KINO | 11.12.2024

WICKED

Schon seit 2003 erobert die Geschichte der „bösen Hexe des Westens“ auf der Broadway-Bühne die Herzen der Musical-Fans. Nun erscheint der erste Teil der Filmadaption WICKED endlich auf der großen Leinwand und ist wohl einer der meist gehypten Filme des Jahres. Regisseur John M. Chu entführt Zuschauer in die magische und farbenfrohe Welt von Oz, die von mysteriösen Vorkommnissen bedroht wird.

von Laura Sternberg


© Universal Studios. All Rights Reserved.

Es gab dieses Jahr einige Filme, die in den sozialen Medien extrem gehyped wurden - „Beetlejuice Beetlejuice“, „Longlegs", „The Substance“… um nur einige zu nennen - aber ein Film bleibt unübertroffen, was Memes, TikTok-Sounds und Kontroversen angeht: WICKED. Schon seit seiner Ankündigung sorgt die Verfilmung des gleichnamigen Musicals für Spannung und Skepsis gleichermaßen, denn das Broadway-Stück hat sich seit seiner Premiere 2003 ohne Frage zu einem kulturellen Phänomen entwickelt. Der Film bleibt weitgehend der Vorlage treu, was Musical-Fans sicherlich freut, allerdings garantiert eine gute Vorlage allein nicht automatisch einen herausragenden Film.

WICKED erzählt die Vorgeschichte von L. Frank Baums „Der Zauberer von Oz“ aus einer neuen Perspektive. Im Mittelpunkt stehen Elphaba (Cynthia Erivo), eine junge Frau mit grüner Haut und magischen Fähigkeiten und Glinda (Ariana Grande), die strahlende Verkörperung von Perfektion, Privilegien und Oberflächlichkeiten. Im Laufe der Handlung entwickeln sich die beiden von Feindinnen zu Freundinnen, während sie mit mysteriösen und dunklen Vorkommnissen in Oz konfrontiert werden und dem Publikum offenbart wird, wie die böse Hexe des Westens eigentlich böse geworden ist. Das Drehbuch, angelehnt an das Musical, setzt sich mit Themen wie Vorurteile, Machtstrukturen und moralischer Ambivalenz auseinander.


© Universal Studios. All Rights Reserved.

Eines der stärksten Elemente von WICKED ist zweifellos seine visuelle Gestaltung. Oz wird mit beeindruckender Detailverliebtheit zum Leben erweckt und das Budget von über 300 Millionen Dollar für beide Filme, WICKED - Teil 2 folgt Ende 2025, wird auf der Leinwand deutlich sichtbar. Die detailverliebten Kulissen erschaffen ein bezauberndes Setting und anstatt bei den Sets auf CGI zu setzen, wurden viele von ihnen, wie die Universität Glizz oder die Smaragdstadt, tatsächlich gebaut, was diese bezaubernden Orte in Oz noch realer wirken lässt. Aber auch CGI-Animationen wie fliegende Affen oder sprechende Tiere sind sehr gut gemacht und verleihen der farbenfrohen Welt ihren Charme.

Die Besetzung von WICKED war eines der am meisten diskutierten Themen während der Entstehung des Films. Cynthia Erivo und Ariana Grande liefern beide sehr solide Performances ab und überzeugen vor allem mit stimmlicher Bravur in mehreren Performances. Cynthia Erivos Interpretation von „Defying Gravity“ ist zweifellos ein Höhepunkt des Films. Ihre Stimme vereint Kraft und Verletzlichkeit und macht Elphabas inneren Konflikt spürbar. Trotz der guten schauspielerischen Leistungen können die Charaktere meiner Meinung nach nicht immer die gewünschte emotionale Tiefe vermitteln, was daran liegt, dass der fast dreistündige Film für seine Länge ziemlich wenig Handlung beinhaltet. Insbesondere Glinda und ihre persönliche Entwicklung erschließen sich mir kaum. Der Schritt von Feindinnen zu Freundinnen in Elphaba und Glindas Beziehung wird viel zu schnell in einer seltsamen Tanzszene abgehandelt und macht einen extrem oberflächlichen Eindruck, da Elphaba Glinda kurz zuvor einen Platz in einem Zauberseminar besorgt hatte und die Freundschaft daher sehr erkauft und wenig emotional fundiert wirkt.


© Universal Studios. All Rights Reserved.

Zusätzlich zu den beiden Hauptdarstellerinnen, hat WICKED auch eine sehr starke Besetzung in den Nebenrollen. Jonathan Bailey als Fiyero, Michelle Yeoh als Madame Morrible und Jeff Goldblum als Zauberer von Oz sind alles keine unbekannten Namen. Yeoh sticht hier mit ihrer schauspielerischen Leistung besonders heraus, denn ihr gelingt es, die manipulative und intrigante Natur ihrer Figur subtil und trotzdem eindringlich zu vermitteln. Fiyero bleibt als Charakter trotz Baileys charismatischer Darstellung ziemlich blass und eindimensional, was an zu wenig Abwechslung in der Handlung rund um diese Figur liegt.

Auf emotionaler Ebene haben mich viele der Charaktere und Lieder absolut nicht abgeholt, allerdings hatte ich aufgrund des Social Media-Hypes wahrscheinlich einfach viel zu hohe Erwartungen an den Film. Für mich persönlich ist WICKED vor allem durch seine opulente visuelle Gestaltung ein sehenswertes Erlebnis. Trotz einiger narrativer Mängel, hat der Film eine positive Botschaft: Jede Geschichte hat zwei Seiten und Gut und Böse sind nicht immer das, was sie auf den ersten Blick scheinen zu sein.


WICKED

Start: 12.12.24 | FSK 6
R: Jon M. Chu | D: Cynthia Erivo, Ariana Grande, Jonathan Bailey
USA 2024 | Universal Pictures Germany


AGB | IMPRESSUM