Die
Marvel Studios präsentieren ihren bisher größten Fehler.
Seine Tage als Deadpool liegen hinter ihm, ein lustloser Wade Wilson
schuftet im zivilen Leben. Doch als seine Heimat bedroht wird, zieht
er widerwillig seinen super Anzug wieder an, um Wolverine zu überzeugen
an seiner Seite zu kämpfen.
Mit
„Deadpool & Wolverine“ meldet sich das Marvel Cinematic
Universe (MCU) eindrucksvoll zurück. Nach einer gewissen Durststrecke
macht das Buddy-Duo wieder Lust auf mehr. Die Chemie zwischen Ryan
Reynolds und Hugh Jackman stimmt und macht großen Spaß.
Da fallen kleinere Defizite in Sachen Handlung nicht weiter ins Gewicht.
Der Film ist ein wahres Füllhorn an popkulturellen Zitaten, Anspielungen
und atemberaubenden Cameo-Auftritten. „Deadpool & Wolverine“
ist der dritte Auftritt von Ryan Reynolds als Deadpool. Nach der Übernahme
der 20th Century Studios durch die Walt Disney Company im Jahre wanderten
die X-Men, wozu auch Deadpool gehört, an das MCU. Grund genug
einen kurzen Blick auf die beiden ersten Deadpool-Filme zu werfen:
Deadpool
(2016)
Der Ex-Elitesoldat Wade Wilson (Ryan Reynolds) ist jetzt ein Söldner,
der seine Freizeit am liebsten im Puff verbringt. Als er von seiner
Krebserkrankung erfährt, unterzieht er sich einem riskanten Experiment
im Labor des skrupellosen Ajax (Ed Skrein). Danach hat er enorme Selbstheilungskräfte,
sieht aber hässlich aus – so will er seiner Freundin, der
Prostituierten Vanessa Carlisle (Morena Baccarin), nicht mehr vor
die Augen treten. Also schlüpft Wade in einen rot-schwarzen Anzug
mit Maske und versucht als Deadpool, Ajax dazu zu bringen, ihn wieder
hübsch zu machen. Hilfe bekommt er von zwei X-Men, dem Metallmann
Colossus (Stefan Kapicic) und Negasonic Teenage Warhead (Brianna Hildebrand),
einer jungen Frau mit explosiven Fähigkeiten. Allerdings geht
Deadpool auf seiner Mission anders vor als andere Menschen mit Superkräften.
Die offensichtlichsten Unterschiede sind sein pechschwarzer Humor,
sein bissiges Mundwerk und seine Angewohnheit, sich direkt ans Filmpublikum
zu wenden.
Deadpool
2 (2018)
Wade Wilson alias Deadpool, der im ersten Film fies entstellt und
genetisch verändert wurde, wird vom Schicksal ein weiteres Mal
so richtig ins Gesicht gepisst. Zum Glück nimmt ihn sein X-Men-Kumpel
Colossus (Stefan Kapicic) mit ins Refugium der Mutanten, einem abgelegenen
Anwesen. Hier trifft Deadpool seine Kumpanin Negasonic Teenage Warhead
(Brianna Hildebrand) wieder, die inzwischen erwachsen geworden ist
– und lernt dummerweise auch den Superschurken Cable (Josh Brolin)
kennen, der hinter dem wütenden Teenager-Mutanten Russell (Julian
Dennison) alias Firefist her ist. Deadpool weiß, dass er Cable
nicht alleine wird plattmachen können. Also trommelt er seine
eigene Crew Superhelden zusammen, die X-Force, mit unter anderem Domino
(Zazie Beetz), Zeitgeist (Bill Skarsgård), Weasel (T.J. Miller)
– und dem Normalo Peter (Rob Delaney), der absolut gar keine
Superheldenkräfte hat, aber die Stellenanzeige gut fand.
Für
Fans war es eine Sensation, als 2022 das Comeback von Hugh Jackman
als Wolverine verkündet wurde. Der australische Schauspieler
hat 17 Jahre den beliebten Comic-Held auf der Kinoleinwand verkörpert
und erfreut sich weltweit einer großen Popularität. In
neun Filmen aus dem X-Men-Universum spielte er die komplexe Superheldenfigur,
die mit „Logan – The Wolverine“ ihren würdigen
Abschluss fand. So der Stand der Dinge, bis im September 2022 die
Dinge auf den Kopf gestellt wurden. Die Ankündigung, dass es
einen dritten Deadpool-Film geben wird, dieses Mal als Teil des MCU
und zusammen mit Wolverine, hat die Fans weltweit elektrisiert. Würde
der Film es schaffen, respektvoll mit dem Logan-Erbe umzugehen und
gleichzeitig die Figuren in das MCU einzuführen? Ja, lautet die
Antwort. Regisseur Shawn Levy wird den großen Erwartungen gerecht
und präsentiert einen unterhaltsamen MCU-Film, der die Fans begeistern
dürfte und für viel Gesprächsstoff sorgen wird.
Hugh
Jackman und Ryan Reynolds sind im realen Leben gute Freunde. Davon
nährt sich die Chemie zwischen den beiden Schauspielerin in diesem
Film. Sowohl in den durchaus blutigen Kämpfen, als auch in den
witzigen Wortgefechten zwischen Deadpool und Wolverine entstehen jene
magischen Momente, welche die Fans im Vorfeld dieses Films erwartet
haben. Die zwei Superhelfen sind dabei so unterschiedlich, wie man
es sich nur wünschen und vorstellen kann, um dem MCU zu neuer
Popularität zu verhelfen. Dieser Film ist jedoch nicht nur eine
Aneinanderreihung von popkulturellen Zitaten und Anspielungen, eingebettet
in das Wechselspiel zwischen Deadpool und Wolverine. Beide umgibt
eine zutiefst tragische Aura, die in diesem Film hinreichend beleuchtet
wird. Gerade der desillusionierte Wolverine sorgt für den emotionalen
Kern dieses Films. Wolverine, glänzend gespielt von Hugh Jackman,
ist kein strahlender Held, sondern ein Mann, der alles verloren hat,
getrieben von Schuldgefühlen. Eine emotionale Identifizierung
mit dem Publikum fällt da nicht besonders schwer. Seine Heldenreise
mitanzusehen ist spannend, unterhaltsam und emotional bewegend.
Es
war für diesen Film ein Glücksfall, Deadpool und Wolverine
auf dieses Abenteuer zu schicken. Ein reiner Deadpool hätte wahrscheinlich
nicht diese erzählerische und emotionale Kraft entwickelt. Ein
weiterer Höhepunkt in diesem Film ist Emma Corrin als Zwillingsschwester
von Charles Xavier mit Namen Cassandra Nova. Sie bildet ein spannendes
Gegengewicht zu den beiden Superhelden, bleibt jedoch letztendlich
nur schwer greifbar, was nicht an der tollen schauspielerischen Leistung
von Emma Corrin liegt. Ebenso großartig agiert Matthew Macfadyen
als dubioser TVA-Agent. Die Actionszenen in diesem Film liefern was
erwartet wurde. Schließlich ist dieser Film der erste MCU-Kinofilm,
der in den USA mit einer Altersfreigabe für Erwachsenen freigegeben
wurde. Es fließt in den sehr schön choreographierten Actionszenen
sehr viel Blut, wobei alles so überdreht wirkt, dass man es als
Spektakel genießen kann. Dazu trägt die gelungene Musikauswahl
bei, die keine Wünsche offenlässt.
Die
zahlreichen Überraschungsauftritte, die im Vorfeld für viele
Spekulationen gesorgt haben, sind ein weiterer Höhepunkt in diesem
Film. Es gibt sehr kurze und prägnante Cameo-Auftritte, aber
auch Gastauftritte von Superheldinnen und Superhelden, die maßgeblich
für die Handlung sind und für viel Unterhaltung sorgen.
Mit diesen Figuren aus der Vergangenheit wird dabei sehr liebevoll
umgegangen. Dieser Film ist eine Liebeserklärung an das Superhelden-Genre,
insbesondere wenn man den Abspann sieht. Er ist ein gebührender
Abschied von den X-Men-Filmen der Vergangenheit und das Versprechen
für eine goldene MCU-Zukunft.
DEADPOOL & WOLVERINE
Start:
24.07.24 | FSK 16
R: Shawn Levy | D: Ryan Reynolds, Hugh Jackman, Emma Corrin
USA 2024 | Walt Disney Germany