Joel
Souzas „Rust – Legende des Westens“ erweist sich
trotz seiner von einem tragischen Unfall überschatteten Entstehung
als ein visuell beeindruckendes Werk, das die Stärken seiner
verstorbenen Kamerafrau Halyna Hutchins eindrucksvoll zur Schau stellt.
Der Film, der nun in die Kinos kommt, ist in erster Linie eine Hommage
an Hutchins' außergewöhnliches Talent und ihre Fähigkeit,
die Essenz des Western-Genres in kraftvollen Bildern einzufangen.
Bereits die ersten Minuten dieses Films bestechen durch eine Reihe
von meisterhaften Establishing Shots, die an ikonische Einstellungen
aus Genreklassikern wie „The Searchers“ und dem „True
Grit“-Remake erinnern. Der Film ist durchgehend von einer beeindruckenden
visuellen Qualität geprägt, wobei Hutchins' Gespür
für Komposition und Lichtsetzung besonders hervorsticht.
Die
vorherrschenden dunklen Töne, die staubigen Braun-, Beige- und
Schwarztöne des Western-Settings im Wyoming des Jahres 1882,
erhalten in ihrer Inszenierung eine bemerkenswerte Ausdruckskraft.
Viele Bilder wirken wie in tiefschwarze Schatten getaucht, was eine
eindringliche und atmosphärisch dichte Bildsprache erzeugt. Nicht
nur die Silhouetten in den weiten Landschaften zeugen von Hutchins'
Talent; auch eine frühe Gefängnisausbruchsszene, in der
ein Retter aus der Dunkelheit auftaucht und die Kamera langsam und
erwartungsvoll auf die Leiche eines Gesetzeshüters schwenkt,
ist von einer bemerkenswerten Spannung und visuellen Intensität.
Die
Handlung von „Rust“ erzählt die Geschichte von Lucas
Hollister, einem jugendlichen Gefangenen, der wegen Mordes zum Tode
verurteilt wurde. Seine ohnehin schon harte Strafe wird durch seine
Umstände noch verschärft: Er sorgte als Oberhaupt seiner
kleinen Familie für seinen jüngeren Bruder, und die Mordtat
geschah, als er sie vor einem Erwachsenen verteidigte. Lucas' Retter
ist Rust, sein Großvater, von dessen Existenz er nichts wusste.
Rust, ein hartgesottener Gesetzloser, nimmt den Jungen mit nach Mexiko,
was eine langwierige Verfolgungsjagd auslöst, in deren Verlauf
sich die beiden näherkommen.