Während
im Nebenraum dutzende hungrige Gäste warten, bricht in einer
Großküche in New York das pure Chaos aus. Gestohlenes Geld,
persönliche Konflikte, ein kaputter Cola-Automat, der die gesamte
Küche unter Wasser setzt und der Traum von einem besseren Leben
führen zu Spannungen unter den Angestellten, während weiterhin
Gerichte serviert werden müssen und die Unruhen auf keinen Fall
zu den Gästen durchdringen dürfen.
Zwischen
zischendem Öl, scharfen Klingen und hektischem Treiben entfaltet
sich in einer Großküche ein Drama. Regisseur Alonso Ruizpalacios
wagt sich mit „La Cocina“ an eine filmische Adaption des
Theaterstücks „The Kitchen“ von Arnold Wesker, Im
pulsierenden New York wird den Zuschauern ein Einblick in die chaotische
Welt hinter den Kulissen des renommierten Restaurants „The Grill“
geboten, während sie immer wieder mit Fragen über Moral
und Migrationspolitik konfrontiert werden.
Die
Handlung entfaltet sich in einer Küche am Times Square und erzählt
die Geschichte von Pedro (Rául Briones Carmona), einem mexikanischen
Koch ohne Papiere. Er träumt von einem besseren Leben, während
seine Beziehung zu Kellnerin Julia (Rooney Mara) von Herausforderungen
und Missverständnissen geprägt ist. Die Lage spitzt sich
zu, als Pedro beschuldigt wird, Geld gestohlen zu haben, um Julia
eine Abtreibung zu ermöglichen.
Mich
hat an „La Cocina“ vor allem die Ästhetik überzeugt.
Von der ersten Szene an beeindruckt der Film mit schwarz-weißen
Kompositionen, die den hektischen Alltag in der Großküche
fast dokumentarisch einfangen. Die Kameraarbeit ist präzise und
vermittelt die Enge, das Chaos und die Dramatik dieses Mikrokosmos
meisterhaft. Besonders gefesselt hat mich eine mehrminütige Sequenz
ganz ohne Schnitte, die sich während der Rush-Hour entfaltet.
Während die Küche von einem kaputten Cola-Automaten langsam
unter Wasser gesetzt wird, müssen in einer perfekt choreografierten
Performance weiterhin Bestellungen zubereitet und serviert werden,
ohne dass die Unruhen zu den Gästen durchdringen. Der Zuschauer
wird in die mitreißende Dynamik hineingezogen und die Küche
wird zu einem Ort, an dem persönliche Konflikte, soziale Ungerechtigkeiten
und berufliche Ambitionen unentwegt aufeinanderprallen.
Schauspielerisch
liefern Rooney Mara und Rául Briones Carmona solide ab, denn
es gelingt ihnen, ihre Charaktere absolut unsympathisch wirken zu
lassen. Während Pedro sich die meiste Zeit wie ein unreifes Kind
aufführt, nicht auf Anweisungen hört und auf Kollegen losgeht,
schafft es Julia nicht, Entscheidungen zu treffen und lässt sich
viel zu oft von Pedros leeren Worten hinreißen.
Insgesamt
ist dieser Film eine recht raue Erfahrung. Zwischen einer fast schon
unerträglichen Intimszene und prätentiösen Monologen
hat „La Cocina“ meine Aufmerksamkeit an vielen Stellen
verloren. Der Film hat zwar gute Ansätze, liefert einen interessanten
Einblick in die sonst unsichtbare Welt der Küchenarbeiter und
beleuchtet die Schattenseiten des amerikanischen Traums, aber mir
persönlich hat ein roter Faden gefehlt, der sich durch den gesamten
Film zieht. Konflikte werden angeschnitten, fallengelassen und später
wieder aufgegriffen, wodurch bei mir absolut keine Motivation zum
Weiterschauen aufgekommen ist. Trotzdem ist „La Cocina“
durch seine ästhetische Gestaltung und präzise Komposition
einen Blick wert und ein Geheimtipp für alle, die anspruchsvolles
Kino schätzen.
LA COCINA - Der Geschmack des Lebens
Start:
16.01.25 | FSK 16
R: Alonso Ruizpalacios | D: Raúl Briones, Rooney Mara,
Anna Diaz
Mexiko, USA 2024 | SquareOne Entertainment