KINO | 18.06.2025

WILHELM TELL

Die Schweiz im frühen 14. Jahrhundert: Während das Heilige Römische Reich von inneren Machtkämpfen erschüttert wird, will der Habsburger König Albrecht seine Macht weiter ausdehnen. Doch in den Dörfern und Tälern der Schweiz entfacht seine Willkürherrschaft den Widerstand des Volks. Als der Jäger und ehemalige Kreuzritter Wilhelm Tell einem fliehenden Bauern Schutz gewährt, gerät er unweigerlich in den Kampf um die Freiheit seines Landes.

von Richard-Heinrich Tarenz


© SquareOne Entertainment

Im 14. Jahrhundert, als in Europa heftig um die Vorherrschaft gekämpft und die ehrgeizigen Habsburger, die nach mehr Land streben, in die Schweiz eindringen, sieht sich Wilhelm Tell (Claes Bang), ein ehemals friedlicher Jäger, zum Handeln gezwungen, als seine Familie und sein Heimatland durch den unterdrückerischen König Albrecht (Ben Kingsley) und seine rücksichtslosen Kriegsherren bedroht werden. An der Spitze seiner Landsleute beginnt Tell eine mutige Rebellion, um ihre Freiheit zu verteidigen und sich gegen die tyrannischen Mächte zu stellen, die sie unterjochen wollen.

Am 19. Juni startet Nick Hamms Neuinterpretation der Schweizer Nationallegende "Wilhelm Tell" in den Kinos und wagt den ambitionierten Versuch, eine der bekanntesten Freiheitsgeschichten Europas für ein modernes Publikum neu zu inszenieren. Der Film, der mit Claes Bang in der Titelrolle und Ben Kingsley sowie Connor Swindells in weiteren Schlüsselrollen prominent besetzt ist, bewegt sich im Spannungsfeld zwischen der Treue zur historischen (wenn auch legendären) Vorlage und dem Anspruch, ein zeitgemäßes, actionreiches Drama zu liefern. Die Geschichte des Wilhelm Tell, des Bogenschützen, der sich im 14. Jahrhundert gegen die habsburgische Unterdrückung zur Wehr setzt und zum Symbol des Widerstands wird, ist tief im kollektiven Gedächtnis verankert. Nick Hamm nähert sich dieser Ikone mit Respekt vor den Kernelementen der Sage – dem Apfelschuss, dem Tyrannen Gessler und dem Streben nach Freiheit. Die filmische Umsetzung bemüht sich, die raue Schönheit der Schweizer Bergwelt einzufangen, die als majestätische, doch auch unerbittliche Kulisse für den Freiheitskampf dient. Die Ausstattung und die Kostüme sind sorgfältig gewählt und tragen zur Immersion in die Epoche bei, ohne jedoch in übermäßige Historizität zu verfallen. Der Film versucht, eine Brücke zwischen dem mythischen Charakter der Erzählung und einer greifbaren Realität zu schlagen, die den Zuschauer emotional involviert.


© SquareOne Entertainment

Claes Bang verkörpert Wilhelm Tell mit einer zurückhaltenden Stärke. Seine Darstellung ist weniger die eines strahlenden Helden im klassischen Sinne, sondern vielmehr die eines bedachten Mannes, der durch die Umstände zum Widerstand gezwungen wird. Diese Nuancierung ist löblich, da sie der Figur eine menschlichere Dimension verleiht und ihn nahbarer macht. Connor Swindells als tyrannischer Vogt Gessler liefert eine überzeugende Performance ab, die die Arroganz und die Grausamkeit der Unterdrückung greifbar macht und somit das dramatische Fundament für Tells Rebellion legt. Ben Kingsley als König Albrecht verleiht seiner Rolle eine gravitas, auch wenn seine Leinwandzeit begrenzt ist.

Die Stärke des Films liegt in den Momenten, in denen er sich auf die psychologische Spannung und die moralischen Dilemmata konzentriert. Der Apfelschuss, als zentrale Szene der Legende, wird mit einer spürbaren Intensität inszeniert, die die Verzweiflung und Entschlossenheit Tells eindringlich vermittelt. Die Actionsequenzen, die den Freiheitskampf begleiten, sind dynamisch und visuell ansprechend gestaltet, ohne dabei in übertriebene Effekthascherei abzudriften. Sie dienen der Geschichte und untermauern die Härte des Überlebenskampfes in dieser turbulenten Zeit. Jedoch verliert der Film zuweilen an Kohärenz, wenn er versucht, zu viele Aspekte der Legende und der historischen Epoche in eine einzige Erzählung zu pressen. Dies führt dazu, dass einige Nebenfiguren und Handlungsstränge nicht die Tiefe erhalten, die sie für eine vollständige Entfaltung benötigen würden. Die emotionale Bindung des Publikums an bestimmte Charaktere jenseits der Hauptfiguren bleibt dadurch etwas distanziert. Auch das Pacing variiert: Während einige Szenen packend inszeniert sind, fühlen sich andere Passagen gestreckt an und lassen die dramatische Spannung kurzzeitig nach. Der Versuch, sowohl ein intimes Charakterdrama als auch ein weitläufiges Historienepos zu sein, resultiert manchmal in einem Kompromiss, der keiner der beiden Facetten vollends gerecht wird.


WILHELM TELL

Start: 19.06.25 | FSK 16
R: Nick Hamm | D: Claes Bang, Connor Swindells, Ellie Bamber
Großbritannien, Schweiz, Italien 2024 | SquareOne Entertainment


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