Der
ehemalige Premierminister von Georgien kauft alte, bis zu 15 Stockwerke
hohe Bäume entlang der georgischen Küste. Grund dafür
ist, dass er diese in seinen Garten verpflanzen lassen möchte.
Für den aufwändigen Transport der Bäume werden andere
Bäume gefällt, Stromkabel verlegt und neue Straßen
gepflastert...
Es
gibt Geschichten, die zu verrückt, zu bizarr klingen, um wahr
zu sein. Diesen Inhalt hat man, wenn man den Dokumentarfilm „Die
Zähmung der Bäume“ der georgischen Regisseurin Salome
Jashi („The Dazzling Light of Sunset“) sieht. Dieser Film
macht wütend, fassungslos, neugierig und erweckt Interesse für
dieses ferne Land, dass gar nicht so weit weg ist. Der Film besitzt
viele erzählerische Schichten, die es nach und nach zu entdeckend
gilt. Im Zentrum des Dokumentarfilms steht der Milliardär und
ehemalige georgische Premierminister Bidzina Ivanishvili, der seine
Heimat nach prachtvollen Baumriesen durchsucht, diese mit gewaltigem
Aufwand in sein künstlich angelegtes Anwesen verpflanzt. Der
Film begleitet diese logistisch aufwendigen Operationen minutiös
Schritt für Schritt. Der alte Baum muss aufwendig ausgegraben
werden. Eine Schneise wird in den Wald geschlagen, um den Baum abzutransportieren.Ein
Weg muss planiert werden, um den Schwertransport zu ermöglichen.
Schließlich wird der Baum verladen, transportiert und neu verpflanzt.
Zurück bleiben ein großes leeres Loch und verwirrte Dorfbewohner,
für welche die uralten Bäume vertraute Begleiter waren.
Unfähig zum Widerstand fügen sie sich in ihr Schicksal,
sind sie doch auf die Einkünfte aus dem Verkauf des Baumes angewiesen.
Die Regisseurin verzichtet dabei weitgehend auf Kommentare. Was man
sieht, ist kein investigativer Dokumentarfilm. Das mag befremdlich
erscheinen, doch genau darin liegt seine fast schon meditative Stärke.
Die Kraft der Bilder, die alltäglichen Gespräche der Menschen,
die Faszination der Natur. All diese Faktoren entwickeln eine Urkraft,
der man sich nicht so leicht entziehen kann. Das kraftvolle Finale
findet der Film in dem prachtvollen Anwesen Ivanishvilis, in welchem
nun die erhabenen und kraftvollen Bäume eine neue Heimat gefunden
haben. Eine neue Heimat, deren Kontrast zu den wilden Wäldern
Georgiens nicht größer sein könnte. Wie ist all dies
möglich und was sagt das über eine Gesellschaft und deren
Menschen aus?