Am
16. September 2021 ist der offizielle Kinostart von „Dune“
in Deutschland. Der neue Film von Regisseur Denis Villeneuve („Arrival“)
basiert auf dem gleichnamigen Roman von Frank Herbert und wurde im
Vorfeld mit großen Vorschusslorbeeren bedacht.
Der
Roman DUNE (dt. „Der Wüstenplanet“) gehört zu
den bekanntesten und erfolgreichsten literarischen Werken des 20.
Jahrhunderts. Der 1965 von Frank Herbert veröffentlichte Roman
gewann zahlreiche renommierte Literaturpreise, darunter den Nebula
Award und den Hugo Award. Der Roman setzt neue Maßstäbe
im Bereich Science-Fiction-Literatur und wurde bis zum Tod von Frank
Herbert 1986 mehr als zwölf Millionen Mal verkauft. Der Roman,
dessen erster Teil von Regisseur Denis Villeneuve („Arrival“)
verfilmt wurde und am 16- September 2021 seinen offiziellen Kinostart
in Deutschland feiert, ist Teil einer zusammengehörigen Reihe
von Romanen aus der Feder von Frank Herbert, die als Dune-Zyklus bekannt
geworden sind. Der ursprüngliche Dune-Zyklus von Frank Herbert
besteht aus sechs Romanen, die zwischen 1965 und 1985 erschienen sind.
Due ersten drei Romane hängen inhaltlich und zeitlich sehr eng
zusammen. Der vierte Band spielt einige Tausend Jahre später.
Die beiden letzten Romane bilden wiederum eine inhaltliche Einheit.
Nachdem
es bereits Dune-Verfilmungen für das Kino und das Fernsehen in
der Vergangenheit gegeben hat, die jedoch nicht die Komplexität
und das literarisch-philosophisch hochwertige Niveau der Bücher
erreichen konnten, verspricht die Verfilmung von Regisseur Denis Villeneuve
ein atemberaubendes Erlebnis, das der literarischen Vorlage von Frank
Herbert gerecht werden könnte. Grund genug, sich mit der Entstehungsgeschichte
des Dune-Zyklus zu beschäftigen und einen Blick auf die wichtigsten
Figuren und Handlungsstränge zu werfen. Die Dune-Welt zeichnet
sich durch eine Komplexität und Reichhaltigkeit an Figuren, Welten
und Ereignissen aus, die in dieser Form einzigartig ist. Der Zeitraum
der Erzählungen umfasst tausende von Jahren und unzählige
Welten. Dune ist der Name des Wüstenplaneten Arrakis, auf dem
unter schwierigen Bedingungen das Spice abgebaut wird. Die Eigenschaften
des Spice wirken sich nicht nur positiv auf die Lebenserwartung und
die Gesundheit aus, sondern ermöglichen es den Navigatoren die
Zukunft vorherzusehen und so Raumschiffe in den unendlichen Weiten
des Weltraums sicher zu steuern. Sie erkennen mit Hilfe des Spice
die Konsequenzen verschiedener Kursdaten und können so den Kurs
wählen, der exakt und sicher zum Ziel führt. In der Welt
von Dune sind Computer und Roboter mit künstlicher Intelligenz
verboten. An ihrer Stelle sind Mentaten getreten.
Dabei
handelt es sich um „menschliche Computer“, die eine komplexe
Ausbildung durchlaufen haben und über ein großes logisches
Talent verfügen. Ziel der Ausbildung ist es, dass die Schüler
„affektneutral“ werden. Das bedeutet, dass sie allen Lüsten
und Begehren entsagen. Erst dann kann sich das Gehirn vollständig
entfalten und auf einem sehr hohen Niveau kalkulieren und arbeiten.
Zentrale Figur des ersten Romans des Dune-Zyklus, dessen erster Teil
in der nächsten Woche in den Kinos in Deutschland starten wird,
ist der der jugendliche Paul Atreides, der Sohn des Herzogs Leto Atreides
und seiner Konkubine Jessica, einer Bene Gesserit. Er wird auf seine
Rolle als zukünftiger Herzog vorbereitet und erlebt, wie der
Padischah-Imperator und das Haus Harkonnen seinen Vater durch Verrat
ermorden und ihn und seine Mutter in die Verbannung treiben. Die beiden
flüchten in die Wüste und treffen dort auf die Fremen, das
Volk der Wüste. Mit Hilfe der Fremen organisiert Paul den Widerstand
gegen die herrschenden Harkonnen. Er kommt in Kontakt mit einer gefährlichen
Droge, dem „Wasser des Lebens“. Sie weckt und verstärkt
seine hellseherischen Fähigkeiten. Paul wird zum Anführer
der Fremen und führt sie als „Messias“ in den Krieg
gegen die Harkonnen und den Padischah-Imperator. Die Bene Gesserit
sind eine der einflussreichsten und mächtigsten Gruppen in Dune.Es
handelt sich dabei um eine uralte Schwesternschaft, die mit Hilfe
von Spice Zugang zu den weitergehenden Erinnerungen ihrer weiblichen
Vorfahren gewinnen. Sie können außerdem ihre eigene Persönlichkeit
auf eine Mitschwester übertragen, was einer Art mentaler Unsterblichkeit
gleichkommt. Der Preis dieser Fähigkeiten ist die Abhängigkeit
vom Gewürz.
Sie
ist bei den Bene Gesserit weniger stark ausgeprägt als bei Navigatoren,
die erheblich größere Mengen dauerhaft konsumieren müssen.
Zur Ausbildung der Bene Gesserit gehört neben umfassender Bildung
in Kunst, Philosophie, Literatur, Geschichte und Religion auch intensives
körperliches Training. Mit meist als Prana-Bindu bezeichneten
Methoden erlernen die Schwestern eine totale Körperbeherrschung.
Nach dem Überleben des qualvollen Initiationsrituals –
der Gewürz-Agonie – sind sie in der Lage, Schmerzen zu
ignorieren und können in aussichtsloser Lage durch gewollten
Herzstillstand den eigenen Tod sicherstellen. Darüber hinaus
beherrschen sie ausgefeilte Nahkampftechniken und hoch wirksame sexuelle
Verführungskünste. Training, gesunder Lebenswandel und der
andauernde Konsum von Melange lassen Bene Gesserit Schwestern sehr
alt werden. Die Organisation der Bene Gesserit weist Züge religiöser
Orden wie den Jesuiten oder den Sufis auf und erinnert an verschiedene
reale Geheimgesellschaften. Privatleben und persönliche emotionale
Bindung lehnt der Orden ab. Es steht den Schwestern frei, sich erotisch
zu vergnügen und Freundschaften zu pflegen. Leidenschaftliche
Liebesbeziehungen oder Bindungen zu eigenen Kindern und Angehörigen
werden als problematisch betrachtet und weitestgehend verhindert.
Die Organisation der Schwesternschaft ist basisdemokratisch, aber
auch streng hierarchisch. Geführt von einer gewählten Mutter
Oberin leitet ein kleiner Führungszirkel den Orden. Gleichzeitig
trägt die Gemeinschaft aber auch stark kommunitaristische Züge.
Jedes Mitglied, einschließlich der Führerinnen, ist absolut
den Zielen der Schwesternschaft verpflichtet. Ein unabhängiges
Gremium, die Prokuratorinnen, kann die Führung jederzeit absetzen,
falls es dafür Gründe geben sollte. Dabei muss es sich nicht
um konkretes Versagen handeln. Die Führung kann abgesetzt werden,
wenn eine Mehrheit der Schwestern den Eindruck bekommt, die führenden
Schwestern könnten ihren Aufgaben nicht gewachsen sein. Eine
geschriebene Verfassung und formale Demokratie lehnen die Bene Gesserit
allerdings ab, sie regieren sich mittels Statuten.
Dieses
Misstrauen gegenüber der parlamentarischen Demokratie und dem
Rechtsstaat ist dem ganzen Dune-Zyklus inhärent. Sowohl Demokratien
aber auch Sozialismus oder Faschismus wird eine unaufhaltsame Tendenz
zur Bildung allmächtiger Bürokratie unterstellt. Seit ihrer
Gründung haben die Bene Gesserit sich der Analyse genetischer
Zusammenhänge zur Entwicklung der Menschheit verschrieben. Mit
der Zeit ist daraus das Projekt des Kwisatz Haderach entstanden: Durch
gezielte Zuchtwahl arbeiten sie auf eine Art „Übermensch“
hin. Dieser von der Schwesternschaft kontrollierte, männliche
Bene Gesserit soll auch die dunkle Seite der weitergehenden Erinnerungen
(die Erinnerung an die männlichen Vorfahren) sehen. Nach diesem
Plan sollten Jessica und Leto Atreides die Großeltern des Kwisatz
Haderach werden. Die Geburt von Paul zerstört diese Pläne.
Paul Atreides selbst entpuppt sich als der Kwisatz Haderach. Er wird
der „Messias“ der Fremen und sie überziehen im Namen
seiner Religion das Imperium mit dem Djihad. Die Bene Gesserit bilden
im Verlauf das Gegengewicht zur Vorherrschaft von Paul Atreides und
seiner Nachkommen. Sie werden noch stärker zu einer im Hintergrund
wirkenden, ausgleichenden politischen Kraft. Eine weitere wichtige
Gruppe im Dune-Zyklus bildet die Raumgilde. Sie besitzt das Monopol
auf die interstellare Raumfahrt. Ihre Navigatoren können mit
Hilfe von Melange die Zukunft sehen und so sicher durch auf dem Weg
zu den Sternen navigieren. Die Gilde nutzt so genannte Highliner,
gigantische Schiffe mit einer Gesamtlänge von 5 Kilometern und
länger, die als Sammeltransporter fungieren. Systemschiffe, Truppenkontingente
und Waren aller Art werden so transportiert. Gilde-Navigatoren leben
in riesigen, mit Melange begasten Tanks. Sie verlieren durch diesen
dauerhaften Drogenkonsum viel von ihrer ursprünglichen Menschlichkeit.
Die wichtigsten Handlungsorte im Dune Zyklus sind Planeten.
Der
wichtigste Planet ist Arrakis, auch Dune genannt. In dieser fernen
Zukunft der Menschheit wurden weite Teile des Weltalls besiedelt.
Die Menschen leben in einer feudalistisch organisierten Gesellschaft,
an deren Spitze der Padischah-Imperator und die, im Landsraad zusammengeschlossenen,
Großen Häuser stehen. Die wichtigsten Figuren im ersten
Teil von DUNE sind Herzog Leto I., Oberhaupt des Hauses Atreides,
der neue Lehnsherr des Wüstenplaneten, Vater von Paul, Paul Atreides,
Sohn von Leto I. und Jessica, als Paul Muad'Dib Anführer des
Fremenaufstandes gegen die Harkonnen, Lady Jessica, eine Bene Geserrit,
offizielle Konkubine des Herzogs, Mutter von Paul., Shaddam IV. Corrino,
Imperator und heimlicher Unterstützer der Harkonnen, Baron Wladimir
Harkonnen, der Todfeind der Atreides und aktueller Herrscher über
den Wüstenplaneten, Gurney Halleck, Sänger, Dichter und
Baliset-Virtuose, und erfahrener Offizier der Atreides, Duncan Idaho,
Schwertmeister und Offizier der Atreides, Lehrer und Ausbilder von
Paul, Thufir Hawat, Krieger Mentat und Sicherheitschef der Atreides,
Stilgar, Naib des Sietch Tabr und ein wichtiger Anführer der
Fremen, Chani ist eine bedeutende Kämpferin der Fremen und die
spätere offizielle Konkubine von Paul Muad'Dib und Mutter seiner
Kinder. Neben den Intrigen und politischen Verwicklungen geht es in
DUNE auch um die ökologischen Veränderungen des Wüstenplaneten
und ihre Konsequenzen.
Damit
thematisierte der Roman schon in 1960er Jahren das Thema Ökologie
als wichtiges Thema für die Zukunft der Menschheit. Ebenso geht
es Frank Herbert in seinem Dune Zyklus um die Frage wie sich Macht
auf Menschen und Gesellschaften auswirkt. Paul, der strahlende Held
des ersten Romans, entwickelt sich im Verlauf der Geschichte immer
mehr zu einem Antihelden und einer tragischen Figur, die unfähig
ist, die Konsequenzen seiner Macht zu erkennen und danach zu handeln.
Das Wechselspiel zwischen Herrschaft und Glaube, zwischen Herrschaft
und Bürokratie und die Sehnsucht nach Erlösergestalten wird
im Dune Zyklus kritisch analysiert und dekonstruiert. Große
Macht führt zu großer Verantwortung und zu Systemen, die
nicht mehr beherrschbar. Es geht um die menschliche Natur und die
wiederkehrenden Muster der Geschichte. All diese komplexen Themen,
vermischt mit der visuellen Bildgewalt eines Denis Villeneuve auf
der großen Kinoleinwand zu sehen, macht sehr neugierig auf den
Spielfilm, der bald in den Kinos starten wird. Zugleich lenkt es das
Licht auf die Romane von Frank Herbert, die auch nach Jahrzehnten
nichts von ihrer intellektuellen Strahlkraft und ihrer gewaltigen
kreativen und schöpferischen Kraft verloren haben.
Es
bleibt zu hoffen, dass sich diese Bücher und die Welt von DUNE
nun einer neuen Generation öffnen und diese begeistern und faszinieren.
DUNE
Start:
16.09.21 | FSK 12
R: Denis Villeneuve | D: Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson,
Oscar Isaac
USA 2021 | Warner Bros. GmbH