KINO | 01.07.2021

DER SPION

Anfang der Sechzigerjahre nähert sich der Kalte Krieg zwischen den beiden Supermächten seinem Höhepunkt. Oleg Penkowski, ein vormals hochrangiger Sowjetoffizier mit Freunden im Kreml, füttert die westlichen Geheimdienste mit brisanten Informationen. Um Penkowski aus der direkten Gefahrenlinie zu nehmen, beschließen CIA und MI6, ihm einen Kontaktmann zur Seite zu stellen, der keinerlei Aufsehen erregt: Greville Wynne ist ein harmloser britischer Geschäftsmann, der mit Spionage nichts am Hut hat und sich nur widerstrebend überreden lässt.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Telepool

Während des Kalten Kriegs: Oleg Penkowski (Merab Ninidze) ist ehemaliger Geheimdienstoffizier der Sowjetunion und hat noch immer Kontakte in den Kreml, weshalb er nun die westlichen Geheimdienste mit Informationen versorgt. Angesichts der zunehmenden Eskalation des Konflikts mit den USA und der impulsiven Natur von KPdSU-Parteichef Nikita Khrushchev (Vladimir Chuprikov) fürchtet Penkowski einen drohenden Krieg und beschließt zu handeln. Er kontaktiert im Geheimen die amerikanische Botschaft in Moskau. CIA-Agentin Emily Donovan (Rachel Brosnahan) holt schließlich auch den britischen MI6 an Bord, denn sie hat einen Plan: Der unauffällige und harmlose Vertreter Greville Wynne (Benedict Cumberbatch) soll nichtsahnend mit Penkowski Kontakt aufnehmen. Nach und nach freunden sich die beiden Männer bei gegenseitigen Besuchen in Moskau und London an, doch die westlichen Geheimagenten spannen Wynne auch immer mehr in ihre Ränkespiele ein...

„Der Spion“ von Regisseur Dominic Cooke („Am Strand“) ist ein sehenswerter Spionage-Thriller, der solide inszeniert und ausgestattet ist. Was diesen Film heraushebt ist die schauspielerische Leistung von Benedict Cumberbatch, die noch lange in Erinnerung bleiben wird. Die Handlung des Films ist interessant, aber nicht herausragend. Es ist jedoch sehr erfreulich, dass mit „Der Spion“ wieder ein Film in den Kinos anläuft, der sich dem realitätsnahen Agentenkino verschrieben hat. Das Agenten-Genre war in den letzten Jahren stark geprägt von Action-Filmen wie der „Mission: Impossible“-Reihe, den „Kingsman“ -Filmen, die „Bourne“-Filme und natürlich den „James Bond“-Filmen, die mit immer neuen Superlativen aufwarten. Da ist ein Film wie „Der Spion“, der sich der realitätsgetreuen Wiedergabe von historischen Ereignissen verschrieben hat, eine positive Abwechslung.

Benedict Cumberbatch gibt in diesem Film körperlich alles für seine Rolle. Das ist so erschreckend wie bemerkenswert und bleibt noch nach lange in Erinnerung. Seine Figur hingegen ist nur schwer zu fassen und zu ergründen. Auf der einen Seite ist er der langweilige Geschäftsmann ohne Eigenschaften, der von den Geheimdiensten manipuliert wird. Auf der anderen Seite entwickelt er sich zum mutigen Spion, der sein Leben riskiert. Dieser innere Wandel ist nicht wirklich nachvollziehbar gezeichnet. Auf der inszenatorischen Ebene bietet „Der Spion“ einen handwerklich solide in Szene gesetzten Film. Die Zeit des Kalten Krieges wird realitätsgetreu in Szene gesetzt. Ähnlich verhält es sich mit der Ausstattung und den Kostümen, die sehr schön die Zeit widerspiegeln. Nach einem etwas zähen Start, gewinnt der Film mit zunehmender Länge an erzählerischer Dichte und Tempo und mündet in einem nervenaufreibenden Finale.


DER SPION

Start: 01.07.21 | FSK 12
R: Dominic Cooke | D: Benedict Cumberbatch, Merab Ninidze, Rachel Brosnahan
Großbritannien, USA 2021 | Telepool


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