KINO | 05.01.2022

Bad Tales – Es war einmal ein Traum

Es war einmal... in einem kleinen Vorort am Rande Roms. Es ist heiß, die Sonne strahlt in gleißender Helligkeit. Aus der Ferne betrachtet wohnen hier ganz normale Familien und führen ein ruhiges Leben in Häusern, Höfen und Gärten, aber der äußere Schein trügt. Die fahle Hitze des Sommers liegt wie eine Glocke über einer Atmosphäre der Entfremdung.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Pepito Produzioni Amka Films

Vater Bruno (Elio Germano), Mutter Dalila (Barbara Chichiarelli) und die Geschwister Dennis (Tommaso di Cola) und Alessia (Giulietta Rebeggiani) wirken auf den ersten Blick wie eine echte Bilderbuchfamilie: Die Kinder bringen nur Bestnoten nach Hause, die Eltern sind wohlhabend und glücklich verheiratet. Die Wahrheit sieht aber ganz anders aus. Denn mit dem Pizza-Kellner Amelio (Gabril Motesi) und seinem Sohn Geremia (Justin Korovkin) bahnt sich eine Katastrophe an, die die Familie ins Verderben stürzen könnte.

„Bad Tales - Es war einmal ein Traum“ der Brüder D'Innocenzo ist keine leichte cineastische Kost. Der Spielfilm ist ein bewegendes Drama und versetzt dem Zuschauer den einen oder anderen Schlag in die Magengrube. Selten war Satire so bitter und böse. Auch wenn die dramatischen Ereignisse sich stets andeuten, kommen sie nicht weniger heftig daher. Die Vorstadthölle kommt in diesem Spielfilm sehr hübsch daher. Doch hinter der Hochglanzfassade und den frisch gestrichenen Zäunen und Häusern verbergen sich wahre Abgründe der menschlichen Seele. Die Erwachsenen sind gefangen in einer inhaltsleeren materiellen Kommerzblase, unfähig zu wahrer Empathie und gefangen in Neid und Narzissmus.

Unbeachtet von den Eltern schmieden die Kinder in diesem Drama ihre eigenen destruktiven Pläne. Es ist eine Welt, die in Auflösung begriffen ist. Die Kinder in dieser Welt werden von den Erwachsenen zu Höchstleistungen angetrieben. Doch Kinder sind gute Beobachter und merken schnell, dass die materiell imposante Hochglanzfassade der Eltern mehr Schein als Sein ist, basierend auf Lug und Trug. Die Menschen in diesem Spielfilm wirken erstaunlich blass und unnahbar. Sie sind Kunstfiguren und spiegeln so ihre inhaltsleere Existenz. Der Film bietet viele starke Bilder und lässt den Zuschauer mit offenen Fragen konfrontiert.


Bad Tales - Es war einmal ein Traum

Start: 06.01.22 | FSK 16
R: Fabio D'Innocenzo, Damiano D'Innocenzo | D: Elio Germano, Barbara Chichiarelli, Lino Musella
Italien 2020 | Filmperlen


AGB | IMPRESSUM