Moskau
in den 1930er-Jahren: Das Werk eines bekannten Schriftstellers wird
vom sowjetischen Staat zensiert und die Premiere seines Theaterstücks
abgesagt. Inspiriert von seiner Geliebten Margarita, beginnt er mit
der Arbeit an einem neuen Roman, in dem er sämtliche Menschen
aus seinem realen Leben in satirisch überspitzter Gestalt auftreten
lässt.
Kaum
ein Roman wurde so oft als „unverfilmbar“ beschrieben
wie Michail Bungalows „Der Meister und Margarita“. Und
vielleicht - das gibt die nun erschienene Verfilmung unter Regisseur
Michael Lockshin zu denken - sollte man manche Geschichten tatsächlich
einfach in ihrer ursprünglichen Form belassen. Was der Film „Der
Meister und Margarita“ versucht, ist zweifellos ehrgeizig: die
Verwendung einer Vielzahl von Handlungsebenen, die Reflexion über
Gut und Böse, dystopische Gesellschaftskritik und nicht zuletzt
ein oft recht wilder Bildersturm zwischen fantasievoller Satire und
existenzieller Tragödie.
Die Geschichte entfaltet sich, wie im Buch
so auch im Film, in mehreren Ebenen: In einem atheistischen Moskau
der 1930er Jahre erscheint eines Tages der mysteriöse Ausländer
Woland (August Diehl) - der Teufel selbst - und bringt mit seinem
höllischen Gefolge das öffentliche Leben aus den Fugen.
Parallel dazu wird die Liebesgeschichte zwischen dem verzweifelten
Schriftsteller, dem „Meister“ (Yevgeny Tsyganov), und
seiner Geliebten Margarita (Yuliya Snigir) erzählt, die alles
opfert, um ihren Geliebten aus dem Irrenhaus zu befreien. Eine weitere
Ebene führt das Publikum zurück in die Zeit Jesu und erzählt
die Begegnung von Pontius Pilatus und Jeschua Ha-Nostri. Es gibt zahlreiche
Ankerpunkte die die Stränge miteinander verbinden, für mich
ist jedoch letztendlich der gesamte Film zu einem visuellen und erzählerischen
Fiebertraum verschwommen.
Zu
oft verliert sich die Inszenierung in Selbstgefälligkeit. Viele
Einstellungen scheinen beweisen zu wollen, wie virtuos Kamera, Ausstattung
und CGI-Effekte sein können. Überladen mit Symbolik, übermäßigen
Farben und opulenten Sets, wirkt vieles eher wie ein loses Nebeneinander
von Effekten und nicht wie ein dramaturgisch schlüssiges Ganzes.
So können auch Szenen, wie eine große Bühnenaufführung
von Woland, die alleinstehend durchaus ihren Reiz haben, nicht nachhaltig
wirken. Auch die Figuren waren für mich wenig greifbar. Der Film
setzt nicht auf eine zentrale Ankerfigur, sondern versucht vielmehr
alle Figuren mythisch zu überhöhen und menschlich zu brechen,
schafft aber weder das eine noch das andere konsequent. Die Liebesgeschichte
zwischen Meister und Margarete etwa, die eigentlich der emotionale
Kern der Handlung sein sollte, bleibt bruchstückhaft und letztlich
blutleer. Man muss dem Film zugutehalten, dass er sich nicht anbiedern
will. Er beugt sich nicht der Gefahr, Bulgakows Werk zu banalisieren
oder zu glätten. Aber diese Ehrfurcht erstickt ihn teilweise
auch: Statt eine eigene Interpretation zu wagen, will „Der Meister
und Margita“ zu viel auf einmal – und verliert dabei Struktur,
Fokus und emotionale Tiefe.
Am Ende bleibt „Der Meister und Margita“
ein faszinierendes, aber enttäuschendes Experiment. Wer bereit
ist, sich auf das Chaos einzulassen, wird in einzelnen Szenen wahre
filmische Perlen entdecken. Wer aber nach einer kohärenten, berührenden
Adaption sucht, wird den Kinosaal eher ernüchtert verlassen.