In
nicht allzu ferner Zukunft beherrschen Aberglaube und Misstrauen unsere
Gesellschaft. Skalde (Mathilde Bundschuh) will unbedingt ein Teil
der Gemeinschaft sein und ist in ihrem Streben unter die Fittiche
des Dorfvorstehers gekommen. Skaldes Mutter Edith (Susanne Wolff)
will mit den Dorfbewohner*innen hingegen am liebsten gar nichts mehr
zu tun haben. Über die Jahre sind Mutter und Tochter so immer
weiter auseinandergedriftet. Trotzdem sehen sich beiden plötzlich
wieder gemeinsam an einem Strang ziehen, als Skalde ein fremdes Kind
im Wald findet und mit nach Hause bringt. Fremde dürfen nämlich
eigentlich nicht ins Dorf und Zuwiderhandeln steht unter Strafe.
Sophia
Böschs "Milchzähne" ist ein cineastisches Werk,
das durch seine düstere Atmosphäre und seine intensive Auseinandersetzung
mit gesellschaftlichen Themen besticht. Der Film, der auf dem gleichnamigen
Roman von Helene Bukowski basiert, entführt den Zuschauer in
eine abgeschiedene Dorfgemeinschaft, in der strenge Regeln und Traditionen
das Leben bestimmen. Im Zentrum der Handlung steht Skalde, eine junge
Frau, die verzweifelt versucht, in der Gemeinschaft akzeptiert zu
werden. Ihre Mutter Edith, eine Außenseiterin, hat sie frühzeitig
mit der harten Realität des Lebens konfrontiert. Als Skalde eines
Tages ein fremdes Kind im Wald findet, gerät sie in einen moralischen
Konflikt, der sie zwingt, ihre eigene Identität und ihre Beziehung
zu ihrer Mutter zu hinterfragen. Die Stärke des Films liegt in
seiner atmosphärischen Dichte. Die düsteren Bilder der Natur,
die klaustrophobische Enge des Dorfes und die strengen Gesichter der
Bewohner erzeugen eine bedrückende Stimmung, die die Zuschauer
von Anfang an in ihren Bann zieht. Die Kameraarbeit von Judith Keil
ist dabei von großer Bedeutung.
Sie
fängt die Emotionen der Figuren ein und unterstreicht die Spannung
zwischen den einzelnen Szenen. Die schauspielerischen Leistungen sind
beeindruckend. Mathilde Bundschuh verkörpert die Rolle der Skalde
mit einer Intensität, die berührt. Susanne Wolff als ihre
Mutter Edith ist ebenso überzeugend. Sie schafft es, die komplexe
Figur einer Frau darzustellen, die von der Gesellschaft ausgegrenzt
wird und dennoch eine starke Bindung zu ihrer Tochter hat. "Milchzähne"
ist jedoch nicht nur ein psychologisches Drama, sondern auch eine
Parabel auf gesellschaftliche Themen wie Ausgrenzung, Zugehörigkeit
und die Bedeutung von Familie. Der Film wirft Fragen auf nach dem
Wert von Regeln und Traditionen und nach den Folgen, die es hat, sich
diesen zu widersetzen. Allerdings ist der Film nicht frei von Kritikpunkten.
Die Handlung ist stellenweise vorhersehbar und die Symbolik wirkt
manchmal etwas aufgesetzt. Zudem könnte die düstere Atmosphäre
für jüngere Zuschauer zu bedrückend sein. "Milchzähne"
ist ein anspruchsvoller Film, der sowohl visuell als auch inhaltlich
überzeugt. Die Geschichte ist zwar düster, aber dennoch
fesselnd. Die schauspielerischen Leistungen sind hervorragend und
die Atmosphäre ist dicht und bedrückend. Der Film ist eine
Empfehlung für alle, die sich für Filme interessieren, die
zum Nachdenken anregen und die Grenzen des Kinos ausloten.