KINO | 26.02.2025

SING SING

Ausgerechnet inmitten der kalten Mauern eines tristen Hochsicherheitsgefängnisses entfaltet sich eine Geschichte voller Herzlichkeit und Hoffnung. Der Film „Sing Sing“ von Regisseur Greg Kwedar basiert auf wahren Begebenheiten und erzählt die inspirierende Geschichte einer Gruppe Insassen, die durch ein Theaterprogramm ihre Menschlichkeit wiederentdecken.

von Laura Sternberg


© 2023 DIVINE FILM, LLC

Im Zentrum des Films steht John „Divine G“ Whitfield (Colman Domingo). Zu Unrecht wegen Mordes verurteilt findet er im „Rehabilitation Through Arts“-Programm einen Weg, dem tristen Gefängnisalltag zu entfliehen. Unter der Leitung des engagierten Theaterregisseurs Brent Buell (Paul Raci) beginnen die Insassen, Theaterstücke zu proben und aufzuführen. Vom Sommernachtstraum über Komödien bis hin zu selbstgeschriebenen Stücken gibt es verschiedenste Aufführungen, die vor anderen Häftlingen des Gefängnisses stattfinden. Dies bietet ihnen nicht nur Ablenkung, sondern gibt vielen der Beteiligten auch einen neuen Lebenssinn.

Die narrative Struktur von „Sing Sing“ konzentriert sich weniger auf die Verbrechen, die die Männer ins Gefängnis brachten, sondern vielmehr auf ihre persönliche Entwicklung und die transformative Kraft der Kunst. Auch visuell glänzt der Film durch einfühlsame Kameraarbeit, die die Enge und Trostlosigkeit des Gefängnisses einfängt, während sie im Kontrast dazu die Momente der Freiheit und des Ausdrucks während der Theaterproben hervorhebt. Die musikalische Untermalung ergänzt die emotionale Tiefe des Films und verstärkt bewegende Momente, ohne aufdringlich zu wirken.

Besonders bemerkenswert ist, dass viele der Darsteller ehemalige Häftlinge sind, die sich in „Sing Sing“ selbst verkörpern, so beispielsweise Clarence „Divine Eye“ Maclin. Diese Entscheidung, reale Personen ihre eigenen Geschichten erzählen zu lassen, verleiht dem Film eine seltene Authentizität und Lebendigkeit.

Bei den diesjährigen Oscar Awards ist „Sing Sing“ als bestes adaptiertes Drehbuch nominiert. Was den Film meiner Meinung nach so sehenswert macht, ist, dass er statt sich auf das Strafsystem oder die Vergangenheit der Insassen zu konzentrieren, ihre Gegenwart und Zukunft in den Fokus rückt. Dieser Film zeigt, dass Rehabilitation nicht nur durch Regeln, sondern vor allem durch Sinn, Ausdruck und Gemeinschaft entsteht. „Sing Sing“ bewegt nicht nur, sondern transportiert eine wichtige Botschaft: Jeder Mensch verdient es, gehört zu werden.


SING SING

Start: 27.02.25 | FSK 12
R: Greg Kwedar | D: Colman Domingo, Clarence Maclin, Sean San Jose
USA 2024 | Weltkino Filmverleih



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