KINO | 09.09.2020

Body of Truth

BODY OF TRUTH begleitet vier Künstlerinnen auf einer faszinierenden, emotionalen Reise durch ihre Biographien: die serbische Performance-Künstlerin Marina Abramovic, die israelische Video- und Installationskünstlerin Sigalit Landau, die iranische Foto- und Film-Künstlerin Shirin Neshat und die deutsche Foto-Künstlerin Katharina Sieverding.

von Franziska Keil


© Börres Weiffenbach

Die Filmemacherin Evelyn Schels begleitet in ihrem Dokumentarfilm die serbische Performance-Künstlerin Marina Abramovic, die israelische Installationskünstlerin Sigalit Landau, die deutsche Foto-Künstlerin Katharina Sieverding und die iranische Film- und Fotokünstlerin Shirin Neshat bei ihrer Arbeit. In ihrer Heimat erlebten sie einst den Krieg, gesellschaftliche Konflikte, erfuhren Gewalt und Unterdrückung. All diese Erlebnisse fließen in ihre Werke ein, die aber nicht auf Leinwand gemalt werden. Das Ausdrucksmittel für ihre Kunst ist ihr eigener Körper…

„Body of Truth“ von Regisseurin Evelyn Schels ist eine interessante Dokumentation, aber keine leichte filmische Kost. Der Film ist so vielschichtig, undurchsichtig und mehrdeutig wie die dort porträtierten Künstlerinnen. Der Film verwebt die Herkunft und den zeitgeschichtlichen Kontext des Lebens der zu porträtierenden Frauen mit dem dargestellten Porträt. Kindheit und Jugendjahre in sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Systemen und Ländern werden zu Erklärungsmustern für den kreativen Weg der dann folgte. Das wird mit zum Teil noch nie gesehenen Archivmaterial unterlegt. Es folgen Archivaufnahmen aus der künstlerischen Vergangenheit der vier Frauen, die diesen Ansatz weiterverfolgen. Krieg und Gewalterfahrung als Antrieb für das eigene Schaffen und Sein.


© Börres Weiffenbach

Die Porträts der Künstlerinnen sind ineinander verschachtelt. Inhaltlich wird zunächst die Kindheit erzählt, dann die Jugendjahre und schließlich die Brücke in die Gegenwart geschlagen. So erhält man einen Einblick in zum Teil laufende aktuelle Projekte. Wenn die Dokumentation etwa die israelische Videokünstlerin und Bildhauerin Sigalit Landau für ein Projekt ans Tote Meer begleitet. Solche internen Einblicke gewinnt man nicht jeden Tag. Die Frage nach dem politischen Potential der Kunst ist ein wichtiger Punkt in dieser Dokumentation. Die Antwort ist sehr vielfältig, so vielfältig wie die vier Frauen. Ein verbindendes Element scheint die Überzeugung, dass der körperliche Ausdruck ehrlicher und direkter ist als der geistige Ausdruck. Schmerz und Mutterschaft sind wiederkehrende Themen in dieser Dokumentation. „Body of Truth“ vermittelt viele interessante Einblicke dieser sehr unterschiedlicher Frauen und schneidet viele Themen an. Nach dem Abspann gibt es viel Gesprächs- und Diskussionsstoff. Die Regisseurin schafft es sehr gut, die Schaffensprozesse und die Persönlichkeiten dieser Künstlerinnen verständlich und greifbar zu machen. Das muss einem nicht immer gefallen, aber sehenswert ist es auf jeden Fall, wobei man sich aufgrund von einigen schockierenden Darstellungen gerne eine höhere FSK wünschen würde. „Body of Truth“ ist eine interessante Kunst-Doku, die bewusst polarisiert.


BODY OF TRUTH

Deutschland, Schweiz 2019 | NFP | Start: 10. September 2020 (FSK 12)
R: Evelyn Schels | Dokumentation


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