Waschsalonbesitzerin
Evelyn Wang geht im Chaos ihres Alltags unter: Der bevorstehende Besuch
ihres Vaters überfordert sie, die Wünsche der Kunden bringen
sie an ihre Grenzen und die anstehende Steuererklärung wächst
ihr komplett über den Kopf. Der Gang zum Finanzamt ist unausweichlich,
doch während sie mit ihrer Familie bei der Steuerprüferin
vorspricht, wird ihr Universum komplett durcheinandergewirbelt. Raum
und Zeit lösen sich auf, und die Menschen um sie herum haben,
ebenso wie sie selbst, plötzlich weitere Leben in Parallelwelten.
Evelyn
Wang (Michelle Yeoh) besitzt einen Waschsalon, hat Ärger mit
der Steuer und mit ihrer Familie. Sie ist damit beschäftigt,
die Geburtstagsfeier ihres Vaters (James Hong) vorzubereiten und Evelyns
Ehemann Waymond (Ke Huy Quan) hat daher keine Chance, mit ihr über
die Scheidung zu sprechen. Tochter Joy (Stephanie Hsu) wiederum erzürnt
ihre Mutter durch das Vorhaben, ihre Freundin Becky (Tallie Medel)
mit zu der Feier zu bringen, obwohl Evelyn ein Problem mit der sexuellen
Ausrichtung von Joy hat. Evelyns Leben ist nicht so gelaufen, wie
wie sie sich das früher ausmalte. Doch sie bekommt die Chance,
das zu ändern. Wie sie auf dem Weg zur Steuer-Sachbearbeiterin
Deirdre Beaubeirdra (Jamie Lee Curtis) von Waymond erfährt, hängt
das Schicksal jeder einzelnen Dimension des Universums von ihr ab.
Zunächst glaubt Evelyn diese außergewöhnliche Behauptung
nicht. Kurze Zeit später ist sie mittendrin im Kampf für
das Multiversum...
EVERYTHING
EVERYWHERE ALL AT ONCE ist ein visuell überwältigender Spielfilm,
der sich nur schwer in Genregrenzen fügt und mit sehr viel Detailliebe
und handwerklichem Können inszeniert wurde. Der Film ist eine
cineastische Liebeserklärung und glänzt mit jeder Menge
absurder Komik. Neben dem ganz großen erzählerischen Bogen,
der durch das Multiversum führt, ist dieser Film auch eine liebevolle
Geschichte über eine Einwandererfamilie und ganz alltäglichen
Familienproblemen. Der Cast in diesem Spielfilm ist großartig,
angeführt von einer sensationell agierenden Michelle Yeoh, die
den Film sehr entspannt auf ihren Schultern trägt. Dieser Film
ist schon jetzt ein Klassiker der Filmgeschichte.
In
diesem Film ist das Multiversum, das derzeit aufgrund von durch „Spider-Man:
No Way Home“ in aller Munde ist, nicht nur ein erzählerisches
Element, um die Handlung voranzutreiben, sondern untrennbar mit der
Protagonistin verbunden. Die verschiedenen Universen sind durch die
Entscheidungen entstanden, die Evelyn in ihrem Leben getroffen. Sie
hat die einmalige Chance, genau diese Entscheidungspunkte aufzusuchen
und zu verstehen, welche Alternativen sich in ihrem Leben aus anderen
Entscheidungen ergeben hätten. Ein wesentlicher Grund, warum
dieser Film so faszinierend ist, ist der Umstand, dass er so viele
unterschiedliche Ebenen hat. Da ist die Ebene, wo sich Evelyn die
Frage stellt, welchen Stellenwert ihr Leben hat, verglichen mit den
„besseren“ Alternativen. Was bedeutet dies für sie
und ihre Familie? Auf der anderen Seite macht dieser Film einfach
nur sehr viel Spaß, weil sich die Regisseure im Multiversum
so richtig austoben können.
Die
Paralleluniversen sind inszeniert wie eigenständige Filme. Da
gibt es grandiose, absurde und faszinierende Realisierungen. Wir haben
ein herrlich-komisches „Ratatouille“-Zitat, ein existentialistisches
Drama mit zwei Steinen und einen glamourösen Ausflug in die Welt
des Films. Die Regisseure spielen mit den Möglichkeiten, wechseln
das Bildformat oder den Stil und reizen die Möglichkeiten der
philosophischen Idee des Multiversums so fantasievoll aus, wie man
es bislang noch niemals zuvor gesehen hat. Aber auch die Actionszenen
können sich sehen lassen. So gibt es grandios choreographierte
Martial-Arts-Actionszenen, die mit viel Humor gewürzt sind. Eine
weitere großartige Idee der Regisseure ist das „Aktivieren“.
Damit Evelyn und ihre Gegner die Kräfte ihrer Ichs aus den Paralleluniversen
aktivieren können, müssen sie etwas Bestimmtes, aber sehr
Außergewöhnliches tun. Das führt zu ziemlich abgefahrenen
Situationen. EVERYTHING EVERYWHERE ALL AT ONCE ist all seiner erzählerischen
Vielfalt großes Kino, dass man gesehen haben muss.
EVERYTHING
EVERYWHERE ALL AT ONCE
Start:
28.04.22 | FSK 16
R: Daniel Scheinert, Daniel Kwan | D: Michelle Yeoh, Ke Huy Quan,
Jamie Lee Curtis
USA 2022 | Leonine