Ein
halb verdursteter Mann (Harry Dean Stanton) irrt orientierungslos
durch die texanische Wüste. Er hat scheinbar die Sprache verloren
und wird von einem Provinz-Doc (Bernhard Wicki) in Devil’s Graveyard
notdürftig und eher widerwillig betreut. Der Arzt alarmiert Travis’,
so heißt der Fremde, Bruder Walt (Dean Stockwell), der aus dem
fernen Los Angeles anreist, um seinen tot geglaubten Verwandten abzuholen.
Auf dem Weg zurück findet Travis seine Sprache wieder. Walt und
seine Frau Anne (Autore Clément) haben Travis’ mittlerweile
siebenjährigen Sohn Hunter (Hunter Carson) aufgenommen und sind
als Ersatzeltern eingesprungen. In Los Angeles angekommen, will sich
Travis seinem Sohn emotional nähern. Und es gelingt ihm tatsächlich,
eine Verbindung herzustellen. Beide begeben sich auf die Suche nach
Jane (Nastassja Kinski), Travis’ Ex-Frau und Hunters Mutter.
Wim
Wenders' "Paris, Texas" aus dem Jahr 1984 ist ein Film der
leisen Töne und der großen Emotionen. Mit seinen poetischen
Bildern, seinem melancholischen Soundtrack und seiner vielschichtigen
Erzählung hat sich der Film zu einem Meisterwerk des Autorenfilms
entwickelt und einen festen Platz in der Filmgeschichte erobert. "Paris,
Texas" gewann 1984 die Goldene Palme bei den Filmfestspielen
von Cannes und gilt als eines der bedeutendsten Werke des Neuen Deutschen
Films. "Paris, Texas" ist nicht nur ein Roadmovie durch
die karge Landschaft von Texas, sondern auch eine Reise durch die
Landschaften der Erinnerung. Travis' Erinnerungsfragmente werden in
Form von Polaroidfotos und Traumsequenzen erzählt, die die Fragilität
und Vergänglichkeit der menschlichen Erinnerung verdeutlichen.
Die Suche nach der Vergangenheit ist zugleich eine Suche nach Identität
und Versöhnung. Wenders inszeniert "Paris, Texas" mit
einer meisterhaften Ruhe und Präzision.
Die
langen Kameraeinstellungen, die kargen Landschaften und die reduzierte
Farbgebung erzeugen eine Atmosphäre von Melancholie und Sehnsucht.
Die Musik von Ry Cooder unterstreicht die emotionale Tiefe des Films
und trägt zu seiner poetischen Atmosphäre bei. "Paris,
Texas" ist ein Film über die Suche nach Sinn und Geborgenheit
im Leben. Es ist ein Film über die zerstörerische Kraft
von Verlust und die heilende Kraft der Liebe. Der Film berührt
universelle Themen wie Liebe, Verlust, Erinnerung und Vergebung und
macht ihn zu einem zeitlosen Meisterwerk, das auch heute noch berührt
und bewegt. "Paris, Texas" gilt als einer der bedeutendsten
Filme des Neuen Deutschen Films. Der Film hat die deutsche Filmlandschaft
nachhaltig geprägt und trug dazu bei, den deutschen Film auf
der internationalen Bühne zu etablieren. Wenders' poetischer
und zugleich realistischer Stil sowie seine Fähigkeit, komplexe
Themen auf vielschichtige Weise zu verhandeln, haben ihn zu einem
der einflussreichsten Regisseure seiner Generation gemacht.