KINO | 31.07.2024

Deadpool & Wolverine

Die Marvel Studios präsentieren ihren bisher größten Fehler. Seine Tage als Deadpool liegen hinter ihm, ein lustloser Wade Wilson schuftet im zivilen Leben. Doch als seine Heimat bedroht wird, zieht er widerwillig seinen super Anzug wieder an, um Wolverine zu überzeugen an seiner Seite zu kämpfen.

von Richard-Heinrich Tarenz


© 2024 20th Century Studios / © & TM 2024 Marvel

Mit „Deadpool & Wolverine“ meldet sich das Marvel Cinematic Universe (MCU) eindrucksvoll zurück. Nach einer gewissen Durststrecke macht das Buddy-Duo wieder Lust auf mehr. Die Chemie zwischen Ryan Reynolds und Hugh Jackman stimmt und macht großen Spaß. Da fallen kleinere Defizite in Sachen Handlung nicht weiter ins Gewicht. Der Film ist ein wahres Füllhorn an popkulturellen Zitaten, Anspielungen und atemberaubenden Cameo-Auftritten. „Deadpool & Wolverine“ ist der dritte Auftritt von Ryan Reynolds als Deadpool. Nach der Übernahme der 20th Century Studios durch die Walt Disney Company im Jahre wanderten die X-Men, wozu auch Deadpool gehört, an das MCU. Grund genug einen kurzen Blick auf die beiden ersten Deadpool-Filme zu werfen:

Deadpool (2016)
Der Ex-Elitesoldat Wade Wilson (Ryan Reynolds) ist jetzt ein Söldner, der seine Freizeit am liebsten im Puff verbringt. Als er von seiner Krebserkrankung erfährt, unterzieht er sich einem riskanten Experiment im Labor des skrupellosen Ajax (Ed Skrein). Danach hat er enorme Selbstheilungskräfte, sieht aber hässlich aus – so will er seiner Freundin, der Prostituierten Vanessa Carlisle (Morena Baccarin), nicht mehr vor die Augen treten. Also schlüpft Wade in einen rot-schwarzen Anzug mit Maske und versucht als Deadpool, Ajax dazu zu bringen, ihn wieder hübsch zu machen. Hilfe bekommt er von zwei X-Men, dem Metallmann Colossus (Stefan Kapicic) und Negasonic Teenage Warhead (Brianna Hildebrand), einer jungen Frau mit explosiven Fähigkeiten. Allerdings geht Deadpool auf seiner Mission anders vor als andere Menschen mit Superkräften. Die offensichtlichsten Unterschiede sind sein pechschwarzer Humor, sein bissiges Mundwerk und seine Angewohnheit, sich direkt ans Filmpublikum zu wenden.

Deadpool 2 (2018)
Wade Wilson alias Deadpool, der im ersten Film fies entstellt und genetisch verändert wurde, wird vom Schicksal ein weiteres Mal so richtig ins Gesicht gepisst. Zum Glück nimmt ihn sein X-Men-Kumpel Colossus (Stefan Kapicic) mit ins Refugium der Mutanten, einem abgelegenen Anwesen. Hier trifft Deadpool seine Kumpanin Negasonic Teenage Warhead (Brianna Hildebrand) wieder, die inzwischen erwachsen geworden ist – und lernt dummerweise auch den Superschurken Cable (Josh Brolin) kennen, der hinter dem wütenden Teenager-Mutanten Russell (Julian Dennison) alias Firefist her ist. Deadpool weiß, dass er Cable nicht alleine wird plattmachen können. Also trommelt er seine eigene Crew Superhelden zusammen, die X-Force, mit unter anderem Domino (Zazie Beetz), Zeitgeist (Bill Skarsgård), Weasel (T.J. Miller) – und dem Normalo Peter (Rob Delaney), der absolut gar keine Superheldenkräfte hat, aber die Stellenanzeige gut fand.


© 2024 20th Century Studios / © & TM 2024 Marvel

Für Fans war es eine Sensation, als 2022 das Comeback von Hugh Jackman als Wolverine verkündet wurde. Der australische Schauspieler hat 17 Jahre den beliebten Comic-Held auf der Kinoleinwand verkörpert und erfreut sich weltweit einer großen Popularität. In neun Filmen aus dem X-Men-Universum spielte er die komplexe Superheldenfigur, die mit „Logan – The Wolverine“ ihren würdigen Abschluss fand. So der Stand der Dinge, bis im September 2022 die Dinge auf den Kopf gestellt wurden. Die Ankündigung, dass es einen dritten Deadpool-Film geben wird, dieses Mal als Teil des MCU und zusammen mit Wolverine, hat die Fans weltweit elektrisiert. Würde der Film es schaffen, respektvoll mit dem Logan-Erbe umzugehen und gleichzeitig die Figuren in das MCU einzuführen? Ja, lautet die Antwort. Regisseur Shawn Levy wird den großen Erwartungen gerecht und präsentiert einen unterhaltsamen MCU-Film, der die Fans begeistern dürfte und für viel Gesprächsstoff sorgen wird.

Hugh Jackman und Ryan Reynolds sind im realen Leben gute Freunde. Davon nährt sich die Chemie zwischen den beiden Schauspielerin in diesem Film. Sowohl in den durchaus blutigen Kämpfen, als auch in den witzigen Wortgefechten zwischen Deadpool und Wolverine entstehen jene magischen Momente, welche die Fans im Vorfeld dieses Films erwartet haben. Die zwei Superhelfen sind dabei so unterschiedlich, wie man es sich nur wünschen und vorstellen kann, um dem MCU zu neuer Popularität zu verhelfen. Dieser Film ist jedoch nicht nur eine Aneinanderreihung von popkulturellen Zitaten und Anspielungen, eingebettet in das Wechselspiel zwischen Deadpool und Wolverine. Beide umgibt eine zutiefst tragische Aura, die in diesem Film hinreichend beleuchtet wird. Gerade der desillusionierte Wolverine sorgt für den emotionalen Kern dieses Films. Wolverine, glänzend gespielt von Hugh Jackman, ist kein strahlender Held, sondern ein Mann, der alles verloren hat, getrieben von Schuldgefühlen. Eine emotionale Identifizierung mit dem Publikum fällt da nicht besonders schwer. Seine Heldenreise mitanzusehen ist spannend, unterhaltsam und emotional bewegend.


© 2024 20th Century Studios / © & TM 2024 Marvel

Es war für diesen Film ein Glücksfall, Deadpool und Wolverine auf dieses Abenteuer zu schicken. Ein reiner Deadpool hätte wahrscheinlich nicht diese erzählerische und emotionale Kraft entwickelt. Ein weiterer Höhepunkt in diesem Film ist Emma Corrin als Zwillingsschwester von Charles Xavier mit Namen Cassandra Nova. Sie bildet ein spannendes Gegengewicht zu den beiden Superhelden, bleibt jedoch letztendlich nur schwer greifbar, was nicht an der tollen schauspielerischen Leistung von Emma Corrin liegt. Ebenso großartig agiert Matthew Macfadyen als dubioser TVA-Agent. Die Actionszenen in diesem Film liefern was erwartet wurde. Schließlich ist dieser Film der erste MCU-Kinofilm, der in den USA mit einer Altersfreigabe für Erwachsenen freigegeben wurde. Es fließt in den sehr schön choreographierten Actionszenen sehr viel Blut, wobei alles so überdreht wirkt, dass man es als Spektakel genießen kann. Dazu trägt die gelungene Musikauswahl bei, die keine Wünsche offenlässt.

Die zahlreichen Überraschungsauftritte, die im Vorfeld für viele Spekulationen gesorgt haben, sind ein weiterer Höhepunkt in diesem Film. Es gibt sehr kurze und prägnante Cameo-Auftritte, aber auch Gastauftritte von Superheldinnen und Superhelden, die maßgeblich für die Handlung sind und für viel Unterhaltung sorgen. Mit diesen Figuren aus der Vergangenheit wird dabei sehr liebevoll umgegangen. Dieser Film ist eine Liebeserklärung an das Superhelden-Genre, insbesondere wenn man den Abspann sieht. Er ist ein gebührender Abschied von den X-Men-Filmen der Vergangenheit und das Versprechen für eine goldene MCU-Zukunft.


DEADPOOL & WOLVERINE

Start: 24.07.24 | FSK 16
R: Shawn Levy | D: Ryan Reynolds, Hugh Jackman, Emma Corrin
USA 2024 | Walt Disney Germany



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