KINO | 30.04.2025

THUNDERBOLTS*

Jeder verdient eine zweite Chance! In THUNDERBOLTS* stellt Marvel Studios ein eigenwilliges Team aus „hoffnungslosen Fällen“ zusammen, die alle schon schlimme Dinge getan haben. Doch gemeinsam müssen sie sich auf eine Mission begeben, die sie zwingt, sich den dunkelsten Ecken ihrer Vergangenheit zu stellen. Wird diese dysfunktionale Truppe sich gegenseitig ins Unglück stürzen oder sich am Ende befreien und zu etwas viel Größerem zusammenschließen?

von Richard-Heinrich Tarenz


© 2024 MARVEL.

Walker/U.S. Agent (Wyatt Russell), Ava Starr/Ghost (Hannah John-Kamen) und Bucky Barnes/Winter Soldier (Sebastian Stan) in eine von Valentina Allegra de Fontaine (Julia Louis-Dreyfus) gestellte Todesfalle geraten sind, sehen sich die hoffnungslosen Außenseiter gezwungen, eine riskante Mission zu übernehmen. Diese führt sie nicht nur an gefährliche Orte, sondern auch tief in die dunklen Kapitel ihrer eigenen Vergangenheit. Zwischen Misstrauen, inneren Konflikten und alten Wunden steht die Frage im Raum: Wird sich die dysfunktionale Gruppe gegenseitig zerstören – oder gelingt es ihnen, über sich hinauszuwachsen und gemeinsam etwas Größeres zu erschaffen, bevor die Zeit abläuft?

„Thunderbolts*" entpuppt sich als ein bemerkenswert vielschichtiger Beitrag zum Marvel Cinematic Universe. Hinter dem vordergründig frechen und trockenen Humor verbirgt sich eine erstaunlich ernste und aufrichtige Auseinandersetzung mit komplexen Themen wie Depression und Trauma. Dabei erweist sich der Film als wohltuende Abkehr von einigen vorangegangenen MCU-Produktionen, indem er auf überzeugende, handgemachte Actionsequenzen setzt. Gleich zu Beginn unterläuft "Thunderbolts*" die Erwartungen des Publikums. Das ikonische Marvel-Logo und die vertraute MCU-Fanfare werden von einer düsteren, fast grau in grau gehaltenen Optik und Akustik konterkariert. Regisseur Jake Schreier etabliert so von der ersten Minute an einen trocken-lakonischen Ton, der den gesamten Film durchzieht.


© 2024 MARVEL.

Im Zentrum dieser Inszenierung steht Florence Pugh als Yelena Belova, deren teilnahmslose Miene selbst bei der Zerstörung eines Hochsicherheitslabors und einem waghalsigen Sprung vom zweithöchsten Gebäude der Welt eine tiefe Melancholie verrät. Wie der Titel bereits andeutet, versammelt "Thunderbolts*" eine Gruppe von Antihelden, die auf den ersten Blick an das Konzept von "Suicide Squad" erinnern mag. Doch Schreier geht es um mehr als nur um die Inszenierung einer bunt zusammengewürfelten Truppe. Er erkundet die seelischen Narben, die diese Figuren mit sich herumtragen. In pointierten Dialogen und eindringlichen Rückblenden werden die Traumata der Protagonisten nach und nach enthüllt: Yelenas Kindheit im grausamen Black-Widow-Trainingsprogramm, John Walkers gescheiterte Amtszeit als Captain America, Red Guardians nostalgische Verklärung der Sowjet-Ära, die er mit reichlich Alkohol zu kompensieren versucht. Besonders hervorzuheben sind die schauspielerischen Leistungen von Florence Pugh und Lewis Pullman.

Pugh verleiht ihrer Yelena eine faszinierende Mischung aus Verletzlichkeit und Stärke, die in ihrem nuancenreichen Minenspiel zum Ausdruck kommt. Pullman brilliert in der Rolle des John Walker, indem er dessen widersprüchliche Persönlichkeit mit all ihren schillernden Facetten auslotet und dessen unsicherheitsbedingten Geltungsdrang meisterhaft verkörpert. Das Finale von "Thunderbolts*" bricht wohltuend mit den Konventionen des MCU. Anstatt auf ein bombastisches Spektakel zu setzen, inszeniert Schreier einen thematisch passenden, vergleichsweise zurückgenommenen Showdown, der mit einigen überraschenden visuellen Einfällen aufwartet und nahtlos in eine große Schlusswendung übergeht. Auch in puncto Action kann "Thunderbolts*" überzeugen. Vor allem die erste Hälfte des Films geizt nicht mit hervorragenden, handgemachten Actionszenen.


© 2024 MARVEL.

Gleich zu Beginn brilliert eine Sequenz, in der sich Yelena durch einen Gang voller Wachen kämpft. Schreier fängt diese Szene aus der Vogelperspektive in einem faszinierenden Spiel von Licht und Schatten und ohne sichtbare Schnitte ein. Auch der Kampf zwischen Yelena, US Agent, Ghost und Taskmaster besticht durch eine dynamische Kameraführung, die stets die Übersicht bewahrt. Der unbestrittene Höhepunkt ist jedoch eine Verfolgungsjagd durch die Wüste von Nevada, die unverkennbar von dem legendären Truckflip in Christopher Nolans "The Dark Knight" inspiriert ist – ein Kunstgriff, den Schreier hier sogar noch übertrifft. Gerade diese Sequenzen machen deutlich: Die Action in "Thunderbolts*" ist dann am besten, wenn sie auf handwerklichem Können beruht. In späteren Actionszenen fällt der übermäßige Einsatz von visuellen Effekten und CGI hingegen negativ auf.

Umso erfreulicher ist es, dass Schreier sich im Finale von dem Prinzip "Höher, schneller, weiter" verabschiedet, dass viele andere MCU-Filme geprägt hat. Insgesamt ist "Thunderbolts*" ein Film, der sowohl in schauspielerischer als auch in inszenatorischer Hinsicht neue Maßstäbe setzt. Florence Pugh brilliert in ihrer Rolle und trägt den Film mit ihrer darstellerischen Wucht. "Thunderbolts*" ist der beste MCU-Film seit "Avengers: Endgame" und bildet den Abschluss der fünften Phase des Marvel Cinematic Universe (MCU).


MCU – VORSCHAU

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25. Juli 2025

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24. Juni 2025

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6. August 2025

Marvel Zombies (Serie)
3. Oktober 2025


THUNDERBOLTS*

Start: 01.05.25 | FSK 12
R: Jake Schreier | D: Florence Pugh, Sebastian Stan, David Harbour
USA 2025 | Walt Disney Germany


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