KINO | 14.08.2020

Follow Me

Der Social-Media-Star Cole filmt für seinen erfolgreichen Vlog alles, was er erlebt. Seit zehn Jahren liefert er seinen Followern ständig neuen, spannenden Content und schreckt dabei vor keiner noch so extremen Challenge zurück. Zum Jubiläum seines Kanals reist er mit seiner Freundin Erin und ein paar Freunden nach Moskau, um dort an einem mysteriösen Spiel teilzunehmen.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Alive AG

Der Influencer Cole (Keegan Allen) hält sein Leben schon seit Kindertagen mit dem Vlog „Escape From Life“ fest und hat es damit zum Superstar unter den Social-Media-Influencern geschafft. Um sein zehnjähriges Jubiläum auf YouTube zu feiern, haben seine Freunde sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen – er selber hat keine Ahnung, was passieren wird. Gemeinsam besteigen sie ein Flugzeug und es geht nach Moskau. Dort angekommen erfährt er, dass es für ihn in einen Escape Room geht. Auch, wenn diese Erfahrung speziell auf ihn zugeschnitten ist, ist er enttäuscht. Er hat sich mehr erwartet und wollte seine Fans schließlich beeindrucken. Doch aus dem langweiligen Ausflug wird plötzlich ein Kampf ums Überleben...

„Follow Me“ von Regisseur Will Wernick ist ein solider Escape-Room-Thriller, der mit einem furiosen Finale und einem fiesen Twist aufwartet. Der Film, der seine Weltpremiere auf dem Fantasy Filmfest gefeiert hat, verdient seinen Kinostart auch dem Umstand, dass durch die aktuelle weltweite Pandemie zahlreiche Kinostarts verschoben wurden oder die Filme direkt bei den Streamingdiensten landen. So fand „Follow Me“ seinen Weg auf die große Leinwand, was eine kluge und richtige Entscheidung war. Der Film, der nur ein geringes Budget zur Verfügung hatte, kann es nämlich sehr gut mit den Filmen aufnehmen, die über weit mehr Budget verfügen. Da muss sich „Follow Me“ nicht verstecken, weder in Sachen Spannung, noch in Sachen Handlung.


© Alive AG

Was nützt das große Budget und die aufwendigen Raumkonstruktionen, wenn der Film blutleer und langweilig wirkt. Nicht so bei diesem Film. Hier sieht alles echt und nachvollziehbar aus. Die Räume sind alt und rostig und die Maschinen mechanisch und irgendwie nachvollziehbar. Diese bodenständigen Räume stehen in einem spannenden Kontrast zu dem Protagonisten, der als vermeintlicher Influencer im Social Media-Milieu angesiedelt ist, was dem Film eine zusätzliche gesellschaftskritische Ebene beschert. In für einen solchen Film sinnvollen Ausmaß wird das übertriebene Verhalten von Influencern und Menschen kritisiert, deren Leben sich hauptsächlich im Social-Media-Milieu angesiedelt ist. Dabei wird seine Figur jedoch nicht karikaturesk in Lächerliche gesteigert, sondern bleibt realistisch und ambivalent.

In der ersten Hälfte kann der Film mit Realismus und einem Escape-Room überzeugen, der in dieser Form durchaus existieren können. Keine übersteigerten unrealistischen CGI-Effekte oder wilde Materialschlachten. Das sorgt für realistische Spannung. So bleibt der Zuschauer lange Zeit im Unklaren, ob es lediglich ein ausgefallener Escape-Room ist, oder vielleicht doch etwas ganz anderes im Hintergrund lauert. In der zweiten Hälfte entwickelt sich „Follow Me“ dann zu einem blutigen Folter-Thriller mit jeder Menge Action, aber mit nicht sehr viel Blut. Das ist zu begrüßen, denn sinnentleerte Folterszenen gab es leider schon in „Hostel“ zur Genüge. Schließlich folgt das Finale mit einem fiesen kleinen Twist, der nachwirkt. „Follow Me“ ist ein gelungener fieser Low-Budget Genrefilm, der es verdientermaßen auf die große Leinwand geschafft hat.


FOLLOW ME

USA 2020 | capelight pictures | Start: 20. August 2020 (FSK 6)
R: Will Wernick | D: Keegan Allen, Holland Roden, Ronen Rubinstein, Denzel Whitaker



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