Alter
schützt vor Liebe nicht. Aber auch nicht vor Eifersucht –
und das nicht einmal, wenn man schon ein halbes Jahrhundert verheiratet
ist. Diese schmerzliche Erfahrung stürzt den pensionierten General
François Marsault (André Dussollier) in ein Beziehungsdrama
von unerwarteten Ausmaßen. Gerade eben feierte er noch gutgelaunt
mit der Familie den Geburtstag seiner Frau Annie (Sabine Azéma),
aber nun bringt ein zufällig aufgetauchter Stapel Briefe aus
dem Jahr 1983, mit einer niedlichen roten Schleife zusammengebunden,
sein ganzes Weltbild ins Rutschen: Mit inbrünstiger Leidenschaft
geht es darin unter anderem um Annies „explodierendes Venusdreieck“.
Unterschrieben wurden die Briefe von einem Jugendfreund, den François
zwar aus den Augen verloren hat, aber an den er sich immer noch erinnert
– jetzt allerdings nicht mehr so gern: Boris (Thierry Lhermitte)
ist einer von den Jungs, die früher am Strand von Nizza Gitarre
gespielt haben. François ist ein Mann von großer Prinzipientreue,
daher spielt die Tatsache, dass Annies Affäre bereits 40 Jahre
her ist, für ihn überhaupt keine Rolle. Keine Verjährung
für Ehebruch! So lautet seine Devise, die ihm als Begründung
für eine veritable Kriegserklärung dient. Dank seiner Geheimdienstkontakte
ist der Nebenbuhler schnell aufgespürt, der private Feldzug führt
ihn schnurstracks nach Nizza.
Die
französische Kinolandschaft wurde im Jahr 2024 um eine charmante
Komödie bereichert: "Liebesbriefe aus Nizza". Dieser
Film, der das Herz berührt und gleichzeitig zum Schmunzeln bringt,
erzählt die Geschichte eines Ehepaares, dessen Leben durch eine
überraschende Entdeckung auf den Kopf gestellt wird. Im Mittelpunkt
steht die herausragende Leistung von Sabine Azéma, die in ihrer
Rolle als Annie Marsault einmal mehr ihr schauspielerisches Talent
unter Beweis stellt. Mit ihrer gewohnt charmanten und zugleich tiefgründigen
Darstellung gelingt es ihr, die Komplexität ihrer Figur glaubhaft
darzustellen. Azéma verkörpert eine Frau, die einerseits
von Schuldgefühlen geplagt ist, andererseits aber auch eine große
Lebenslust besitzt. Ihre Darstellung macht Annie zu einer Figur, die
man sowohl liebt als auch hasst. "Liebesbriefe aus Nizza"
ist mehr als nur eine leichte Unterhaltung.
Der
Film thematisiert relevante gesellschaftliche Fragestellungen: Wie
gehen wir mit der Vergangenheit um? Wie können wir Vertrauen
wieder aufbauen? Und was bedeutet wahre Liebe? Die Regisseure schaffen
es, diese komplexen Themen auf eine unterhaltsame und zugleich nachdenkliche
Weise zu behandeln. Er verhandelt diese wichtigen Themen auf eine
leichte Art und Weise, die charakteristisch ist für französische
Filme und speziell für Komödien aus unserem Nachbarland.
Trotz aller Turbulenzen ist "Liebesbriefe aus Nizza" letztendlich
eine Hommage an die Liebe. Der Film zeigt, dass Liebe nicht immer
einfach ist und dass sie viele Facetten hat. Er erinnert uns daran,
dass auch in einer langjährigen Ehe die Leidenschaft nicht erlöschen
muss und dass es immer wieder neue Möglichkeiten gibt.