KINO | 12.02.2025

FLIGHT RISK

Polizistin Madolyn hat eine geheime Mission: Sie soll den Buchhalter Winston aufspüren, der sich aus Angst vor der Mafia nach Alaska abgesetzt hat, und ihn schnellstmöglich mit einer gecharterten Cessna zurück nach New York bringen. Dort muss er als Kronzeuge vor Gericht gegen den mächtigen Mob-Boss Moretti aussagen.

von Richard-Heinrich Tarenz


© TOBIS Film GmbH

Ein Pilot (Mark Wahlberg) soll Air Marshal Harris (Michelle Dockery) transportieren, die den flüchtigen Verbrecher Winston (Topher Grace) zu einem Prozess in New York begleitet, wo der gegen die Mafia aussagen soll. Während sie die Wildnis Alaskas überfliegen, wachsen jedoch die Spannungen zwischen den dreien und das gegenseitige Vertrauen wird auf eine harte Probe gestellt, da nicht jeder an Bord der ist, der er vorgibt zu sein. Denn der vermeintliche Pilot entpuppt sich schon bald psychopathischer Mafia-Killer, der die Agentin und den Zeugen zu ermorden versucht. Es ist der Beginn eines hitzigen Kampfes auf beengtem Raum in gefährlich luftiger Höhe.

In der schillernden Filmografie von Mel Gibson, die Meisterwerke wie „Braveheart“ und „Apocalypto“ umfasst, mag „Flight Risk“ zunächst als bescheidenes Projekt erscheinen. Doch dieser Action-Thriller, der in einem engen Flugzeug spielt und mit einer Prise schwarzen Humors angereichert ist, erweist sich als ein unterhaltsames Werk, das trotz seiner Schwächen nie langweilig wird. Mit einem bemerkenswerten Cast, angeführt von Mark Wahlberg und Michelle Dockery, entfaltet sich eine Geschichte voller unerwarteter Wendungen und moralischer Ambivalenz. „Flight Risk“ entfaltet seine Handlung fast ausschließlich in der klaustrophobischen Enge eines klapprigen Flugzeugs. Diese Entscheidung verleiht dem Film eine besondere Intensität, da die Protagonisten in ständiger Bedrohung leben. Die Zuschauer sind durchgehend mit ihnen an Bord und erleben die drückende Atmosphäre des Flugs hautnah. Die Dialoge zwischen den Charakteren sind nicht nur informativ, sondern auch humorvoll; sie schaffen es, die Anspannung zu mildern und gleichzeitig die Dynamik zwischen den Figuren zu beleuchten. Mark Wahlberg brilliert in einer für ihn ungewöhnlichen Rolle. Er zeigt sich nicht nur mit Halbglatze, sondern verkörpert einen moralisch ambivalenten Charakter, der sich von seinen bisherigen Rollen abhebt.


© TOBIS Film GmbH

Diese Entwicklung ist besonders bemerkenswert, da Wahlberg in seiner Karriere oft als Held oder sympathischer Protagonist auftrat. In „Flight Risk“ wird er jedoch zum Träger einer komplexeren Moralität, was dem Publikum ermöglicht, seine Figur auf eine neue Weise zu betrachten. Im Kontrast zu Wahlbergs dynamischem Auftritt steht Michelle Dockerys Figur, die U.S. Marshal Harris verkörpert. Während sie als Identifikationsfigur für das Publikum dient, bleibt ihre Rolle größtenteils passiv. Sie reagiert auf die Probleme, die ihr die beiden Herren im Flugzeug einbrocken – eine Tatsache, die ihrer Figur etwas von ihrer Strahlkraft nimmt. Dockerys schauspielerische Fähigkeiten sind unbestreitbar; dennoch bleibt ihre Darstellung hinter den Möglichkeiten zurück, die ihr Charakter bieten könnte. Es ist bedauerlich, dass sie nicht mehr Raum erhält, um ihre Stärke und Entschlossenheit auszuspielen.

Dockery selbst hat sich über die Jahre als vielseitige Schauspielerin etabliert. Bekannt geworden durch ihre Rolle in der gefeierten Serie „Downton Abbey“, hat sie sich stets bemüht, komplexe Frauenfiguren darzustellen. In „Flight Risk“ hätte sie möglicherweise mehr Gelegenheit gehabt, diese Facette ihrer Kunst zu zeigen – doch leider bleibt ihr Charakter oft im Schatten der männlichen Protagonisten. Visuell überzeugt „Flight Risk“ durch seine innovative Produktionstechnik. Ähnlich wie im Film „Daddio“, wurde auch dieser Thriller nahezu vollständig in einem Studio mit gigantischen LED-Bildschirmen gedreht. Diese Technik ermöglicht es den Filmemachern, realistische Hintergründe live zu projizieren und so eine authentische Kulisse zu schaffen. Das Ergebnis ist beeindruckend: Die Zuschauer haben das Gefühl, tatsächlich über die majestätische und zugleich gefährliche Alaskakette zu fliegen. Die visuelle Gestaltung trägt zur dichten Atmosphäre des Films bei und verstärkt das Gefühl der Isolation und Bedrohung während des gesamten Flugs. Gibson und sein Team haben es verstanden, eine Balance zwischen Action-Elementen und dramatischen Momenten herzustellen – ein Kunststück, das nicht immer gelingt.


FLIGHT RISK

Start: 20.02.25 | FSK 12
R: Mel Gibson | D: Mark Wahlberg, Michelle Dockery, Topher Grace
USA 2024 | Tobis Film


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