KINO | 01.12.2021

Die Zähmung der Bäume - Taming the Garden

Ein mächtiger Mann, der auch der ehemalige Premierminister von Georgien ist, kauft alte, bis zu 15 Stockwerke hohe Bäume entlang der georgischen Küste, um sie in seinen privaten Garten zu verpflanzen. Für den aufwändigen Transport der Bäume werden andere Bäume gefällt, Stromkabel verlegt und neue Straßen durch Mandarinenplantagen gepflastert. Die dramatische Migration hinterlässt etwas Geld, vernarbte Dörfer und verwirrte Gemeinschaften.

von Franziska Keil


© Film Kino Text

Der ehemalige Premierminister von Georgien kauft alte, bis zu 15 Stockwerke hohe Bäume entlang der georgischen Küste. Grund dafür ist, dass er diese in seinen Garten verpflanzen lassen möchte. Für den aufwändigen Transport der Bäume werden andere Bäume gefällt, Stromkabel verlegt und neue Straßen gepflastert...

Es gibt Geschichten, die zu verrückt, zu bizarr klingen, um wahr zu sein. Diesen Inhalt hat man, wenn man den Dokumentarfilm „Die Zähmung der Bäume“ der georgischen Regisseurin Salome Jashi („The Dazzling Light of Sunset“) sieht. Dieser Film macht wütend, fassungslos, neugierig und erweckt Interesse für dieses ferne Land, dass gar nicht so weit weg ist. Der Film besitzt viele erzählerische Schichten, die es nach und nach zu entdeckend gilt. Im Zentrum des Dokumentarfilms steht der Milliardär und ehemalige georgische Premierminister Bidzina Ivanishvili, der seine Heimat nach prachtvollen Baumriesen durchsucht, diese mit gewaltigem Aufwand in sein künstlich angelegtes Anwesen verpflanzt. Der Film begleitet diese logistisch aufwendigen Operationen minutiös Schritt für Schritt. Der alte Baum muss aufwendig ausgegraben werden. Eine Schneise wird in den Wald geschlagen, um den Baum abzutransportieren.Ein Weg muss planiert werden, um den Schwertransport zu ermöglichen. Schließlich wird der Baum verladen, transportiert und neu verpflanzt.

Zurück bleiben ein großes leeres Loch und verwirrte Dorfbewohner, für welche die uralten Bäume vertraute Begleiter waren. Unfähig zum Widerstand fügen sie sich in ihr Schicksal, sind sie doch auf die Einkünfte aus dem Verkauf des Baumes angewiesen. Die Regisseurin verzichtet dabei weitgehend auf Kommentare. Was man sieht, ist kein investigativer Dokumentarfilm. Das mag befremdlich erscheinen, doch genau darin liegt seine fast schon meditative Stärke. Die Kraft der Bilder, die alltäglichen Gespräche der Menschen, die Faszination der Natur. All diese Faktoren entwickeln eine Urkraft, der man sich nicht so leicht entziehen kann. Das kraftvolle Finale findet der Film in dem prachtvollen Anwesen Ivanishvilis, in welchem nun die erhabenen und kraftvollen Bäume eine neue Heimat gefunden haben. Eine neue Heimat, deren Kontrast zu den wilden Wäldern Georgiens nicht größer sein könnte. Wie ist all dies möglich und was sagt das über eine Gesellschaft und deren Menschen aus?


DIE ZÄHMUNG DER BÄUME - TAMING THE GARDEN

Start: 02.12.21 | FSK 0
R: Salome Jashi | Dokumentarfilm
Schweiz, Deutschland, Georgien 2021 | Film Kino Text


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