unter der Regie von Alireza Golafshan versammelt der Film ein vielversprechendes Ensemble, darunter Moritz Bleibtreu und David Kross, die für einige der unterhaltsamsten Momente sorgen. Doch trotz dieser Stärken bleibt der Film in vielen Aspekten hinter den Erwartungen zurück – insbesondere in Bezug auf seinen Humor. „Alles Fifty Fifty“ erzählt die Geschichte von Andi (Moritz Bleibtreu) und Marion (Laura Tonke), einem Paar, das sich mit den Herausforderungen des Elternseins auseinandersetzt. Ihr Sohn Milan sorgt für reichlich Aufregung, als er immer wieder in Schwierigkeiten gerät. Die Eltern versuchen verzweifelt, ihre Erziehungsmethoden zu koordinieren und gleichzeitig ihren Sohn im Zaum zu halten. Der Film nimmt die Zuschauer mit auf eine chaotische Reise voller Missverständnisse und komischer Situationen. Trotz des Potenzials für humorvolle Szenen ist „Alles Fifty Fifty“ vor allem in Sachen Slapstick und Körperhumor eine Enttäuschung. Viele der Gags wirken gezwungen und nicht gut umgesetzt. Selbst erfahrene Darsteller wie Axel Stein können nicht verhindern, dass ihre schusseligen Momente steif und überprobt wirken.

Ein Beispiel dafür ist eine Szene mit Laura Tonke, die in einer sexuell aufgeladenen Passage mit einem ahnungslosen älteren Herrn interagiert. Diese Sequenz fühlt sich eher bemüht als spontan an. Wo der Film jedoch glänzt, sind die Dialoge. Besonders gelungen sind die Wortgefechte zwischen Andi und Marion. Die Chemie zwischen den beiden ist mehr als gelungen. Da sprüht es nur so von komödiantischen Funken. Ein herausragendes Beispiel ist der Einstieg des Films, wo sich das Paar zusammenschließt, um die Direktorin ihrer Schule verbal in die Enge zu treiben. Diese Szenen zeigen das Potenzial des Films auf – wenn er sich auf scharfsinnige Dialoge konzentriert, kann er durchaus unterhalten. Leider wird dieses Niveau nicht konstant gehalten. Ein weiteres Manko des Films ist seine langsame Erzählweise. Nachdem Kross' Figur nach etwa einer Stunde aus der Handlung ausscheidet, verliert der Film merklich an Schwung. Die Interaktionen zwischen Andi, Marion und ihrem Sohn Milan werden zunehmend langweilig und repetitiv. Es dauert lange, bis die Eltern erkennen, dass ihr Sohn sie gegeneinander ausspielt – ein Umstand, der schnell ermüdend wirkt. Die Suche nach dem ausgebüxten Sprössling zieht sich unnötig in die Länge und wird durch eine wenig einfallsreiche Kameraführung noch verstärkt. Hier hätte mehr Dynamik gutgetan.


ALLES FIFTY FIFTY

Start: 29.08.24 | FSK 6
R: Alireza Golafshan | D: Moritz Bleibtreu, Laura Tonke, Valentin Thatenhorst
Deutschland, Italien 2024 | Leonine



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