KINO | 04.06.2025

KARATE KID: LEGENDS

Als Kung-Fu-Wunderkind Li Fong mit seiner Mutter nach New York City zieht, findet er Halt bei einer neuen Klassenkameradin und deren Vater. Doch der Frieden ist nur von kurzer Dauer, als Li unfreiwillig die Aufmerksamkeit des lokalen Karatemeisters auf sich zieht. Um sich und seine neuen Freunde zu verteidigen, tritt Li beim ultimativen Karatewettbewerb an.

von Richard-Heinrich Tarenz


© 2024 CTMG, Inc. All Rights Reserved.

Nach einer traumatischen Familientragödie muss das überaus talentierte Kung-Fu-Wunderkind Li Fong (Ben Wang) sein Zuhause in der chinesischen Hauptstadt Peking verlassen und mit seiner Mutter nach New York City ziehen. Dort fällt es ihm schwer, sich in die neue, ungewohnte Umgebung einzufügen und Anschluss an seine Mitschüler zu finden. Obwohl Li Konflikte meiden möchte, scheint er immer wieder in schwierige Situationen zu geraten. Als ein Freund seine Unterstützung benötigt, entscheidet er sich, an einem Karatewettbewerb teilzunehmen. Doch schnell wird klar, dass seine Fähigkeiten allein nicht ausreichen. Lis Kung-Fu-Lehrer Mr. Han (Jackie Chan) bittet deshalb Karate-Legende Daniel LaRusso (Ralph Macchio) um Unterstützung. Gemeinsam zeigen sie Li, wie er die unterschiedlichen Kampfstile der beiden Meister vereinen kann, um sich auf einen entscheidenden Martial-Arts-Showdown vorzubereiten.

In einem Zeitalter, das von Nostalgie und dem Bestreben geprägt ist, etablierte Marken neu zu beleben, betritt "Karate Kid: Legends" die Kinoleinwände und stellt sich der gewaltigen Aufgabe, eine kulturelle Institution für eine neue Generation zu rekontextualisieren. Regisseur Jonathan Entwistle und Drehbuchautor Rob Lieber navigieren geschickt durch die Tücken eines solchen Unterfangens und präsentieren einen Film, der sowohl die Erwartungen langjähriger Fans bedient als auch neue Zuschauer mit der zeitlosen Faszination der Underdog-Erzählung vertraut macht. Der Film setzt einen neuen Protagonisten, Fong, in den Mittelpunkt, dessen Herausforderungen weit über das Erlernen von Karatetechniken hinausgehen. Er muss sich nicht nur an einer neuen Highschool zurechtfinden und den SAT, ein US-amerikanischer standardisierter Test, der hauptsächlich von Studienplatzbewerbern an amerikanischen Universitäten gefordert wird, meistern, sondern auch die Bürde tragen, ein Franchise neu zu beleben, das seit fünfzehn Jahren keinen Kinofilm mehr hatte. Eine solche Konstellation hätte leicht zum Desaster führen können, doch Liebers Drehbuch webt diese Elemente kunstvoll in eine klassische Aufsteigergeschichte ein. Gerade in einer Zeit, in der junge Menschen sich oft isoliert und entmachtet fühlen, vermag diese Erzählung eine bemerkenswerte Resonanz zu erzeugen. Erfahrene "Karate Kid"-Anhänger werden viele der Wendungen in "Legends" antizipieren können, doch der wahre Wert des Films liegt darin, ihn gemeinsam mit einem jungen Publikum zu erleben.


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Ob es sich um deren ersten Kontakt mit dem "Karate Kid"-Universum handelt oder sie bereits durch die Netflix-Serie "Cobra Kai" damit vertraut sind, der Film spricht beide Generationen an. Zur Einstimmung auf die Übergabe des berühmten Bandanas beginnt der Film mit einer Szene zwischen Daniel-san und Mr. Miyagi aus "Karate Kid II". Miyagi erklärt die Verbindung zwischen seinem Karatestil und einer in China praktizierten Kung-Fu-Variante – "zwei Äste desselben Baumes". So führt der Film Mr. Han (Jackie Chan) wieder ein, den Kung-Fu-Meister aus dem "Karate Kid"-Sequel von 2010. Han bringt Fong dazu, an einem lukrativen Martial-Arts-Turnier in New York teilzunehmen, nachdem dieser in Schwierigkeiten geraten ist. Es ist auch Han, der nach Los Angeles fliegt, um Meister Daniel (gespielt vom immer noch jugendlich wirkenden Ralph Macchio) zu rekrutieren, damit dieser Fong auf das entscheidende Ereignis vorbereitet. Das Ergebnis sind vergnügliche 94 Minuten, die den Wunsch junger Zuschauer nach ständiger Action befriedigen und gleichzeitig bei älteren Kinogängern nostalgische Gefühle wecken. Bemerkenswert ist, dass beide Altersgruppen über die gleichen Witze lachen können – ein Indikator für das gelungene Generationen übergreifende Skript. Ein Beispiel dafür ist Fongs Spitzname "Stuffed Crust", den er sich durch einen Fauxpas in einer New Yorker Pizzeria einhandelt.

Obwohl einige der erwachsenen Darsteller die Zuschauer einer bestimmten Generation an ihr eigenes Alter erinnern mögen, trägt ihre Präsenz zur Authentizität und zum Charme des Films bei. Wyatt Oleff brilliert als Fongs Nachhilfelehrer und späterer Vertrauter Alan, dessen Wortgefechte mit Fong für einige der größten Lacher sorgen. Für die aktuelle Generation von "Karate Kid"-Fans dürfte der Höhepunkt des Films die Enthüllung der Verbindung zu "Cobra Kai" sein. Eine noch größere Überraschung, die den Film vor einer "zu viele Köche"-Situation bewahrt, ist die außergewöhnliche Chemie zwischen Jackie Chan und Ralph Macchio. Besonders Chan beweist erneut seine Meisterschaft darin, durch Kampfkünste Humor zu erzeugen; eine Einbruchsszene mit ihm und Fong hätte auch in einem seiner "Rush Hour"-Filme nicht fehl am Platz gewirkt. " Karate Kid: Legends" ist indes kein fehlerloser Reboot. Die Antagonisten, allen voran Conor (Aramis Knight), sind stellenweise oberflächlich gezeichnet, was von erwachsenen Zuschauern, die in den 80er-Jahren noch zu jung für tiefgründige Charakterentwicklung waren, wohl mit einem Lächeln quittiert wird und einige der entscheidenden Kampfszenen erinnern an Videospiele. Trotz dieser kleinen Schwächen legt " Karate Kid: Legends" einen soliden Auftritt hin. Der Film ist herzlich, leichtfüßig und strahlt einen Hauch von sommerlichem Familienspaß aus, der sicherlich Lust macht, die alten Filme und "Cobra Kai"-Folgen erneut zu erleben – und vielleicht sogar selbst einen Kampfkunstkurs zu belegen.


KARATE KID: LEGENDS

Start: 29.05.25 | FSK 6
R: Jonathan Entwistle | D: Ben Wang, Jackie Chan, Ralph Macchio
USA 2025 | Sony Pictures Germany


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