KINO | 20.11.2024

Der Papst ist unerwartet verstorben. Kardinal Lawrence ist mit der schwierigen Aufgabe betraut, die Wahl des neuen Papstes zu leiten. Mächtige Kardinäle aus aller Welt reisen für das Konklave nach Rom. Als sich die Türen zur Sixtinischen Kapelle schließen, entbrennt ein Spiel um Macht.

von Richard-Heinrich Tarenz


© 2024 Focus Features, LLC. All Rights Reserved.

Der Papst ist tot und Kardinäle aus allen Ecken der Welt eilen nach Rom, um dort zum Konklave zusammenzukommen und so eine neue Spitze für die katholische Kirche zu bestimmen. Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) hat alle Hände voll damit zu tun, das Prozedere zu leiten. Denn es geht hier nicht nur um einen seit Jahrhunderten geltenden Ablauf, sondern auch um knallharte Politik. Die Kardinäle schachern um Macht und Geld, während tausende Anhänger*innen auf dem Petersplatz auf weißen Rauch warten. Hinter den verschlossenen Türen der Sixtinischen Kapelle prallen derweil Welten aufeinander – etwa der als liberal geltende Kardinal Bellini (Stanley Tucci) aus dem Lager des verstorbenen Papstes und erzkonservativen Kardinal Tedesco (Sergio Castellitto). Auch Adeyemi (Lucian Msamati) aus Nigeria, Trembley (John Lithgow) aus Quebec und Benitez (Carlos Diehz) aus Kabul buhlen um die Spitzenposition mit. Indes versetzen Terroristen mit Autobomben die Welt außerhalb der Kapelle in Angst und Schrecken.

Edward Bergers "Konklave" ist ein Film, der sowohl durch seine fesselnde Handlung als auch durch seine beeindruckende Inszenierung besticht. Der Film, der auf dem gleichnamigen Roman von Robert Harris basiert, entführt den Zuschauer in die geheime Welt einer Papstwahl und legt die komplexen Machtkämpfe innerhalb der katholischen Kirche offen. Im Zentrum der Handlung steht Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes), der als Dekan des Kardinalskollegiums die Aufgabe übernimmt, das Konklave zu leiten. Während die Kardinäle aus verschiedenen Ländern ihre eigenen Kandidaten durchzusetzen versuchen, gerät Lawrence in eine gefährliche Verschwörung, die die Zukunft der Kirche in Frage stellt. Die Stärke des Films liegt in seiner Fähigkeit, eine dichte Atmosphäre zu schaffen, die den Zuschauer von der ersten Minute an in den Bann zieht. Die opulenten Kulissen des Vatikans, die geheimnisvollen Flure und die eindrucksvollen Kostüme tragen zu einer authentischen Darstellung der historischen Ereignisse bei.

Die Kameraarbeit von James Friend fängt die Spannung der einzelnen Szenen ein und unterstreicht die Machtverhältnisse zwischen den Kardinälen. Die schauspielerischen Leistungen sind herausragend. Ralph Fiennes überzeugt als charismatischer und zugleich verletzlicher Kardinal Lawrence. Auch Stanley Tucci, John Lithgow und Jonathan Pryce liefern beeindruckende Darstellungen und verleihen ihren Figuren eine Tiefe, die weit über Stereotypen hinausgeht. "Konklave" ist jedoch nicht nur ein politischer Thriller, sondern auch ein Film, der zum Nachdenken anregt. Der Film wirft Fragen auf nach Macht, Religion und Moral und zeigt, wie dünn die Grenze zwischen Glauben und Politik sein kann. Ebenfalls sehr gelungen ist in diesem Film die Musik von Volker Bertelmann, welche die Atmosphäre perfekt untermalt und die Spannung steigert. "Konklave" ist ein Meisterwerk des politischen Thrillers, das sowohl unterhält als auch zum Nachdenken anregt. Der Film überzeugt durch seine fesselnde Handlung, seine beeindruckende Inszenierung und die herausragenden schauspielerischen Leistungen. Es ist ein Film, der sowohl Geschichtsinteressierte als auch Freunde spannender Dramen begeistern wird.


© 2024 Focus Features, LLC. All Rights Reserved.

Die Wahl eines neuen Papstes ist ein Ereignis von globaler Bedeutung, welches nicht nur die katholische Kirche, sondern auch die Weltpolitik und gesellschaftliche Strömungen beeinflusst. Die Papstwahl, die in der Regel im Konklave der Kardinäle stattfindet, ist ein tief verwurzeltes Ritual, das sowohl von jahrhundertealten Traditionen als auch von den Herausforderungen der modernen Welt geprägt ist. In diesem Artikel wird die Komplexität und die Relevanz der Papstwahl kritisch beleuchtet. Die Wahl des Papstes hat eine lange Geschichte, die bis ins frühe Christentum zurückreicht. Das Konklave, das aus den Kardinälen besteht, ist ein geschlossener Prozess, der oft von Geheimhaltung und Intrigen geprägt ist. Während dieser Zeit sind die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle eingeschlossen und dürfen erst dann wieder herauskommen, wenn ein neuer Papst gewählt wurde. Diese Tradition hat sich über Jahrhunderte gehalten und symbolisiert sowohl die Ernsthaftigkeit des Amtes als auch die spirituelle Dimension des Auswahlprozesses. Die katholische Kirche sieht sich in der heutigen Zeit mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert – von Missbrauchs-skandalen über sinkende Mitgliederzahlen bis hin zu einem wachsenden Einfluss säkularer Werte. Die letzten Päpste haben versucht, Reformen einzuführen und auf aktuelle gesellschaftliche Fragen zu reagieren. Dennoch bleibt oft unklar, ob diese Bemühungen ausreichen oder ob sie lediglich kosmetischer Natur sind.

Die Frage nach dem zukünftigen Kurs der Kirche wird bei jeder Papstwahl neu aufgeworfen: Wird der neue Papst konservative Traditionen bewahren oder progressive Ansätze verfolgen? Die Wahl eines neuen Papstes hat jedoch nicht nur religiöse Implikationen; sie hat auch politische Dimensionen. Der Papst gilt als moralische Autorität für Millionen von Menschen weltweit und kann durch seine Position Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen. Dies wirft Fragen auf: Wie sehr sollte sich ein religiöser Führer in weltliche Angelegenheiten einmischen? Und wie beeinflussen geopolitische Überlegungen den Wahlprozess selbst? In den letzten Jahren haben wir gesehen, wie Päpste sich zu Themen wie Klimawandel, Migration und soziale Gerechtigkeit äußern. Diese Themen sind nicht nur für Gläubige relevant; sie betreffen uns alle als Teil einer globalen Gemeinschaft. Daher könnte man argumentieren, dass die nächste Papstwahl nicht nur eine interne Angelegenheit der katholischen Kirche ist, sondern auch weitreichende Auswirkungen auf internationale Beziehungen haben könnte.


KONKLAVE

Start: 21.11.24 | FSK 6
R: Edward Berger | D: Ralph Fiennes, Stanley Tucci, John Lithgow
USA, Großbritannien 2024 | Leonine


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