KINO | 18.04.2024

CIVIL WAR

In Amerika herrscht Bürgerkrieg. Das Land ist bis aufs Mark zerrüttet. Die Kriegsjournalisten Lee und Joel werden Zeugen von unvorstellbaren Entwicklungen – denn ein brutaler Konflikt droht ein gänzlich unvorbereitetes Land in Schutt und Asche zu legen. Intensive und nicht loslassende Bilder nehmen die Zuschauer*innen mit auf eine Reise durch eine düstere Zukunftsvision, mit undenkbaren Folgen.

von Richard-Heinrich Tarenz


© A24 / DCM

In einer nicht allzu fernen Zukunft: Nachdem der US-Präsident (Nick Offerman) entgegen der Verfassung eine dritte Amtszeit angetreten, das FBI aufgelöst und schließlich sogar Luftschläge gegen seine eigene Bevölkerung angeordnet hat, ist in den USA ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Angeführt von Texas und Kalifornien, scheint es inzwischen nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die sogenannten „Western Forces“ in Washington D.C. einmarschieren, um den diktatorischen Präsidenten samt seiner Regierung abzusetzen. Zuvor hoffen der Reporter Joel (Wagner Moura) und die Kriegsfotografin Lee (Kirsten Dunst) allerdings noch auf einen finalen Coup: Obwohl Journalisten auf der anderen Seite der Front wie feindliche Kämpfer*innen behandelt werden, wollen sie es noch vor den Truppen in die ca. 1.400 Kilometer entfernte Hauptstadt schaffen, um dort das erste Interview mit dem Präsidenten seit 14 Monaten zu führen – schließlich könnte es zugleich auch sein letztes sein.

CIVIL WAR von Regisseur Alex Garland ist ein sehenswerter Polit-Actionthriller, der aufgrund der momentanen politischen Verfasstheit der U.S.A so realistisch wie beängstigend daherkommt. Dieser Film fühlt sich an wie ein dystopisches Endzeitszenario. Eine Gruppe von Menschen zieht durch ein verlassenes und verwüstetes Land und muss sich dabei gefährlichen Situationen stellen. Doch für das Publikum gibt es keine Abstraktionsebene, keine Flucht durch erzählerischen Abstand. Spätestens wenn man die Erstürmung des Weißen Hauses hautnah miterlebt, wird die beunruhigende Brisanz der Thematik klar. Dieses Szenario ist realistisch und liegt wenige Monate vor der US-Wahl im Bereich des Möglichen.

Man fühlt sich bei diesem Film häufig unwohl. Es gibt Momente, die kaum auszuhalten sind. Dabei geht der Film inhaltlich bewusst vage Wege. Es ist in der Realität sehr unwahrscheinlich, dass sich Texas und Kalifornien gegen den US-Präsidenten zusammentun. Das ist eine gute Wahl, denn so entzieht sich der Film dem aktuellen politischen Diskurs der U.S.A. und entwickelt seine erzählerische Stärke jenseits der sich feindlichen gegenüberstehenden politischen Lager. Auf einer zweiten Deutungsebene beschäftigt sich CIVIL WAR mit dem Beruf des Kriegsfotografen. Was macht Krieg mit den Menschen? Was sind die Grenzen von Moral und Ethik? Ab wann man ist Akteur und nicht länger Berichterstatter? Diese wichtigen Fragen verhandelt der Film sehr intensiv. So wie die Wahrheit das erste Opfer des Krieges ist, ist für Moral und Ethik nur wenig Platz, wenn es um Ego, Quoten und das beste Foto geht.


CIVIL WAR

Start: 18.04.24 | FSK 16
R: Alex Garland | D: Kirsten Dunst, Wagner Moura, Cailee Spaeny
USA 2024 | DCM Filmdistribution



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