In
einer Zukunft, in der Elternschaft streng reguliert ist, müssen
Mia und Aaryan eine Eignungsprüfung durchlaufen, um ihren Kinderwunsch
genehmigt zu bekommen. Die Gutachterin Virginia begleitet sie sieben
Tage lang und stellt sie vor herausfordernde Tests, die ihre Beziehung
belasten. Währenddessen wachsen Zweifel an Virginias Absichten
und dem gesamten System.
Fleur
Fortunés Spielfilmdebüt „The Assessment“ erweist
sich als ein bemerkenswertes Werk des dystopischen Kinos, das auf
intelligente Weise existenzielle Fragen nach Fortpflanzung, Freiheit
und staatlicher Kontrolle verhandelt. Der Film, der aktuell in den
Kinos gestartet ist, etabliert Fortuné als eine Regisseurin
mit einer prägnanten visuellen Sprache und einem Gespür
für subtile psychologische Spannungsbögen. In einer nicht
allzu fernen Zukunft, in der die Reproduktion streng staatlich reglementiert
ist, durchlaufen Mia und Aaryan ein siebentägiges, psychologisch
hochgradig belastendes Bewerbungsverfahren, um die Erlaubnis zur Elternschaft
zu erhalten. Die staatliche Gutachterin Virginia, deren Präsenz
von einer unheilvollen Ruhe durchzogen ist, seziert ihre Beziehung
und ihre individuellen Psychen mit einer inquisitorischen Präzision.
Die narrative Ökonomie des Films konzentriert sich primär
auf diese Trias von Charakteren, wodurch ein klaustrophobisches Kammerspiel
entsteht, das seine Intensität aus den subtilen Machtdynamiken
und den aufkeimenden Zweifeln an der Integrität des Systems bezieht.
Fortunés Inszenierung ist von einer bemerkenswerten stilistischen
Reife geprägt. Die kühle, sterile Ästhetik der Assessment-Einrichtung
korrespondiert auf eindrückliche Weise mit der emotionalen Entfremdung
und dem zunehmenden Misstrauen der Protagonisten.
Die
Kameraarbeit ist präzise und unaufdringlich, wodurch der Fokus
auf die nuancierten schauspielerischen Leistungen von Elizabeth Olsen
als die zunehmend desillusionierte Mia und Himesh Patel als der anfänglich
gefasste Aaryan gelenkt wird. Alicia Vikander verkörpert Virginia
mit einer ambivalenten Mischung aus professioneller Distanz und einer
unterschwelligen Melancholie, die ihre wahren Motive lange im Dunkeln
lässt. Die Bedeutung von „The Assessment“ für
das dystopische Genre liegt in seiner bewussten Abkehr von spektakulären
Actionsequenzen und seiner Hinwendung zu einer tiefgründigen
psychologischen Analyse. Fortuné evoziert eine beklemmende
Zukunftsvision, die ihre Bedrohlichkeit nicht aus martialischen Auseinandersetzungen,
sondern aus der subtilen Erosion individueller Freiheiten und der
allgegenwärtigen staatlichen Überwachung bezieht.
Der Film erinnert in seiner thematischen Dichte
an Klassiker wie „Gattaca“ oder „Children of Men“,
ohne dabei deren stilistische oder narrative Pfade sklavisch zu kopieren.
Stattdessen entwickelt Fortuné eine eigene, unverkennbare Stimme,
die durch eine präzise Figurenzeichnung und eine suggestive Atmosphäre
überzeugt. Die in Köln stattgefundenen unterstreichen die
internationale Koproduktion dieses ambitionierten Projekts. „The
Assessment“ ist somit nicht nur ein vielversprechendes Debüt
einer neuen Regisseurin, sondern auch ein intelligenter und beunruhigender
Beitrag zum zeitgenössischen Science-Fiction-Kino, der den Zuschauer
noch lange nach dem Verlassen des Kinosaals in seinen Bann zieht.