KINO | 24.07.2024

BERNHARD HOETGER
Zwischen den Welten

Seine Bauwerke und Plastiken erregen heute noch Aufmerksamkeit, ihr Erschaffer ist jedoch nahezu vergessen: der Bildhauer und Architekt Bernhard Hoetger. Der 90minütige Kinofilm von Gabriele Rose erzählt das Schicksal dieses eigenwilligen Künstlers. Hoetger wird verkörpert von dem Schauspieler Moritz Führmann.

von Franziska Keil


© Kinescope Film

Bernhard Hoetger zählt zu den Avantgardisten der modernen Kunst im frühen 20. Jahrhundert und teilt die Bühne mit Künstlern wie Auguste Rodin, Pablo Picasso und Paula Modersohn-Becker. Mit seinem Talent gewann er zahlreiche Mäzene, darunter Ludwig Roselius, der ihn mit der Gestaltung der Böttcherstraße in Bremen beauftragte – heute ein bedeutendes Kulturdenkmal. Hoetger entwarf auch einen Stadtteil für den Erfinder des Leibniz Butterkekses und gestaltete das Außengelände für den Großherzog auf der Mathildenhöhe in Darmstadt. In Worpswede prägte Hoetger gemeinsam mit dem Maler Heinrich Vogeler das Bild des Künstlerdorfes. Zunächst für seine offene Kunst gefeiert, wendete er sich später auf der Suche nach der „Urkunst“ einem „nordischen“ Weg zu. Trotz seiner früheren Anerkennung wird Hoetgers Kunst unter der Naziherrschaft als entartet eingestuft, was seiner Karriere ziemliche Steine in den Weg legte.

Bernhard Hoetger (1874-1949) war ein deutscher Künstler, der zu Lebzeiten für seinen expressionistischen Stil und seine Experimentierfreude bekannt war. Seine Werke, darunter der Platanenhain in Darmstadt, die Skulpturen in Worpswede und die Neugestaltung der Böttcherstraße in Bremen, zeugen von seinem außergewöhnlichen Talent und seiner visionären Kraft. Doch trotz seines künstlerischen Erbes geriet Hoetger nach seinem Tod in Vergessenheit. Die Münchner Filmemacherin Gabriele Rose begibt sich in ihrem Dokumentarfilm "Bernhard Hoetger - Zwischen den Welten" auf die Spurensuche des Künstlers und zeichnet ein facettenreiches Bild seines Lebens und Werks. Anders als viele Biopics, die gerne mit fiktionalen Elementen arbeiten, um die Geschichte zu dramatisieren, verfolgt Roses Film einen rein dokumentarischen Ansatz.

"Dieser Film basiert ausschließlich auf Originalzitaten", heißt es zu Beginn. Aus Briefen, Tagebüchern und Tonbändern rekonstruiert Rose Hoetgers Leben und lässt ihn selbst zu Wort kommen. Die Zitate werden von Schauspielern gesprochen, die Hoetgers Freunde, Kollegen und Zeitgenossen darstellen. Dieser innovative Ansatz, der auf Authentizität und Realitätsnähe setzt, birgt jedoch auch Herausforderungen. Die nachgestellten Szenen, in denen die Schauspielerinnen und Schauspieler in Dialog treten, wirken teilweise steif und künstlich. Die Kostüme und Kulissen wirken gelegentlich billig und bedingt authentisch. Trotz dieser Schwächen überzeugt "Bernhard Hoetger - Zwischen den Welten" mit seiner umfassenden Recherchearbeit, dem vielschichtigen Bild des Künstlers und der spannenden Erzählweise. Der Film ist ein Muss für alle, die sich für Kunst, Geschichte und die Lebensgeschichte dieses außergewöhnlichen Künstlers interessieren.


BERNHARD HOETGER - Zwischen den Welten

Start: 25.07.24 | FSK 0
R: Gabriele Rose | Dokumentarfilm
Deutschland 2024 | Farbfilm



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