KINO | 20.11.2024

MILCHZÄHNE

Ein Dorf zu einer Zeit nicht allzu fern von unserer. Als Tochter einer Außenseiterin hat Skalde sich ihren Platz in der Dorfgemeinschaft hart erkämpft und sich dabei von ihrer Mutter Edith distanziert. Eines Tages findet Skalde ein fremdes Kind im Wald. Um es zu retten, müssen Mutter und Tochter nach Jahren der Entfremdung zusammenhalten.

von Franziska Keil


© Merav Maroody

In nicht allzu ferner Zukunft beherrschen Aberglaube und Misstrauen unsere Gesellschaft. Skalde (Mathilde Bundschuh) will unbedingt ein Teil der Gemeinschaft sein und ist in ihrem Streben unter die Fittiche des Dorfvorstehers gekommen. Skaldes Mutter Edith (Susanne Wolff) will mit den Dorfbewohner*innen hingegen am liebsten gar nichts mehr zu tun haben. Über die Jahre sind Mutter und Tochter so immer weiter auseinandergedriftet. Trotzdem sehen sich beiden plötzlich wieder gemeinsam an einem Strang ziehen, als Skalde ein fremdes Kind im Wald findet und mit nach Hause bringt. Fremde dürfen nämlich eigentlich nicht ins Dorf und Zuwiderhandeln steht unter Strafe.

Sophia Böschs "Milchzähne" ist ein cineastisches Werk, das durch seine düstere Atmosphäre und seine intensive Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen besticht. Der Film, der auf dem gleichnamigen Roman von Helene Bukowski basiert, entführt den Zuschauer in eine abgeschiedene Dorfgemeinschaft, in der strenge Regeln und Traditionen das Leben bestimmen. Im Zentrum der Handlung steht Skalde, eine junge Frau, die verzweifelt versucht, in der Gemeinschaft akzeptiert zu werden. Ihre Mutter Edith, eine Außenseiterin, hat sie frühzeitig mit der harten Realität des Lebens konfrontiert. Als Skalde eines Tages ein fremdes Kind im Wald findet, gerät sie in einen moralischen Konflikt, der sie zwingt, ihre eigene Identität und ihre Beziehung zu ihrer Mutter zu hinterfragen. Die Stärke des Films liegt in seiner atmosphärischen Dichte. Die düsteren Bilder der Natur, die klaustrophobische Enge des Dorfes und die strengen Gesichter der Bewohner erzeugen eine bedrückende Stimmung, die die Zuschauer von Anfang an in ihren Bann zieht. Die Kameraarbeit von Judith Keil ist dabei von großer Bedeutung.

Sie fängt die Emotionen der Figuren ein und unterstreicht die Spannung zwischen den einzelnen Szenen. Die schauspielerischen Leistungen sind beeindruckend. Mathilde Bundschuh verkörpert die Rolle der Skalde mit einer Intensität, die berührt. Susanne Wolff als ihre Mutter Edith ist ebenso überzeugend. Sie schafft es, die komplexe Figur einer Frau darzustellen, die von der Gesellschaft ausgegrenzt wird und dennoch eine starke Bindung zu ihrer Tochter hat. "Milchzähne" ist jedoch nicht nur ein psychologisches Drama, sondern auch eine Parabel auf gesellschaftliche Themen wie Ausgrenzung, Zugehörigkeit und die Bedeutung von Familie. Der Film wirft Fragen auf nach dem Wert von Regeln und Traditionen und nach den Folgen, die es hat, sich diesen zu widersetzen. Allerdings ist der Film nicht frei von Kritikpunkten. Die Handlung ist stellenweise vorhersehbar und die Symbolik wirkt manchmal etwas aufgesetzt. Zudem könnte die düstere Atmosphäre für jüngere Zuschauer zu bedrückend sein. "Milchzähne" ist ein anspruchsvoller Film, der sowohl visuell als auch inhaltlich überzeugt. Die Geschichte ist zwar düster, aber dennoch fesselnd. Die schauspielerischen Leistungen sind hervorragend und die Atmosphäre ist dicht und bedrückend. Der Film ist eine Empfehlung für alle, die sich für Filme interessieren, die zum Nachdenken anregen und die Grenzen des Kinos ausloten.


MILCHZÄHNE

Start: 21.11.24 | FSK 12
R: Sophia Bösch | D: Mathilde Bundschuh, Susanne Wolff, Viola Hinz
Schweiz, Deutschland 2024 | Farbfilm



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