KINO | 30.04.2025

VOLVERÉIS -
EIN FAST KLASSISCHER LIEBESFILM

Regisseurin Ale und Schauspieler Alex beschließen nach 15 Jahren Beziehung, getrennte Wege zu gehen. Und das muss gefeiert werden – zumindest, wenn man einem alten Spruch von Ales Vater Glauben schenkt. Der hatte immer behauptet, dass Trennungen und nicht Hochzeiten ein Grund zum Feiern wären.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Lisbeth Salas

Nach einer gemeinsamen Zeit von 15 Jahren fassen die Filmemacherin Ale (Itsaso Arana) und der Schauspieler Alex (Vito Sanz) den Entschluss, sich zu trennen. Das sehen sie jedoch nicht als Moment der Tristesse und Traurigkeit, sondern nach einer alten Lebensweisheit von Ales Vater viel mehr als Grund für eine ordentliche Party. Ihr Freundes- und Familienkreis nimmt die Nachricht allerdings ungläubig auf und kann nicht so recht daran glauben. Das bestärkt das frisch getrennte Paar in seiner Absicht, mit einer Abschiedsparty Fakten zu schaffen – gegenüber anderen, aber womöglich auch sich selbst gegenüber.

Jonás Trueba, ein Regisseur, der für seine Fähigkeit bekannt ist, die flüchtigen Momente des Alltags mit sonnenverwöhnter Leichtigkeit einzufangen, präsentiert mit "Volveréis - Ein fast klassischer Liebesfilm", der jetzt in den Kinos zu sehen ist, eine charmante und eloquente Betrachtung über die Komplexität von Trennungen. Wie schon in seinen vorherigen Filmen erweist sich Trueba erneut als Meister darin, unter der Oberfläche scheinbar unbeschwerter Erzählungen tiefgründige Emotionen aufzuspüren, was an die Werke von Éric Rohmer erinnert. Während viele Komödien die oft unüberwindlichen Hindernisse beleuchten, die Beziehungen überwinden müssen, um Bestand zu haben, wagt "Volveréis" einen anderen Ansatz. Mit einem unangestrengten und beinahe schlafwandlerischen Witz seziert der Film die Tücken einvernehmlicher Trennungen.

Das Paar, Alex und Ale, steht vor einer Reihe von Herausforderungen, deren Schweregrad variiert. Ein zentrales Problem ist die Suche nach der passenden musikalischen Untermalung für einen besonderen Anlass. Alex wünscht sich die Mitwirkung alter Musikerfreunde aus Granada, die er seit Langem nicht gesehen hat. Diese zeigen sich jedoch von ihrer Idee wenig begeistert und zweifeln an ihrer Fähigkeit, überhaupt noch aufzutreten. Doch dies ist nur eine der Hürden, mit denen Alex und Ale konfrontiert werden. Die Frage, wer die gemeinsame Wohnung übernimmt und wer sich eine neue Bleibe suchen muss, erweist sich als weitaus komplizierter. Bei gemeinsamen Wohnungsbesichtigungen mit einer Maklerin erkennen sie schnell, wie schwierig es für frischgebackene Singles ist, eine bezahlbare Wohnung von angemessener Größe zu finden.


© Lisbeth Salas

Auch ihre berufliche Beziehung wird auf die Probe gestellt: Sollen Alex, ein Schauspieler, und Ale, eine Regisseurin, weiterhin zusammenarbeiten? Und wie sollen zukünftig Verabredungen mit gemeinsamen Freunden in einer Kneipe ablaufen? Wer geht zuerst, wer danach – ein Szenario, das an die Aufteilung von Besuchszeiten bei geschiedenen Eltern erinnert? Trueba gelingt es, aus diesen alltäglichen Schwierigkeiten, die das Madrider Stadtleben für Trennungspaare bereithält – von der Wohnungssuche bis hin zu beruflichen und sozialen Verflechtungen –, einen durch und durch charmanten und eloquenten Humor zu entwickeln. Er enthüllt subtil, wie eine Gesellschaft, die auf festen Paarbeziehungen basiert, Individuen, die getrennte Wege gehen wollen, unweigerlich wieder zueinander zurückdrängt. Selbst ein Antiquitätenhändler an der Straßenecke scheint dies zu bestätigen, als er auf Alex' Frage nach dem Preis für einen einzelnen Sessel antwortet, dass diese nur paarweise zu erwerben seien: „Ein solches Paar kann niemand trennen.“ "Volveréis" ist jedoch nicht nur eine kluge Beobachtung gesellschaftlicher Zwänge, sondern auch eine Hommage an die Kinogeschichte. Trueba lässt seine Figuren immer wieder über andere Filme und cineastische Konzepte reflektieren.

Anspielungen auf Blake Edwards' "Zehn – Die Traumfrau" und die Schriften des Philosophen Stanley Cavell über die "Comedies of Remarriage" dienen als Meta-Ebene, die den Film in einen Dialog mit der Filmgeschichte treten lässt. Dabei verzichtet Trueba jedoch auf jegliche reflektive Schwere oder aufgesetzte Cleverness. Stattdessen bleibt "Volveréis" ein luftiger, entspannter Sommerfilm, der durch seine stilistische Sicherheit besticht. In einer Schlüsselszene spricht Ale mit ihrem Tonmann über die Kunst der passgenauen Abmischung von Begleitmusik. Diese dürfe nicht zu dominant, aber auch nicht zu unauffällig sein. Als Ale nach der Arbeit durch die Stadt spaziert, setzt diese Melodie wieder ein und verleiht einem Gespräch, in dem sie ihren Bruder feinfühlig auf die Trennung vorbereitet, eine bittersüße Note. Diese Szene ist bezeichnend für den gesamten Film: "Volveréis - Ein fast klassischer Liebesfilm" erzählt vom Finden des richtigen Tons im Leben, von der schwierigen Balance zwischen dem Wunsch loszulassen und der Notwendigkeit, weiterzumachen. Trueba gelingt ein cineastisches Meisterwerk, das sowohl unterhält als auch zum Nachdenken anregt – ein fast klassischer Liebesfilm im besten Sinne.


VOLVERÉIS - EIN FAST KLASSISCHER LIEBESFILM

Start: 01.05.25 | FSK 6
R: Jonás Trueba | D: Itsaso Arana, Vito Sanz, Andrés Gertrudix
Frankreich, Spanien 2024 | Piffl Medien GmbH


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