Haben
die Wissenschaftler der „Anthropocene Working Group“ Recht?
Sind wir im Zeitalter des Anthropozän angekommen, in dem die
Spezies Mensch die Erde beherrscht und verändert? Die Filmemacher
sind über drei Jahre um den Globus gereist, um mit modernster
Kameratechnik die Beweise dafür zu sammeln und spürbar zu
machen, wie sehr der Mensch den ganzen Planeten dominiert.
Die
Wissenschaftler der „Anthropocene Working Group“ behaupten,
dass wir im Zeitalter des Anthropozän angekommen sind. In dieser
Epoche beherrscht und verändert der Mensch die Erde, zerstört
sie damit und beutet sie aus. Doch haben sie mit der Vermutung recht?
Die Filmemacher Jennifer Baichwal, Nicholas De Pencier und Edward
Burtynsky reisen rund um die Welt, um mit modernen Kameras Beweise
dafür zu sammeln und für jeden nachvollziehbar zu machen.
Schnell stellt sich heraus: An jedem Fleck der Erde werden sie fündig.
Seien es die kilometerlangen Betonmauern, die bereits mehr als die
Hälfte von Chinas Küsten vor den Fluten schützen müssen,
oder die weltgrößten Bagger, die in einem Tagebau in Nordrhein-Westfalen
stehen. Interessant ist auch das Verdunstungsbecken in der Atacama-Wüste.
Dort, wo das Wasser in psychedelischen Farben schimmert, wird Lithium
gewonnen. Kein Zweifel: Der Mensch ist mittlerweile so beherrschend
für den Planeten geworden, dass man dieses neue Erdzeitalter
ausrufen kann…
„Die
Epoche des Menschen“ ist eine erschreckende und aufrüttelnde
Dokumentation, verpackt in schaurig-schöne Bilder, die zugleich
faszinieren und abstoßen. Welche Rolle spielen die täglichen
Eingriffe des Menschen in unseren Heimatplaneten und wie unwiderruflich
sind sie? Dieser Frage widmet sich diese Dokumentation von Jennifer
Baichwal, Edward Burtynsky und Nicholas de Pencier. Im Film geht es
sofort so richtig zur Sache. Da schießt dem Zuschauer ein gewaltiges
Flammenmeer entgegen, dessen Ursprung sich erst am Ende erschließt
und für eine Überraschung sorgt. Subtil geht anders, aber
bei der Relevanz des Themas ist vielleicht Subtilität auch fehl
am Platze. In 20 Ländern macht die Dokumentation Station und
zeigt die schrecklichen Folgen menschlicher Eingriffe in die Natur.
Man sieht monströse Bergwerke, abgestorbene Korallenriffe, riesige
Mülldeponien, Maschinen, die sich wie Monster durch die Natur
fressen und surreal anmutende Industrieanlagen. Für den Zuschauer
gibt es während der gesamten Laufzeit keinen Moment der Ruhe
oder der Entspannung. Erlösung scheint in weite Ferne gerückt
zu sein. Vielleicht wäre hier weniger mehr gewesen. Schnell tritt
eine gewisse Überforderung des Zuschauers auf. Um das ein wenig
auszugleichen, gibt es den Kommentar von Hannes Jaenicke. Er beschreibt,
ordnet ein und verleiht mit seiner Stimme dem Bild Glaubwürdigkeit.
Unterstrichen wird dies durch sphärische Musik. Die Dokumentation
hinterlässt den Zuschauer ratlos und niedergeschlagen. Wege aus
der Krise zeigt er nicht auf.
DIE
EPOCHE DES MENSCHEN
Kanada 2018 | Happy Entertainment | Start: 10.
September 2020 (FSK 0) R: Jennifer Baichwal, Nicholas De Pencier, Edward
Burtynsky | Dokumentation