KINO | 08.01.2025

WE LIVE IN TIME

Almut und Tobias begegnen sich in einem völlig unerwarteten Moment ihres Lebens, der den Auftakt ihrer gemeinsamen Geschichte bildet: der Zauber des Kennenlernens, wie sie eine Familie gründen und als Paar ihre Zukunft planen. Doch ihre Beziehung wird überschattet von einer Nachricht, die beide auf eine harte Probe stellt und sie schlussendlich erkennen lässt, jeden Moment ihrer besonderen Liebe im Hier und Jetzt zu genießen.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Peter Mountain

Die ambitionierte Köchin Almut (Florence Pugh) hat die oberen Sprossen der Karriereleiter klar im Blick. Tobias (Andrew Garfield) hat gerade erst seine Scheidung hinter sich und muss sein Leben neu ordnen. Trotz dieser gänzlich unterschiedlichen Prioritäten bringt das Universum die beiden zusammen. Aus Rausch des ersten, betörenden Verliebtseins entwickelt sich schnell mehr und einer gemeinsamen Zukunft sowie der Gründung einer Familie scheint nichts mehr im Wege zu stehen. Doch das Leben verteilt nicht nur Kuchen, sondern auch Tiefschläge, die Almut und Tobias gemeinsam bewältigen müssen, damit sie und ihre Liebe überdauern kann.

In der Welt des Kinos hat sich ein spezielles Sub-Genre etabliert, in welchem Krankheitsdramen und Beziehungsromanzen aufeinandertreffen. Seit dem Erfolg von „Love Story“ ist diese Mischung ein fester Bestandteil des Kinomainstreams. Doch während viele Filme in diesem Genre oft klischeehaft und schwerfällig wirken, gelingt es John Crowley mit „We Live In Time“, eine erfrischende Ausnahme zu schaffen. Der Film überzeugt durch seine Leichtigkeit und die ungekünstelte Chemie zwischen den Hauptdarstellern, insbesondere Florence Pugh, die ihrer Rolle eine bemerkenswerte Tiefe verleiht. „We Live In Time“ erzählt die Geschichte von Almut und Tobias, deren Beziehung auf die Probe gestellt wird, als Almut mit gesundheitlichen Herausforderungen konfrontiert wird. Crowley schafft es, das Thema Krankheit sensibel zu behandeln, ohne in übermäßigen Kitsch abzudriften.


© Peter Mountain

Die Darstellung der emotionalen Achterbahnfahrten, die mit einer solchen Diagnose einhergehen, wird durch die authentischen Darstellungen der beiden Hauptdarstellerinnen getragen. Ihre schauspielerische Leistung strahlt eine heitere Behutsamkeit aus, die den Zuschauer sofort in ihren Bann zieht. Florence Pugh, bekannt für ihre beeindruckenden schauspielerischen Fähigkeiten und ihre Fähigkeit, komplexe Charaktere darzustellen, bringt eine lebendige Widerstandskraft in ihre Rolle ein. Pugh hat sich seit ihrem Durchbruch in „Lady Macbeth“ (2016) als eine der talentiertesten Schauspielerinnen ihrer Generation etabliert. Mit ihrer Fähigkeit, sowohl Stärke als auch Verletzlichkeit auszudrücken, verleiht sie Almut eine Dimension, die über das Klischee hinausgeht. Ihre Darstellung ist nicht nur berührend; sie ist auch inspirierend und zeigt einen Charakter, der trotz widriger Umstände kämpferisch bleibt. In der zweiten Hälfte verliert der Film ein wenig an erzählerischer Innovation und muss die Handlung notgedrungen zuspitzen. Dieser Umstand mag zwar den dramatischen Spannungsbogen erhöhen, wirkt jedoch im Kontext des ansonsten so feinfühligen Erzählstils etwas deplatziert.

Trotz dieser kleinen Schwäche bleibt „We Live In Time“ einer der gelungensten Vertreter des melodramatischen Kinos der letzten Zeit. Crowleys Regie schafft es, die Balance zwischen emotionaler Tiefe und leichter Zugänglichkeit zu halten. Der Film bietet dem Publikum nicht nur einen Einblick in die Herausforderungen einer Beziehung unter Druck; er feiert auch die kleinen Momente des Glücks und der Verbundenheit.


WE LIVE IN TIME

Start: 09.01.25 | FSK 12
R: John Crowley | D: Andrew Garfield, Florence Pugh, Aoife Hinds
Großbritannien, Frankreich 2024 | StudioCanal Deutschland



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