Robbie
Williams ist ein Affe. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn in seinem
Biopic „Better Man“ wird der Star nicht etwas von einem
Menschen verkörpert, sondern von einem CGI-Affen. Zwischen beeindruckenden
Bildern und emotionalen Songs offenbart der Sänger eine sehr
dunkle und gleichzeitig verletzliche Seite seines Selbst.
Die
Filmbranche hat eine besondere Faszination für Biografien berühmter
Persönlichkeiten, insbesondere Musiker. Mit Filmen wie „Rocketman“,
„Back To Black“ oder „Bob Marley: One Love“
sind in den letzten Jahren einige solcher Biopics erschienen. Wenn
man nicht gerade Fan des jeweiligen Musikers oder Musikerin ist, würde
man wohl kaum auf die Idee kommen, sich einen solchen Film anzusehen.
Auf den ersten Blick scheint „Better Man - Die Robbie Williams
Story“ nur ein weiteres Glied in dieser langen Reihe an biografischen
Verfilmungen zu sein. Warum aber der Film auch für mich, die,
abgesehen von ein paar Liedern im Radio, nie etwas mit Robbie Williams
am Hut hatte, extrem bewegend war, möchte ich im Folgenden erläutern.
Mit
nur 15 Jahren wird der junge Robbie Williams (Jonno Davies als Motion-Capture-Körperdouble)
ein Teil der Boyband Take That und katapultiert sich aus einfachsten
Verhältnissen direkt in den Pop-Olymp. Doch seine Karriere wird
zu einer emotionalen Achterbahnfahrt zwischen Erfolg, Selbstzweifeln,
persönlicher Krisen und dem Kampf gegen die Drogensucht. Auf
seinem kommerziellen Höhepunkt und kurz vor dem endgültigen
Absturz steht Robbie vor der Entscheidung, ob er sich selbst zerstören
oder sich seinen Dämonen stellen will. Der Twist? Robbie Williams
wird nicht durch einen Schauspieler verkörpert, der ihm besonders
ähnlich sieht, sondern wird so dargestellt, wie er sich im Laufe
seiner Karriere oft gefühlt hat: als Affe, der singt, tanzt und
andere bespaßt.
Ich
muss zugeben, dass ich erst etwas skeptisch war, ob der Film durch
einen CGI-Affen in der Hauptrolle nicht eher lächerlich wirkt
und es dadurch schwieriger wird, sich der Hauptfigur emotional verbunden
zu fühlen, aber das Gegenteil war der Fall. „Affen-Robbie“,
der mit Hilfe von Motion-Capture-Technologie zum Leben erweckt wurde,
hat eine so beeindruckend realistische und menschlich anmutende Mimik
und Gestik, dass ich bereits nach wenigen Minuten sehr gut mit ihm
klargekommen bin. Schauspieler Jonno Davies, der als Motion-Capture-Körperdouble
fungierte, liefert eine emotionale und tiefgreifende Performance ab,
die vor allem die Tiefpunkte und Selbstzweifel in Williams´
Leben fesselnd einfängt. Besonders Robbies toxische Beziehung
zu seinem Vater, der von Peter Williams gespielt wird, wird ergreifend
auf die Leinwand gebracht und lässt mit Sicherheit niemanden
kalt.
Natürlich
dürfen in einem Popstar-Biopic musikalische Performances nicht
fehlen. Für Regisseur Michael Gracey ist das Musical-Genre kein
Neuland, denn bereits mit „The Greatest Showman“ bewies
er sein Können in diesem Gebiet. In „Better Man“
gelingt es ihm bekannte Hits wie „Angels“ oder „Let
Me Entertain You“, aber auch neu interpretierte Versionen von
Williams´ Songs emotional in Szene zu setzen. Besonders hervorzuheben
ist eine Neuinterpretation des Liedes „Feel“, die während
einer der gefühlsintensivsten Szenen gespielt wird und eine sehr
verletzliche Seite des Künstlers widerspiegelt.
Die
meiner Meinung nach größte Stärke von „Better
Man“ ist seine Emotionalität. Die seelischen Höhen
und Tiefen im Leben des Popstars werden nicht einfach nur erzählt,
sondern immer wieder in surrealen Sequenzen visuell verdeutlicht.
So ist Robbie beispielsweise in einer Szene im Wasser unter einer
Eisdecke gefangen, während er in einer anderen scheinbar endlos
durch ein Treppenhaus Richtung Boden fällt. Diese Abschnitte
thematisieren hauptsächlich negative Gefühle wie Hilflosigkeit
und Verzweiflung, Depression, Selbsthass und damit verbundene Risikobereitschaft,
sowie Drogenmissbrauch und machen diese für das Publikum greifbar.
Diesen beklemmenden Sequenzen stehen gigantischen Konzertszenen mit
strahlenden Lichtern und Ohrenbetäubendem Lärm gegenüber,
wodurch der Kontrast zwischen der äußeren Wahrnehmung des
Stars und seiner inneren Realität betont wird. Es wird nicht
davor gescheut, auch die unbequemsten Aspekte von Williams´
Leben zu zeigen, was den Film zu einem sehr ehrlichen, aber auch erschreckenden
Porträt macht.
„Better Man“ ist ein Film, der
Fans und Nicht-Fans von Robbie Williams gleichermaßen begeistern
wird. Es ist nicht nur ein Popstar-Biopic, sondern ein Film über
das Menschsein, über den Kampf mit dem eigenen Inneren und der
Suche nach einem Platz in der Welt, die von Erwartungen und Urteilen
geprägt ist. Die Verfilmung unterhält und berührt gleichermaßen
und erinnert daran, dass hinter jeder glänzenden Fassade eine
komplexe und oft schmerzliche Wahrheit liegt.