KINO | 01.05.2025

Rust – Legende des Westens

Als dem 13-jährigen Lucas Hollister aufgrund eines tragischen Unfalls der Galgen droht, eilt ihm der berüchtigte Gesetzlose Harland Rust zu Hilfe. Dieser entpuppt sich als Großvater des Jungen, von dem dieser zuvor noch nie etwas gehört hatte.

von Richard-Heinrich Tarenz


© 2025 RUST MOVIE PRODUCTIONS LLC, ALL RIGHTS RESERVED

Joel Souzas „Rust – Legende des Westens“ erweist sich trotz seiner von einem tragischen Unfall überschatteten Entstehung als ein visuell beeindruckendes Werk, das die Stärken seiner verstorbenen Kamerafrau Halyna Hutchins eindrucksvoll zur Schau stellt. Der Film, der nun in die Kinos kommt, ist in erster Linie eine Hommage an Hutchins' außergewöhnliches Talent und ihre Fähigkeit, die Essenz des Western-Genres in kraftvollen Bildern einzufangen. Bereits die ersten Minuten dieses Films bestechen durch eine Reihe von meisterhaften Establishing Shots, die an ikonische Einstellungen aus Genreklassikern wie „The Searchers“ und dem „True Grit“-Remake erinnern. Der Film ist durchgehend von einer beeindruckenden visuellen Qualität geprägt, wobei Hutchins' Gespür für Komposition und Lichtsetzung besonders hervorsticht.

Die vorherrschenden dunklen Töne, die staubigen Braun-, Beige- und Schwarztöne des Western-Settings im Wyoming des Jahres 1882, erhalten in ihrer Inszenierung eine bemerkenswerte Ausdruckskraft. Viele Bilder wirken wie in tiefschwarze Schatten getaucht, was eine eindringliche und atmosphärisch dichte Bildsprache erzeugt. Nicht nur die Silhouetten in den weiten Landschaften zeugen von Hutchins' Talent; auch eine frühe Gefängnisausbruchsszene, in der ein Retter aus der Dunkelheit auftaucht und die Kamera langsam und erwartungsvoll auf die Leiche eines Gesetzeshüters schwenkt, ist von einer bemerkenswerten Spannung und visuellen Intensität.

Die Handlung von „Rust“ erzählt die Geschichte von Lucas Hollister, einem jugendlichen Gefangenen, der wegen Mordes zum Tode verurteilt wurde. Seine ohnehin schon harte Strafe wird durch seine Umstände noch verschärft: Er sorgte als Oberhaupt seiner kleinen Familie für seinen jüngeren Bruder, und die Mordtat geschah, als er sie vor einem Erwachsenen verteidigte. Lucas' Retter ist Rust, sein Großvater, von dessen Existenz er nichts wusste. Rust, ein hartgesottener Gesetzloser, nimmt den Jungen mit nach Mexiko, was eine langwierige Verfolgungsjagd auslöst, in deren Verlauf sich die beiden näherkommen.


© 2025 RUST MOVIE PRODUCTIONS LLC, ALL RIGHTS RESERVED

Neben der Kameraführung ist die Hingabe von Hauptdarsteller und Produzent Alec Baldwin zum Western-Genre eine der zentralen Stärken des Films. Baldwin verkörpert die Rolle des grauhaarigen Einzelgängers mit einer überzeugenden Präsenz. Obwohl seine Darstellung von Rust zu Beginn vielleicht etwas zu kultiviert wirkt, gewinnt die Figur im Verlauf der Handlung an Tiefe und Komplexität. Die Entwicklung der großväterlichen Fürsorge von Rust für seinen Enkel Lucas wird glaubhaft und berührend dargestellt.
Obwohl einige der Dialogszenen zwischen Lucas und Rust straffer inszeniert hätten werden können, wecken sie dennoch ein gewisses emotionales Interesse.

Der Film ist reich an Nebenfiguren, die die Handlung mit Leben füllen. Die Darsteller der Gesetzeshüter, Kopfgeldjäger und Gesetzlosen tragen zur farbenfrohen Gestaltung der Westernwelt bei. Die obligatorische Schießerei, die im späteren Verlauf des Films inszeniert wird, ist handwerklich solide und visuell beeindruckend. „Rust – Legende des Westens“ ist in erster Linie ein visuell beeindruckendes Werk, das das Talent von Halyna Hutchins feiert. Ihre Kameraführung verleiht dem Film eine epische Qualität und fängt die Schönheit und Rauheit des Western-Genres auf eindrucksvolle Weise ein. Trotz einiger erzählerischer Schwächen und Längen ist der Film ein sehenswerter Beitrag zum Genre, der durch seine visuelle Brillanz und die überzeugenden Darstellerleistungen besticht.


RUST - LEGENDE DES WESTENS

Start: 01.05.25 | FSK 12
R: Joel Souza | D: Alec Baldwin, Frances Fisher, Patrick Scott McDermott
USA 2025 | Splendid Film


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