Regisseurin
Ale und Schauspieler Alex beschließen nach 15 Jahren Beziehung,
getrennte Wege zu gehen. Und das muss gefeiert werden – zumindest,
wenn man einem alten Spruch von Ales Vater Glauben schenkt. Der hatte
immer behauptet, dass Trennungen und nicht Hochzeiten ein Grund zum
Feiern wären.
Nach
einer gemeinsamen Zeit von 15 Jahren fassen die Filmemacherin Ale
(Itsaso Arana) und der Schauspieler Alex (Vito Sanz) den Entschluss,
sich zu trennen. Das sehen sie jedoch nicht als Moment der Tristesse
und Traurigkeit, sondern nach einer alten Lebensweisheit von Ales
Vater viel mehr als Grund für eine ordentliche Party. Ihr Freundes-
und Familienkreis nimmt die Nachricht allerdings ungläubig auf
und kann nicht so recht daran glauben. Das bestärkt das frisch
getrennte Paar in seiner Absicht, mit einer Abschiedsparty Fakten
zu schaffen – gegenüber anderen, aber womöglich auch
sich selbst gegenüber.
Jonás
Trueba, ein Regisseur, der für seine Fähigkeit bekannt ist,
die flüchtigen Momente des Alltags mit sonnenverwöhnter
Leichtigkeit einzufangen, präsentiert mit "Volveréis
- Ein fast klassischer Liebesfilm", der jetzt in den Kinos zu
sehen ist, eine charmante und eloquente Betrachtung über die
Komplexität von Trennungen. Wie schon in seinen vorherigen Filmen
erweist sich Trueba erneut als Meister darin, unter der Oberfläche
scheinbar unbeschwerter Erzählungen tiefgründige Emotionen
aufzuspüren, was an die Werke von Éric Rohmer erinnert.
Während viele Komödien die oft unüberwindlichen Hindernisse
beleuchten, die Beziehungen überwinden müssen, um Bestand
zu haben, wagt "Volveréis" einen anderen Ansatz.
Mit einem unangestrengten und beinahe schlafwandlerischen Witz seziert
der Film die Tücken einvernehmlicher Trennungen.
Das
Paar, Alex und Ale, steht vor einer Reihe von Herausforderungen, deren
Schweregrad variiert. Ein zentrales Problem ist die Suche nach der
passenden musikalischen Untermalung für einen besonderen Anlass.
Alex wünscht sich die Mitwirkung alter Musikerfreunde aus Granada,
die er seit Langem nicht gesehen hat. Diese zeigen sich jedoch von
ihrer Idee wenig begeistert und zweifeln an ihrer Fähigkeit,
überhaupt noch aufzutreten. Doch dies ist nur eine der Hürden,
mit denen Alex und Ale konfrontiert werden. Die Frage, wer die gemeinsame
Wohnung übernimmt und wer sich eine neue Bleibe suchen muss,
erweist sich als weitaus komplizierter. Bei gemeinsamen Wohnungsbesichtigungen
mit einer Maklerin erkennen sie schnell, wie schwierig es für
frischgebackene Singles ist, eine bezahlbare Wohnung von angemessener
Größe zu finden.
Auch
ihre berufliche Beziehung wird auf die Probe gestellt: Sollen Alex,
ein Schauspieler, und Ale, eine Regisseurin, weiterhin zusammenarbeiten?
Und wie sollen zukünftig Verabredungen mit gemeinsamen Freunden
in einer Kneipe ablaufen? Wer geht zuerst, wer danach – ein
Szenario, das an die Aufteilung von Besuchszeiten bei geschiedenen
Eltern erinnert? Trueba gelingt es, aus diesen alltäglichen Schwierigkeiten,
die das Madrider Stadtleben für Trennungspaare bereithält
– von der Wohnungssuche bis hin zu beruflichen und sozialen
Verflechtungen –, einen durch und durch charmanten und eloquenten
Humor zu entwickeln. Er enthüllt subtil, wie eine Gesellschaft,
die auf festen Paarbeziehungen basiert, Individuen, die getrennte
Wege gehen wollen, unweigerlich wieder zueinander zurückdrängt.
Selbst ein Antiquitätenhändler an der Straßenecke
scheint dies zu bestätigen, als er auf Alex' Frage nach dem Preis
für einen einzelnen Sessel antwortet, dass diese nur paarweise
zu erwerben seien: „Ein solches Paar kann niemand trennen.“
"Volveréis" ist jedoch nicht nur eine kluge Beobachtung
gesellschaftlicher Zwänge, sondern auch eine Hommage an die Kinogeschichte.
Trueba lässt seine Figuren immer wieder über andere Filme
und cineastische Konzepte reflektieren.
Anspielungen
auf Blake Edwards' "Zehn – Die Traumfrau" und die
Schriften des Philosophen Stanley Cavell über die "Comedies
of Remarriage" dienen als Meta-Ebene, die den Film in einen Dialog
mit der Filmgeschichte treten lässt. Dabei verzichtet Trueba
jedoch auf jegliche reflektive Schwere oder aufgesetzte Cleverness.
Stattdessen bleibt "Volveréis" ein luftiger, entspannter
Sommerfilm, der durch seine stilistische Sicherheit besticht. In einer
Schlüsselszene spricht Ale mit ihrem Tonmann über die Kunst
der passgenauen Abmischung von Begleitmusik. Diese dürfe nicht
zu dominant, aber auch nicht zu unauffällig sein. Als Ale nach
der Arbeit durch die Stadt spaziert, setzt diese Melodie wieder ein
und verleiht einem Gespräch, in dem sie ihren Bruder feinfühlig
auf die Trennung vorbereitet, eine bittersüße Note. Diese
Szene ist bezeichnend für den gesamten Film: "Volveréis
- Ein fast klassischer Liebesfilm" erzählt vom Finden des
richtigen Tons im Leben, von der schwierigen Balance zwischen dem
Wunsch loszulassen und der Notwendigkeit, weiterzumachen. Trueba gelingt
ein cineastisches Meisterwerk, das sowohl unterhält als auch
zum Nachdenken anregt – ein fast klassischer Liebesfilm im besten
Sinne.