KINO | 19.03.2025

MR. NO PAIN

Als seine Traumfrau entführt wird, verwandelt der ganz normale Durchschnittstyp Nate seine Unfähigkeit Schmerzen zu empfinden in eine unerwartete Stärke, um sie wieder zurück zu bekommen.

von Richard-Heinrich Tarenz


© 2025 Paramount Pictures

Der unscheinbare Nate Caine (Jack Quaid) arbeitet als stellvertretender Filialleiter in einer Bank in San Diego. Doch gerade als durch eine frische Beziehung zu seiner Kollegin Sherry (Amber Midthunder) etwas Aufregung in sein langweiliges Leben kommt, wird die Bank von drei Weihnachtmänner überfallen und Sherry entführt. Da sieht Nate keine andere Wahl, als sich auf eine gefährliche Rettungsmission zu begeben. Was zunächst nach einer hoffnungslosen Aufgabe aussieht, wird zu seinem Vorteil, als er eine ungewöhnliche Fähigkeit entdeckt: Er kann auf Grund einer seltenen Erbkrankheit keinen Schmerz empfinden. Diese besondere Stärke gibt Nate den Mut, sich über alle Hindernisse hinwegzusetzen, um das Leben der Frau, die ihm alles bedeutet, zu retten. Unterstützung erhält er dabei nicht nur von den Polizist*innen Coltraine (Matt Walsh) und Mincy (Betty Gabriel), sondern auch von seinem einzigen Freund Roscoe (Jacob Batalon).

„Mr. No Pain“ ist ein bemerkenswerter Beitrag zum Action-Genre, der sich durch seine unkonventionelle Herangehensweise und die geschickte Verknüpfung von schwarzem Humor mit brutalen Actionelementen auszeichnet. Der Film, der sich zunächst als romantische Komödie präsentiert, entfaltet im Verlauf eine düstere und zugleich amüsante Erzählung, die den Zuschauer sowohl emotional berührt als auch zum Lachen bringt. Im Zentrum des Geschehens steht Nathan, verkörpert von Jack Quaid, dessen schauspielerische Leistung in dieser Rolle besonders hervorzuheben ist. Quaid gelingt es, einen Charakter zu schaffen, der trotz seiner außergewöhnlichen Fähigkeit, Schmerz nicht wahrzunehmen, eine bemerkenswerte Sympathie beim Publikum hervorruft. Diese Fähigkeit wird nicht nur als kuriose Eigenschaft dargestellt, sondern als zentrales Element seiner Identität und seines Schicksals. Die Darstellung Nathans als verletzlicher Mensch in einem Körper, der keine physischen Grenzen kennt, eröffnet dem Zuschauer eine tiefere emotionale Verbindung zu seinem Charakter.


© 2025 Paramount Pictures

Die anfängliche Leichtigkeit des Films wird durch die Chemie zwischen Quaid und Amber Midthunder verstärkt. Ihre Interaktionen sind geprägt von einer charmanten Dynamik, die den Zuschauer in eine Welt voller Romantik und Unbeschwertheit entführt. Diese Phase des Films fungiert jedoch lediglich als Vorbote für die bevorstehenden Herausforderungen, denen Nathan gegenübersteht. Der Kontrast zwischen der anfänglichen Komödie und den späteren drastischen Wendungen schafft eine spannende narrative Spannung und lässt das Publikum gespannt auf die Entwicklung der Geschichte warten. Die Actionsequenzen sind ein weiteres Highlight des Films. Sie sind nicht nur brutal und intensiv, sondern auch kreativ inszeniert. Die Macher nutzen Nathans Gendefekt auf innovative Weise – sei es durch groteske Szenarien wie das Greifen in kochendes Fett oder das Tätowieren einer Adresse auf eine bereits verwundete Hand. Diese Momente erzeugen ein Wechselbad der Gefühle: Entsetzen mischt sich mit makabrer Belustigung und zwingt den Zuschauer dazu, seine eigene Reaktion zu hinterfragen.

Die Kombination aus körperlicher Gewalt und schwarzem Humor verleiht dem Film eine einzigartige Note und hebt ihn von anderen Vertretern des Genres ab. Ein zentraler Aspekt von „Mr. No Pain“ ist die Art und Weise, wie er mit dem Thema Schmerz umgeht. Anstatt Schmerz als rein negative Erfahrung darzustellen, wird er hier zum Instrument der Unterhaltung. Dies geschieht nicht ohne eine gewisse Zynik; die kreativen Ausnutzungen von Nathans Zustand zeugen von einer Originalität, die sowohl provoziert als auch fasziniert. Der Film stellt Fragen nach der Natur des Schmerzes und dessen Bedeutung für das menschliche Leben – Fragen, die in einem Actionfilm selten behandelt werden. Insgesamt balanciert „Mr. No Pain“ gekonnt zwischen verschiedenen Genres und Emotionen. Die Stärke des Films liegt in seiner Fähigkeit, einen Protagonisten zu präsentieren, dessen Schicksal den Zuschauer emotional involviert und gleichzeitig durch innovative Erzähltechniken unterhält. Jack Quaids Darstellung eines Mannes ohne Schmerzempfinden wird zur Metapher für die menschliche Verletzlichkeit und Resilienz – Themen, die universell nachvollziehbar sind.


© 2025 Paramount Pictures

Kongenitale Analgesie ist eine äußerst seltene genetische Erkrankung, die durch die Unfähigkeit gekennzeichnet ist, Schmerzen zu empfinden. Diese Störung resultiert aus Mutationen in bestimmten Genen, die für die Entwicklung und Funktion von Schmerzrezeptoren im Nervensystem verantwortlich sind. Während das Fehlen von Schmerz als vorteilhaft erscheinen mag, bringt es in der Realität zahlreiche Herausforderungen und Risiken mit sich, die das tägliche Leben der Betroffenen erheblich beeinflussen. Kongenitale Analgesie wird oft durch genetische Mutationen verursacht, die die Funktion von Nerven beeinträchtigen, die für die Schmerzwahrnehmung zuständig sind. Zu den häufigsten Ursachen gehören Mutationen im SCN9A-Gen, das für einen Natriumkanal verantwortlich ist, der in schmerzempfindlichen Neuronen vorkommt. Diese Störung führt dazu, dass Betroffene keine akuten Schmerzen empfinden können – sei es durch Verletzungen, Verbrennungen oder andere schmerzhafte Reize.

Obwohl das Fehlen von Schmerz zunächst als Vorteil wahrgenommen werden kann, hat es weitreichende negative Konsequenzen für die Lebensqualität der Betroffenen. Da Menschen mit kongenitaler Analgesie keine Schmerzen empfinden, sind sie einem erhöhten Risiko ausgesetzt, sich zu verletzen oder ernsthafte gesundheitliche Probleme zu entwickeln. Kleinste Verletzungen oder Infektionen können unbemerkt bleiben und sich zu schwerwiegenden Komplikationen entwickeln. Beispielsweise können sie sich bei alltäglichen Aktivitäten wie Kochen oder Sport leicht verbrennen oder schneiden. Schmerz dient nicht nur als Warnsignal; er hilft auch dabei, ein Bewusstsein für den eigenen Körper zu entwickeln. Menschen mit kongenitaler Analgesie haben oft Schwierigkeiten, ihre körperlichen Grenzen zu erkennen. Dies kann dazu führen, dass sie überanstrengt werden oder sich in gefährliche Situationen begeben. Viele Betroffene müssen ihren Lebensstil anpassen, um Risiken zu minimieren. Dazu gehört möglicherweise das Vermeiden bestimmter Aktivitäten oder das Tragen von Schutzausrüstung bei alltäglichen Aufgaben.


MR. NO PAIN

Start: 20.03.25 | FSK 18
R: Dan Berk, Robert Olsen | D: Jack Quaid, Amber Midthunder, Ray Nicholson
USA 2025 | Paramount Pictures Germany



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