Als
die achtjährige Anna Bennett auf mysteriöse Weise in der
Nähe des Caddo Lake verschwindet, machen sich ihre Eltern Celeste
und Daniel sowie ihre Stiefschwester Ellie auf die verzweifelte Suche,
um sie zurück nach Hause zu holen. Doch als sie die Umgebung
durchkämmen, stoßen sie auf dem See auf seltsame Vorkommnisse.
Ein
gewundenes Gewässer, umgeben von dichtem Wald, Nebelschwaden
und verfallenen Strukturen aus vergangenen Zeiten. Caddo Lake ist
der Schauplatz des gleichnamigen Mystery-Thrillers, in dem Zeit und
Realität verschwimmen und alte Wunden wieder aufgerissen werden.
Mit dem Regieduo Celine Held und Logan George, welche bereits mit
ihrem Debütfilm „Topside“ bewiesen, dass es ihnen
gelingt, emotionale Konflikte eindrucksvoll darzustellen, und M. Night
Shaymalan als Produzent, welcher als Regisseur und Drehbuchautor große
Erfolge wie „The Sixth Sense“, „Split“ oder
erst kürzlich „Trap: No Way Out“ verzeichnet, hat
„Caddo Lake“ eigentlich ein sehr starkes Team vorzuweisen.
Trotzdem schafft es der Film meiner Meinung nach nicht, an diese früheren
Erfolge anzuknüpfen.
Als die 8-jährige Anna (Caroline Falk)
am Caddo Lake verschwindet, geraten die Leben ihrer Stiefmutter Celeste
(Lauren Ambrose), ihrer Stiefschwester Ellie (Eliza Scanlen) und eines
jungen Mannes namens Paris (Dylan O’Brien) aus den Fugen und
eine Reihe von Todesfällen und Verschwinden aus der Vergangenheit
beginnen sich zu verknüpfen, während die Geschichte einer
zerrütteten Familie offenbart wird.
In zwei verschiedenen Handlungssträngen
stehen Ellie und Paris im Mittelpunkt der Geschehnisse. Während
Ellie ihre verschwundene Schwester sucht, hat Paris mit dem Unfalltod
seiner Mutter zu kämpfen und obwohl sich ihre Wege im Laufe des
Films nie kreuzen, sind ihre Geschichten auf mysteriöse Art und
Weise durch die Phänomene des Caddo Lake verbunden. Das filmische
Narrativ ist hierbei sehr komplex und obwohl die einzelnen Handlungsstränge
gut durchdacht sind, fällt es vor allem anfangs schwer, der Erzählung
zu folgen und die Geschehnisse zu sortieren.
Oft
bleibt unklar, wann oder wo sich die Charaktere befinden, was die
ohnehin dichte Handlung schwer zugänglich macht. Die Stärke
von Caddo Lake liegt definitiv in seinem Setting und der Atmosphäre.
Die Nebelschwaden, die mysteriöse Dunkelheit des Wassers und
das stetige rascheln des Waldes schaffen eine gleichzeitig ruhige
und bedrohliche Stimmung. Visuell wird die geheimnisvolle, fast schon
beklemmende Schönheit des Sees in düsteren, gedämpften
Farben eingefangen. An vielen Stellen wird die Atmosphäre jedoch
von minderwertigen CGI-Effekten durchbrochen. Schlecht animierte Wölfe
oder übertriebene Wassereffekte wirken in der sonst sehr naturalistischen
Inszenierung fehl am Platz. Als schauspielerisches Highlight von Caddo
Lake ist Eliza Scanlen zu nennen, die Ellie mit einer guten Balance
aus Entschlossenheit und Verwundbarkeit fesselnd darstellt.
Ihre
Dynamik mit Diana Hopper, die Ellies Mutter spielt, verleiht dem Film
emotionale Tiefe. Im Kontrast dazu ist Dylan O’Briens Charakter
Paris leider sehr eindimensional, da sich seine Charakterzeichnung
stark auf seine Trauer fokussiert, wodurch Paris Handlungsstrang weniger
emotional involvierend wirkt. Caddo Lake ist eine mutige, wenn auch
nicht ganz gelungene Komposition. Die sehr komplexe Erzählstruktur
ist zwar gut durchdacht, wirkt aber gerade zu Beginn des Films oft
durcheinander und schwer nachvollziehbar, wodurch der Film an emotionaler
Tiefe verliert. Mich persönlich hat Caddo Lake in seiner Gesamtheit
nicht überzeugen können, aber wer sich auf langsame, mysteriöse
Geschichten mit einem Ende, das viel Raum für eigene Interpretationen
lässt, einlassen kann, wird den Film trotz seiner Schwächen
schätzen.
CADDO LAKE
Start:
28.11.24 | FSK 12
R: Celine Held, Logan George | D: Dylan O'Brien, Eliza Scanlen,
Caroline Falk
USA 2024 | Warner Bros. GmbH