KINO | 23.01.2025

KNEECAP

Als Liam Ógs Partynacht in einem Verhörraum der Polizei endet, hilft Irisch-Lehrer JJ, der für die englisch-sprechende Polizistin dolmetschen soll, ihm nicht nur dabei, das LSD aus seinem Notizbuch zu verstecken. Die darin enthaltenen Texte von Liam Óg und seinem Kumpel Naoise über Drogen, Sex und den Widerstand gegen das britische Establishment werden mit ein paar Beats aus JJs Garage zu einer ungeplanten Welle, die ganz Belfast überrollt.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Kory Mello (Obscured-Pictures)

Peppiatts Spielfilm "Kneecap" ist weit mehr als ein bloßes Biopic über eine Hip-Hop-Gruppe. Er ist ein energiegeladener, humorvoller und zugleich politisch brisanter Film, der die Zuschauer in die Welt des gleichnamigen irischen Trios entführt. Der Film, der auf dem Sundance Film Festival 2024 den Publikumspreis gewann und auch beim Galway Film Fleadh ausgezeichnet wurde, ist eine Ode an die irische Sprache, die Jugendkultur und den rebellischen Geist.

"Kneecap" erzählt die Geschichte von Móglaí Bap, Mo Chara und DJ Próvaí, die sich in Belfast zusammenfinden, um Hip-Hop auf Irisch zu machen. Ihre Musik ist roh, direkt und provokant. Sie rappen über Drogen, Partys, die Situation in Nordirland und die Bedeutung der irischen Sprache. Gerade die Verwendung des Irischen, einer Sprache, die oft als sterbend angesehen wird, ist ein zentrales Element ihrer Identität und ihrer Kunst. Sie dient nicht nur als Ausdruck ihrer kulturellen Wurzeln, sondern auch als politisches Statement gegen die Dominanz des Englischen und die Folgen des Konflikts in Nordirland.


© Kneecap-Films-Limited,-Screen-Market-Research-Limited-ta-Wildcard-and-The-British-Film-Institute

Der Film scheut sich nicht, kontroverse Themen anzusprechen. Er zeigt die Spannungen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Nordirland, die Auswirkungen des Brexit und die anhaltende Bedeutung des irischen Republikanismus. Dabei vermeidet er jedoch eine moralische Bewertung und präsentiert die verschiedenen Perspektiven mit viel Humor und Selbstironie. Kneecap sind mehr als nur eine Hip-Hop-Gruppe; sie sind ein kulturelles Phänomen. Ihre Musik ist eine Mischung aus traditioneller irischer Musik, Hip-Hop-Beats und politisch aufgeladenen Texten. Sie sind bekannt für ihre energiegeladenen Live-Auftritte und ihre provokanten Aussagen. Kneecap sind nicht unumstritten. Ihre Musik und ihre politischen Äußerungen haben sowohl Zustimmung als auch Kritik hervorgerufen. Sie werden sowohl für ihre Authentizität und ihren Einsatz für die irische Sprache als auch für ihre provokanten Aussagen kritisiert. Gerade diese Kontroversen haben jedoch zu ihrer Bekanntheit beigetragen und sie zu einer wichtigen Stimme der irischen Jugendkultur gemacht.

Regisseur Rich Peppiatt wählt für "Kneecap" einen unkonventionellen Erzählstil. Der Film ist eine Mischung aus Fiktion und Realität. Die Bandmitglieder spielen sich selbst, und einige Ereignisse ihres Lebens werden nachgestellt. Gleichzeitig verwendet Peppiatt aber auch fiktive Elemente und inszeniert einige Szenen mit viel Fantasie und Kreativität. Diese Mischung aus Realität und Fiktion verleiht dem Film eine besondere Authentizität und Dynamik. Besonders hervorzuheben ist die Verwendung der irischen Sprache. Der Film ist größtenteils auf Irisch mit englischen Untertiteln. Dadurch wird die Bedeutung der Sprache für die Band und ihre Identität nochmals unterstrichen. Gleichzeitig wird der Film aber auch einem breiteren Publikum zugänglich gemacht. "Kneecap" ist ein außergewöhnlicher Film, der mit seiner energiegeladenen Musik, seinem provokanten Humor und seiner politischen Brisanz begeistert. Er ist ein wichtiges Statement für die irische Sprache und die Jugendkultur. Der Film ist nicht nur für Hip-Hop-Fans und Irland-Interessierte sehenswert, sondern für alle, die sich für authentisches und unkonventionelles Kino begeistern können.


KNEECAP

Start: 23.01.25 | FSK 16
R: Rich Peppiatt | D: Móglaí Bap, Mo Chara (II), DJ Próvai
Irland, Großbritannien 2024 | Atlas Film


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