KINO | 19.03.2025

DAS LICHT

Tom Tykwer, bekannt für seine einzigartigen visuellen Erzählweisen, kehrt mit „DAS LICHT“ auf die große Leinwand zurück. Der Film, der die 75. Berlinale eröffnete, greift große gesellschaftliche Themen auf, während im Zentrum der Handlung eine dysfunktionale Familie mit ihren ganz eigenen Problemen umgehen muss. Ein Werk, das mehr verspricht, als es halten kann.

von Laura Sternberg


© Frederic Batier / X-Filme AG

Tom Tykwer, bekannt für seine Werke wie „Lola rennt“ oder „Das Parfum“, hat nun nach acht Jahren und vier Staffeln mit der TV-Serie „Babylon Berlin“ wieder einen Kinofilm gedreht. Sein neues Werk „DAS LICHT“ eröffnete die 75. Berlinale mit einem Versuch, die Komplexität der modernen Gesellschaft in einem filmischen Epos einzufangen. Anstatt ordentlich zu kritisieren, verliert sich der Film jedoch zwischen unzähligen Themen wie Migration, Umweltbewusstsein, Generationskonflikt und mentaler Gesundheit und kratzt dabei meist nur an der Oberfläche, während haufenweise schwammige Klischees bedient werden.

Aber erst einmal zum Inhalt, der trotz saftiger 162 Minuten Laufzeit recht mager ausfällt. Im Zentrum der Handlung steht Familie Engels, bestehend aus Vater Tim (Lars Eidinger), Mutter Milena (Nicolette Krebitz), den Zwillingen Frieda (Elke Biesendorfer) und Jon (Julius Gause) sowie Milenas Sohn Dio (Elyas Eldridge). Während die Engels mehr nebeneinander als miteinander leben, stellen sie eine neue Haushälterin namens Farrah (Tala Al-Deen) ein. Die Frau aus Syrien bringt lange verborgene Gefühle der einzelnen Familienmitglieder ans Licht und verfolgt dabei einen ganz eigenen Plan, der in ihrer tragischen Vergangenheit verwurzelt ist.

Während die Handlung nach einer Weile sehr repetitiv ist, gibt es im Film verteilt einige Musical-Nummern, die zumindest mich im Kino bei Laune hielten, jedoch kaum etwas zur Geschichte beigetragen haben. Dieses Schema des „Nichts-Zur-Handlung-Beitragens“ zieht sich durch den ganzen Film und so war am Ende der fast 3 Stunden zwar alles irgendwie ganz schön anzusehen - bis auf Lars Eidingers nackten Hintern, den er natürlich unbedingt mehrmals zur Schau stellen musste - aber so wirklich hängengeblieben ist dann vom Inhalt doch nicht viel. Vielleicht habe ich die pseudophilosophischen Ansätze und tieferen Botschaften auch einfach nicht verstanden, aber am Ende ist „DAS LICHT“ meiner Meinung nach ein Film, der viel will, aber wenig kann.


© Frederic Batier / X-Filme AG

Was der Film auf jeden Fall kann, ist Ästhetik. Farbgebung, Bildausschnitte und Set-Design haben mir sehr gut gefallen und erzeugen wenigstens auf optischer Ebene eine gewisse Kohärenz. Immer wieder kommen
außerdem surreale Szenen mit Hilfe von Spezial-Effekten und auch eine animierte Sequenz vor. Von diesen Spielereien tragen zwar auch die wenigsten etwas zum Verlauf der Handlung bei, allerdings sind sie es, die den Film für mich rein visuell interessant und sehenswert gemacht haben.

Was das Ansprechen von großen Themen angeht, hat sich „DAS LICHT“ nicht zurückgehalten. Zu jedem erdenklichen gesellschaftlichen Problem, sei es soziale Ungleichheit, Krieg und Flucht, Sexismus oder mentale Gesundheit, hat der Film etwas zu sagen und spart dabei nicht mit Stereotypen. Die jugendliche Tochter nimmt natürlich lieber Drogen und taucht nächtelang ohne Schlaf ins Berliner Nachtleben ein, als sich ihren psychischen Schwierigkeiten zu stellen, während ihr Bruder den Großteil seiner Zeit in einer virtuellen Realität verbringt und dabei sein Zimmer in eine Müllhalde verwandelt. Mama und Papa bekommen davon entweder nichts mit oder es interessiert sie einfach nicht, weil sie ganz viel telefonieren und erstmal die Probleme der Welt lösen müssen, bevor sie das in ihrer eigenen Familie tun. Dass die Familie dysfunktional ist, muss dabei auch mindestens alle zehn Minuten einmal laut gesagt werden. Was bei dem Ganzen dann letztendlich die Quintessenz war, ist mir aber unklar, weil viele der oberflächlich behandelten Handlungsstränge so schnell wie sie eingeführt, wieder fallengelassen werden. Der Zuschauer erfährt kaum etwas über Milenas Sohn Dio, der offensichtlich aus einer Affäre mit dem Kenianer Godfrey stammt und auch sonst hat der Film bei mir mehr Fragen als Antworten hinterlassen.

Alles in allem ist „DAS LICHT“ ein Film, der durchaus ambitioniert ist, aber letztlich mehr verspricht, als er halten kann. Außerhalb seines überzeugenden visuellen Stils fühlt sich der Film wie eine Ansammlung von Fragmenten an, die nur lose miteinander verbunden sind. Die Charaktere bleiben flach und ihre Konflikte werden selten wirklich aufgearbeitet, was dazu führt, dass man als Zuschauer kaum eine emotionale Bindung aufbauen kann. Letztendlich hat der Film nicht wirklich etwas Neues zu sagen, und versucht lediglich mit einem visuellen Feuerwerk und großen Themen zu kaschieren, dass die Substanz fehlt.


DAS LICHT

Start: 20.03.25 | FSK 12
R: Tom Tykwer | D: Tala Al Deen, Lars Eidinger, Nicolette Krebitz
Deutschland, Großbritannien, Frankreich 2025 | X Verleih


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