Das
Leben der Tunesierin Olfa (Hend Sabry) schwankt zwischen Licht und
Schatten. Sie ist Mutter von vier Töchtern. Eines Tages verschwinden
ihre beiden ältesten Töchter und sie stürzt in ein
tiefes Loch der Verzweiflung und Hilflosigkeit. Als sie erfährt,
dass sie die beiden an den sogenannten Islamischen Staat verloren
hat, bleibt sie mit ihren beiden jüngsten Töchtern zurück
und muss lernen, wie sie mit dem neuen Gefühl der Trauer und
mit den Schuldgefühlen zurechtkommt. Ein Familienkonflikt entsteht,
der Generationen überschreitet. Um die Abwesenheit der Töchter
zu kompensieren und den Konflikt lebendig darzustellen, setzt die
Regisseurin Kaouther Ben Hania professionelle Schauspielerinnen ein.
Die Geschichte von Olfa und ihren Töchtern ist eine intime Reise
voller Hoffnung, Rebellion, Tradition und Gewalt und hinterfragt die
Fundamente unserer Gesellschaft und das Zusammenleben einer Familie,
die auseinandergerissen wurde.
OLFAS
TÖCHTER von Regisseurin Kaouther Ben Hania ist eine preisgekrönte
Dokumentation, die unter die Haut geht, emotional bewegt und am 18.
Januar 2024 in den Kinos startet. Sie nähert sich thematisch
einem Thema, dass nur schwer zu greifen, nur schwer zu fassen ist.
Um das unfassbare auf die Leinwand zu bringen, geht die Dokumentation,
die im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes ihre Weltpremiere
gefeiert hat, ungewöhnliche erzählerische Wege. Die experimentelle
Dokumentation ist eine gelungene inszenatorische Mischung aus Dokumentarfilm
und Reenactment. Im Mittelpunkt steht die Frage, wieso sich Menschen
radikalisieren und in diesem konkreten Fall ihre Familie und ihr soziales
Umfeld verlassen, um sich auf eine selbstmörderische Mission
zu begeben.
Im
Verlauf der 107 Minuten Spielzeit wird immer klarer, dass es keine
finalen Antworten geben kann, sondern eine schon therapeutisch anmutende
heilende Wirkung für alle Beteiligten entsteht. Immer wenn die
Themen die reale Olfa zu sehr belasten, übernimmt die in Arabien
bekannte Schauspielerin Hend Sabri. Ihr zur Seite stehen Ichraq Matar
und Nour Karoui, die die beiden verschollenen Töchter spielen.
Hinzu kommen die beiden verbliebenen Töchter Rhama und Ghofrane.
Das Resultat ist ein zutiefst intimer Film, der Grenzen sprengt und
verwischt. Eine cineastische Reise, auf die man sich einlassen muss
und dafür reichhaltig belohnt wird.