KINO | 20.03.2025

Schneewittchen

Immer mehr animierte Disney-Klassiker bekommen eine Live-Action-Adaption und nun flimmert auch eine Neuauflage des beliebten Märchens „Schneewittchen“ über die große Leinwand. Regisseur Marc Webb hat versucht, das bekannte Märchen für ein modernes Publikum neu zu interpretieren, bleibt jedoch hinter den Erwartungen zurück und liefert ein insgesamt mittelmäßiges Kinoerlebnis.

von Laura Sternberg


© 2024 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

Immer mehr animierte Disney-Klassiker bekommen eine Live-Action-Adaption und während sich das „Rapunzel“-Remake noch in der Vorproduktion befindet, ist die Realverfilmung von „Schneewittchen“ jetzt auf der großen Leinwand zu sehen. Regisseur Marc Webb hat versucht, das bekannte Märchen für ein modernes Publikum neu zu interpretieren, bleibt jedoch hinter den Erwartungen zurück und liefert ein insgesamt mittelmäßiges Kinoerlebnis.

Schon im Vorfeld gab es viele Kontroversen, was die Besetzung des Films oder wohl eher die Nicht-Besetzung, betrifft. Denn anstatt kleinwüchsigen Darstellern eine Bühne zu geben, hat Disney für die Darstellung der Zwerge auf CGI gesetzt. Das Sahnehäubchen oben drauf ist dann aber noch, dass provisorisch eine kleinwüchsige Person in einer Nebenrolle besetzt wurde, damit auch nochmal ganz deutlich wird, dass Zwerge Zauberwesen sind und keine Kleinwüchsigen. Disney begründet diese Entscheidung mit Bedenken hinsichtlich stereotyper Darstellung. Meiner Meinung nach hat man es sich jedoch an dieser Stelle aus Angst vor eventuellen Fehltritten einfach nur leicht gemacht, anstatt sich um eine politisch korrekte und stärkende Darstellung kleinwüchsiger Menschen zu bemühen.

Auch über Neuinterpretationen in der Handlung lässt sich streiten. Eine der auffälligsten Abweichungen vom Original ist die Abwesenheit des klassischen Prinzen. Stattdessen begegnet Schneewittchen einem mysteriösen Banditen aus dem Wald, der als neue zentrale männliche Figur und Love-Interest dient. Diese Entscheidung spiegelt den aktuellen Trend wider, weibliche Hauptfiguren unabhängiger und eigenständiger zu gestalten, um nicht mehr von der Rettung durch einen Prinzen abhängig zu sein. Während diese Modernisierung in der Theorie sinnvoll erscheint, bleibt die Umsetzung fragwürdig. Der Bandit erhält keine überzeugende Charakterentwicklung und dient letztendlich als eher blasser Ersatz für die klassische Romanze.


© 2024 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

Auch Schneewittchens Charakter wurde stark überarbeitet. In der neuen Version ist sie nicht mehr die sanftmütige, verträumte Heldin, sondern eine selbstbewusste und zielstrebige Anführerin, die entschlossen ist, ihr Königreich selbst zu regieren. Diese Modernisierung ist sicherlich gut gemeint, wirkt jedoch stellenweise erzwungen. Anstatt eine vielschichtige, starke Protagonistin zu erschaffen, überbetont der Film ihre Unabhängigkeit so sehr, dass er ihre emotionale Tiefe und Glaubhaftigkeit vernachlässigt. Insgesamt wirken diese Änderungen auf mich weniger wie eine organische Weiterentwicklung der Geschichte, als vielmehr wie ein kalkulierter Versuch, sich aktuellen gesellschaftlichen Erwartungen anzupassen, ohne eine tiefere inhaltliche Bereicherung zu bieten.

Die musikalische Untermalung des Films bietet einige bemerkenswerte Momente, wie beispielsweise das Lied der Zwerge, doch insgesamt fehlt es den Songs an Einprägsamkeit und emotionaler Tiefe, um nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben. Gesanglich sticht Rachel Zegler mit einer großartigen Singstimme heraus, aber auch der Rest der Besetzung überzeugt mit soliden gesanglichen Leistungen.

Die zunehmende Häufigkeit von Live-Action-Remakes wirft die Frage auf, ob denn wirklich jeder animierte Klassiker eine Neuverfilmung benötigt, denn oftmals scheinen diese Filme mehr auf Nostalgie und finanzielle Gewinne abzuzielen, anstatt neue, innovative Geschichten zu erzählen.

Insgesamt bietet „Schneewittchen“ mit aufwendigen und detailverliebten Sets einige visuell beeindruckende Momente, doch das Fehlen einer überzeugenden Erzählung und die schwache charakterliche Entwicklung der Hauptfiguren führen zu einem mittelmäßigen Gesamtergebnis. Für mich bleibt das Live-Action-Remake letztlich ein Film, der sich zwischen Tradition und Moderne verliert, dabei aber weder dem einen noch dem anderen wirklich gerecht werden kann. Es bleibt abzuwarten, ob Disney in Zukunft einen neuen Ansatz für seine Klassiker finden wird, der sowohl dem Erbe der Originale gerecht wird als auch die Erwartungen des modernen Publikums erfüllt. In dieser Hinsicht ist das „Cinderella“-Remake aus 2015 für mich bisher die überzeugendste Neuauflage eines Disney-Klassikers.


SCHNEEWITTCHEN

Start: 20.03.25 | FSK 0
R: Marc Webb | D: Rachel Zegler, Gal Gadot, Andrew Burnap
USA 2025 | Walt Disney Germany


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