KINO | 22.11.2024

DER VIERER

Sophie liebt ihren Job, Paul liebt seinen Thermomix. Sophie will noch mal durchstarten, Paul will lieber zusammen abhängen. Der einzige Punkt, in dem sich beide einig sind: Es muss sich etwas ändern. Ein „Vierer“ könnte der Beziehung ein bisschen Pfeffer zurückbringen. Wobei Theorie und Praxis dann doch deutlich auseinanderliegen.

von Richard-Heinrich Tarenz


© LEONINE Studios / Petro Domenigg

Sophie (Julia Koschitz) ist eine ambitionierte Karrierefrau, die neuen Schwung in ihr Leben und ihre Beziehung bringen möchte, während ihr Partner Paul (Florian David Fitz) lieber das entspannte Familienleben mit seinem heißgeliebten Thermomix genießt. Beide sind sich jedoch einig: Es muss frischer Wind in die Beziehung. Die Lösung? Ein „Vierer“, der das eingeschlafene Liebesleben wiederbeleben soll. Doch was in der Theorie aufregend klingt, läuft in der Praxis alles andere als nach Plan. Während sie sich auf ihr Date mit Mia (Lucía Barrado) und Lukas (Friedrich Mücke) vorbereiten, geraten Sophie und Paul schnell an ihre eigenen Grenzen. Alte Konflikte brechen auf, Missverständnisse häufen sich, und die perfekte Nacht entwickelt sich zum kompletten Chaos. In der Bar kocht die Stimmung hoch und zu Hause stellt sich das Paar die Frage, ob nicht nur ihre Nacht, sondern auch ihre Beziehung auf falschen Vorstellungen basiert.

Mit „Der Vierer“ gibt Regisseur Iván Sáinz-Pardo sein Spielfilmdebüt, nachdem er bereits Erfahrung in der Inszenierung von Serien wie „Die Therapie“ gesammelt hat. In Zusammenarbeit mit Torben Struck und Hauptdarsteller Florian David Fitz entstand ein Film, der auf der spanischen Swinger-Komödie „Instant Love“ basiert. Doch während das Original frischen Wind in die Thematik bringt, bleibt „Der Vierer“ hinter seinen eigenen Ansprüchen zurück und präsentiert sich als ein eher konventionelles Kammerspiel. Die Prämisse des Films deutet auf eine humorvolle Auseinandersetzung mit Beziehungen und den Herausforderungen des modernen Datings hin. Doch schon bald wird deutlich, dass die Handlung mehr an einem abgefilmten Theaterstück als an einem dynamischen Kinofilm erinnert.


© LEONINE Studios / Petro Domenigg

Die Kameraarbeit ist zwar technisch hochwertig, doch die wiederholte Perspektive auf die Flirterei zwischen Mia und Lukas wirkt schnell monoton. Diese visuelle Eintönigkeit zieht sich durch den gesamten Film und lässt das Gefühl aufkommen, dass die Inszenierung nicht das volle Potenzial der Geschichte ausschöpft. Wenn schließlich das titelgebende Swinger-Spiel ins Spiel kommt, ist es enttäuschend zu sehen, dass dieser Teil der Handlung nur kurz angerissen wird, bevor er wieder in den Hintergrund tritt. Die Dialoge in „Der Vierer“ sind nicht immer so clever oder witzig, wie man es sich wünschen würde. Stattdessen lebt der Film von den sympathischen Darstellern, deren Chemie untereinander spürbar ist. Besonders die Kombinationen von Koschitz/Fitz und Barrado/Mücke harmonieren hervorragend miteinander. Es ist diese zwischenmenschliche Dynamik, die dem Zuschauer ermöglicht, mit den Charakteren mitzufühlen und ihnen eine gewisse Sympathie entgegenzubringen. Dennoch bleibt der Humor oft flach und vorhersehbar. Die homoerotischen Einsprengsel wirken zwar als zeitgemäßer Versuch, Diversität abzubilden, doch sie bleiben ungenutzt und tragen wenig zur Gesamtentwicklung der Charaktere oder zur Handlung bei. Diese Momente erscheinen eher als nachträglicher Gedanke denn als integraler Bestandteil des Erzählens.

Letztlich entpuppt sich „Der Vierer“ weniger als Sex-Komödie und mehr als altbackenes Beziehungskammerspiel. Die Themen Liebe, Vertrauen und Eifersucht stehen im Vordergrund – jedoch ohne die nötige Tiefe oder Komplexität zu erreichen. Der Film kratzt nur an der Oberfläche dieser Themen und bietet keine neuen Perspektiven oder Einsichten. Trotz dieser Mängel gelingt es dem Film dank seiner knackigen Laufzeit von 90 Minuten, das Interesse des Publikums aufrechtzuerhalten. Die gut aufgelegten Stars retten den Film über die Ziellinie; ihre schauspielerische Leistung sorgt dafür, dass man bis zum Ende dranbleibt.


DER VIERER

Start: 28.11.24 | FSK 12
R: Iván Sáinz-Pardo | D: Florian David Fitz, Julia Koschitz, Friedrich Mücke
Deutschland 2024 | Leonine



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