KINO | 28.05.2025

ON SWIFT HORSES

Kalifornien in den 50er Jahren. Muriel und ihr Mann Lee, der gerade als Soldat aus dem Korea-Krieg zurückgekehrt ist, wollen sich unter der kalifornischen Sonne ein Bilderbuchleben aufbauen. Ihren Traum wollen sie gemeinsam mit Lees Bruder verwirklichen, dem charismatischen Spieler Julius.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Metropolitan FilmExport

Nachdem Lee (Will Poulter) als Soldat in den 1950er Jahren im Koreakrieg im Einsatz war, wünscht er sich nichts mehr, als sich endlich gemeinsam mit seiner Ehefrau Muriel (Daisy Edgar-Jones) ein neues Leben aufzubauen. An die sonnige US-Westküste nach Kalifornien soll es gehen. Das klingt auch für Muriel ziemlich gut. Doch die vermeintlich perfekte Fassade beginnt langsam zu bröseln, als Lees Bruder Julius (Jacob Elordi) auftaucht. Mit seinem Charisma verzaubert er Muriel zunehmend und sie lässt sich immer mehr auf ihn ein. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Julius ist dem Glücksspiel nicht ganz abgeneigt und zieht so auch Muriel mit hinein in diese Welt. Doch bei heimlichen Pferdewetten zusammen mit Julius scheint sie plötzlich aufzublühen, wie schon lange Zeit nicht mehr. Für Muriel beginnt wirklich ein neues Leben – nur eben nicht das, das ihr Mann Lee für sie vorgesehen hatte.

Daniel Minahans Spielfilm "On Swift Horses", der am 29. Mai in den Kinos startet, entführt das Publikum in die komplexen emotionalen Landschaften der 1950er Jahre. Basierend auf Shannon Pufahls Roman, zeichnet der Film ein vielschichtiges Porträt von Individuen, die in einer Ära strenger gesellschaftlicher Normen nach Authentizität und persönlicher Freiheit streben. Minahan gelingt es, eine Atmosphäre der unterschwelligen Sehnsucht und der verborgenen Leidenschaften zu kreieren, die den Zuschauer in ihren Bann zieht. Die Stärke des Films liegt zweifellos in seinem herausragenden Ensemble.


© Metropolitan FilmExport

Daisy Edgar-Jones verkörpert Muriels innere Zerrissenheit und ihre wachsende Sehnsucht nach einem Leben jenseits der Konventionen mit beeindruckender Subtilität. Jacob Elordi verleiht Julius eine faszinierende Mischung aus Charme und Melancholie, während Will Poulter als Lee die Rolle des traditionellen Ehemanns mit einer stillen Tragik ausfüllt. Diego Calva und Sasha Calle ergänzen das Ensemble mit sensiblen Darstellungen ihrer jeweiligen Charaktere, die die komplexen Beziehungsgeflechte des Films glaubwürdig machen. Minahans Regie zeichnet sich durch eine visuell ansprechende Ästhetik aus, die die Atmosphäre der 1950er Jahre gekonnt einfängt.

Die Kameraarbeit ist oft beobachtend und fängt die feinen Nuancen der Emotionen in den Gesichtern der Darsteller ein. Die Farbpalette ist gedämpft, aber atmosphärisch, und die Ausstattung sowie die Kostüme tragen maßgeblich zur Authentizität der Epoche bei. Der Film vermeidet dabei übermäßiges Melodrama und setzt stattdessen auf Andeutungen und Zwischentöne, um die inneren Konflikte der Figuren zu beleuchten. Die mitunter langsame Erzählweise liegen ist ein Schwachpunkt dieses Films. Er nimmt sich viel Zeit, um die emotionalen Entwicklungen der Charaktere zu entfalten, was zuweilen das erzählerische Tempo ausbremst. Ebenso wirken die parallelen Handlungsstränge von Muriel und Julius, obwohl thematisch miteinander verbunden, gelegentlich etwas voneinander entkoppelt und hätten eine stärkere Verflechtung gut vertragen.


ON SWIFT HORSES

Start: 29.05.25 | FSK 12
R: Daniel Minahan | D: Daisy Edgar-Jones, Jacob Elordi, Will Poulter
USA 2025 | Leonine


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