In
der Sommerhitze Marseilles teilen sich Nicole, Ruby und Elise eine
Wohnung mit Blick auf das Apartment eines attraktiven Nachbarn. Die
drei Freundinnen verbringen ihre Tage mit Partys, Sonnenbädern
und heimlichen Beobachtungen des mysteriösen Mannes. Als sie
endlich eine Einladung auf einen nächtlichen Drink in seiner
Wohnung erhalten, scheint sich ihre gemeinsame Fantasie zu erfüllen.
Die
südfranzösische Hafenstadt Marseille wird von einer ätzenden
Hitzewelle überrollt. Das Innere ihrer Wohnung gleicht deshalb
einer Sauna und so sehen sich Ruby (Souheila Yacoub), Nicole (Sanda
Codreanu) und Élise (Noémie Merlant) gezwungen, ihre
Tage auf dem Balkon zu verbringen, um wenigstens ein bisschen frische
Luft atmen zu können. Von dort aus haben die drei Mitbewohnerinnen
gute Sicht auf alles, was in der Nachbarschaft so alles passiert.
Fortan begnügen sie sich damit, sich in das Leben ihres Nachbarn
(Lucas Bravo) einzumischen. Doch die ausgelassene Stimmung wird schon
bald getrübt, als eines Abends nicht nur Wein, sondern auch Blut
vergossen wird.
Noémie Merlants "Balconettes"
ist mehr als nur ein Genrefilm; er ist ein kraftvolles Statement über
weibliche Ermächtigung, welches die Konventionen des Horrorgenres
und der Komödie unterläuft, um eine zutiefst feministische
Erzählung zu schaffen. Der Film, der in den Kinos zu sehen ist,
entfaltet sich in der brütenden Hitze von Marseille und folgt
drei jungen Frauen, die Zuflucht auf ihrem Balkon suchen, während
die Spannungen in der Stadt um sie herum eskalieren. Merlant, die
nicht nur Regie führt, sondern auch eine der Hauptrollen übernimmt,
beweist ein bemerkenswertes Gespür für Inszenierung. Sie
fängt die stickige Atmosphäre der Hitzewelle ein, die nicht
nur eine meteorologische Realität, sondern auch ein metaphorischer
Ausdruck der unterdrückenden gesellschaftlichen Strukturen ist,
mit denen die Frauen konfrontiert sind. Die Balkone, die ursprünglich
als Raum des passiven Beobachtens dienen, werden nach und nach zu
einer Bühne für aktiven Widerstand und schließlich
für eine kathartische Befreiung.
Souheila
Yacoub und Sanda Codreanu liefern neben Merlant beeindruckende schauspielerische
Leistungen ab. Sie verkörpern Frauen, die ebenso komplex wie
sympathisch sind, hin- und hergerissen zwischen Verletzlichkeit und
Trotz. Ihre Freundschaft, die zunächst durch gemeinsame Langeweile
und Voyeurismus geschmiedet wird, entwickelt sich zu einem unzerbrechlichen
Band der Schwesternschaft, das es ihnen ermöglicht, sich den
patriarchalen Kräften entgegenzustellen, die sie zu unterdrücken
drohen."Balconettes" weigert sich, Genregrenzen zu respektieren,
und vermischt auf gewagte Weise Elemente von Body Horror, schwarzer
Komödie und sozialem Realismus. Diese Genremischung dient nicht
nur dem Schockwert, sondern unterstreicht die subversive Natur des
Films. Die Gewalt, wenn sie auftritt, ist nicht selbstzweckhaft, sondern
ein gewaltsamer Akt des Widerstands gegen ein System, das die Körper
und die Autonomie von Frauen missachtet. Darüber hinaus ist der
Film von einem beißenden Humor durchdrungen, der oft in den
dunkelsten Momenten aufblitzt.
Dieser
Humor dient nicht dazu, die Ernsthaftigkeit der Themen zu untergraben,
sondern bietet vielmehr ein Ventil für die Frustration und Wut
der Frauen. Er ist eine Form des Trotzes, ein Lachen angesichts der
Unterdrückung. "Balconettes"
ist ein Film, der zum Nachdenken anregt und provoziert. Er ist kein
bequemes oder gefälliges Kino, aber er ist zutiefst lohnend für
sein Publikum. Er fordert uns heraus, unsere eigenen Vorurteile zu
hinterfragen und uns mit den Realitäten auseinanderzusetzen,
mit denen Frauen in einer Gesellschaft konfrontiert sind, die ihre
Macht allzu oft einschränkt. Vor allem aber ist er ein Fest weiblicher
Widerstandsfähigkeit und ein Aufruf zur Solidarität. Merlants
Film ist ein kraftvolles und wichtiges Werk, das noch lange nach dem
Abspann nachhallt.