KINO | 26.03.2025

THE ALTO KNIGHTS

THE ALTO KNIGHTS erzählt die Geschichte der beiden berüchtigtsten Bosse des organisierten Verbrechens in New York, Frank Costello und Vito Genovese, die sich einen erbitterten Kampf um die Vorherrschaft auf den Straßen der Stadt liefern. Einst waren die beiden beste Freunde, doch kleine Eifersüchteleien und eine Reihe von Vertrauensbrüchen führen sie schließlich auf einen tödlichen Kollisionskurs, der die Mafia – und Amerika – für immer verändert.

von Richard-Heinrich Tarenz


Copyright: © 2025 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.
Photo Credit: Photo Courtesy Warner Bros. Pictures

Die beiden Mafiabosse Frank Costello und Vito Genovese (beide Robert De Niro) kämpfen im New York City von 1957 erbittert um die kriminelle Vorherrschaft in der Metropole. Auf den Straßen des Big Apple herrscht regelrechter Krieg zwischen den Beiden Mafia-Familien. Davon, dass Costello und Genovese einst tatsächlich beste Freunde waren, ist nicht mehr viel zu spüren. Eifersucht trieb einen Keil zwischen die beiden Männer, schwerere Vertrauensbrüche hämmerten ihn immer tiefer rein. Nach einem Mordanschlag auf Costello, den er verletzt überlebt, soll jedoch Schluss sein. Er will die organisierte Kriminalität hinter sich lassen. Doch die Mafia ist kein Job, bei dem man einfach kündigen und abhauen kann.

Barry Levinsons „The Alto Knights“, ein jüngst im Kino gestarteter Spielfilm, erweist sich als eine willkommene Rückkehr zur substanzreichen Erzählkunst des klassischen Mafiafilms. Angesichts der beeindruckenden Riege an Altmeistern, die sich für dieses Projekt zusammengefunden haben – namentlich der zweifache Oscarpreisträger Robert De Niro in einer faszinierenden Doppelrolle, der renommierte „GoodFellas“-Autor Nicholas Pileggi, der visionäre Kameramann Dante Spinotti und der Produzentenlegende Irwin Winkler – manifestiert sich hier ein „Old Boys Club“, dessen geballte Erfahrung dem Genre neuen Glanz mit nicht ganz so viel Budget zu verleihen vermag. In einer Ära, die von einer relativen Dürre an herausragenden Mafiafilmen geprägt ist, abgesehen von Martin Scorseses opulentem „The Irishman“, dessen Produktionsbudget die 200-Millionen-Dollar-Marke überstieg, erweist sich „The Alto Knights“ als ein wohltuendes Gegenbeispiel. Die Tatsache, dass dieses Herzensprojekt einiger der zentralen kreativen Köpfe hinter Genre-Klassikern wie „GoodFellas“, „Casino“, „Heat“ und „L.A. Confidential“ bereits seit den 1970er-Jahren in der Entwicklung schwelte und lange Zeit von großen Hollywoodstudios abgelehnt wurde, unterstreicht die intrinsische Leidenschaft und Beharrlichkeit der Beteiligten.


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Photo Credit: Photo Courtesy Warner Bros. Pictures

Ein zunächst ungewöhnlich sanmutendes, aber letztlich gut gelöstes erzählerisches Element ist die Doppelbesetzung Robert De Niros als die rivalisierenden Mafia-Bosse Frank Costello und Vito Genovese. Während die Physiognomie De Niros als Costello eine frappierende Ähnlichkeit mit dem realen Vorbild aufweist, bedienten sich die Maskenbildner bei der Kreation Genoveses einer deutlich intensiveren Bearbeitung. Diese visuelle Differenzierung trägt maßgeblich dazu bei, die beiden Charaktere auch für jene Zuschauer klar auseinanderzuhalten, die möglicherweise eine Zwillingskonstellation vermuten könnten – eine Annahme, die historisch unzutreffend ist. Obwohl die anfängliche Wahrnehmung einer Doppelrolle De Niros ohne augenscheinlichen narrativen Grund leicht befremdlich sein mag, etabliert sich diese Casting-Entscheidung rasch als ein Geniestreich. Der Zuschauer wird Zeuge eines Schauspielers von immenser Klasse in Höchstform, der die subtilen Nuancen und unterschiedlichen Charaktereigenschaften der beiden Mafiosi mit beeindruckender Präzision verkörpert.

Nicholas Pileggi erweist sich erneut als Meister des geschliffenen Dialogs, wobei der Fokus diesmal weniger auf lautstarker Konfrontation als vielmehr auf leisem Taktieren und strategischen Verhandlungen liegt. Frank Costello wird als ein erfahrener Diplomat gezeichnet, dessen kontrollierte Gelassenheit im Angesicht der unberechenbaren Bedrohung durch seinen wiederkehrenden „Freund“ eine faszinierende Spannung erzeugt. Barry Levinson inszeniert die Geschichte mit einer souveränen und kontrollierten Hand. Anstelle von opulenten Set Pieces dominiert die Interaktion der Charaktere in Hinterzimmern und die intimen Gespräche Costellos mit seiner loyalen Ehefrau Bobbie (Debra Messing). Obwohl das kolportierte Budget von 45 Millionen Dollar im Vergleich zu den ganz großen Genre-Klassikern etwas bescheidener ausfiel, vermag „The Alto Knights“ durch seine erzählerische Dichte, die herausragenden schauspielerischen Leistungen und die authentische Atmosphäre der 1950er-Jahre diesen vermeintlichen Mangel mühelos zu kompensieren.


THE ALTO KNIGHTS

Start: 20.03.25 | FSK 12
R: Barry Levinson | D: Robert De Niro, Debra Messing, Cosmo Jarvis
USA 2025 | Warner Bros. GmbH


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