In
einer nicht allzu fernen Zukunft: Nachdem der US-Präsident (Nick
Offerman) entgegen der Verfassung eine dritte Amtszeit angetreten,
das FBI aufgelöst und schließlich sogar Luftschläge
gegen seine eigene Bevölkerung angeordnet hat, ist in den USA
ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Angeführt von Texas und Kalifornien,
scheint es inzwischen nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die
sogenannten „Western Forces“ in Washington D.C. einmarschieren,
um den diktatorischen Präsidenten samt seiner Regierung abzusetzen.
Zuvor hoffen der Reporter Joel (Wagner Moura) und die Kriegsfotografin
Lee (Kirsten Dunst) allerdings noch auf einen finalen Coup: Obwohl
Journalisten auf der anderen Seite der Front wie feindliche Kämpfer*innen
behandelt werden, wollen sie es noch vor den Truppen in die ca. 1.400
Kilometer entfernte Hauptstadt schaffen, um dort das erste Interview
mit dem Präsidenten seit 14 Monaten zu führen – schließlich
könnte es zugleich auch sein letztes sein.
CIVIL
WAR von Regisseur Alex Garland ist ein sehenswerter Polit-Actionthriller,
der aufgrund der momentanen politischen Verfasstheit der U.S.A so
realistisch wie beängstigend daherkommt. Dieser Film fühlt
sich an wie ein dystopisches Endzeitszenario. Eine Gruppe von Menschen
zieht durch ein verlassenes und verwüstetes Land und muss sich
dabei gefährlichen Situationen stellen. Doch für das Publikum
gibt es keine Abstraktionsebene, keine Flucht durch erzählerischen
Abstand. Spätestens wenn man die Erstürmung des Weißen
Hauses hautnah miterlebt, wird die beunruhigende Brisanz der Thematik
klar. Dieses Szenario ist realistisch und liegt wenige Monate vor
der US-Wahl im Bereich des Möglichen.
Man
fühlt sich bei diesem Film häufig unwohl. Es gibt Momente,
die kaum auszuhalten sind. Dabei geht der Film inhaltlich bewusst
vage Wege. Es ist in der Realität sehr unwahrscheinlich, dass
sich Texas und Kalifornien gegen den US-Präsidenten zusammentun.
Das ist eine gute Wahl, denn so entzieht sich der Film dem aktuellen
politischen Diskurs der U.S.A. und entwickelt seine erzählerische
Stärke jenseits der sich feindlichen gegenüberstehenden
politischen Lager. Auf einer zweiten Deutungsebene beschäftigt
sich CIVIL WAR mit dem Beruf des Kriegsfotografen. Was macht Krieg
mit den Menschen? Was sind die Grenzen von Moral und Ethik? Ab wann
man ist Akteur und nicht länger Berichterstatter? Diese wichtigen
Fragen verhandelt der Film sehr intensiv. So wie die Wahrheit das
erste Opfer des Krieges ist, ist für Moral und Ethik nur wenig
Platz, wenn es um Ego, Quoten und das beste Foto geht.