Eine
gereckte Faust, mit der sie öffentlich ihre Unterstützung
für die teils radikale Bürgerrechtsbewegung der Black Panthers
bekundet, ist der Auslöser: Die gefeierte Nouvelle-Vague-Schauspielerin
Jean Seberg gerät 1968 ins Visier des FBI. Mitten in einer Zeit,
die durch eine stark aufgeladene gesellschaftliche Stimmung zwischen
Vietnamkrieg, politischen Unruhen und liberalem Aufbruch geprägt
ist.
Die
Schauspielikone Jean Seberg (Kristen Stewart) hat Hollywood 1957 nach
nur drei Filmen den Rücken gekehrt. Doch 1968 ereilt sie der
Ruf Jean-Luc Godards, der Seberg unbedingt für seinen Film „Außer
Atem“ haben will und sie nach Frankreich holt. Mehr als zehn
Jahre nach ihrem letzten Streifen wird die moderne Amerikanerin mit
dem markanten Kurzhaarschnitt wieder zum Superstar. Ihren neuen Film
nimmt sie zum Anlass, um ein Comeback in Hollywood zu wagen. Doch
neben ihrer Leidenschaft für die Schauspielerei, bewundert sie
auch die Aktivisten, die in den USA auf die Straße gehen, sich
für Bürgerrechte einsetzen und ein Ende des Vietnamkrieges
fordern. Als Jean Seberg auf dem Weg zurück in die Vereinigten
Staaten ist, freundet sie sich mit dem Black-Power-Aktivisten Hakim
Jamal (Anthony Mackie) an und macht noch im Blitzlichtgewitter auf
dem Rollfeld ein Foto mit ihm und anderen Anhängern des Black-Panther-Clans.
Der Skandal ist perfekt und das FBI alarmiert. Als sie schließlich
ihre Villa den Revolutionären für Veranstaltungen überlässt,
wird die Schauspielerin für das FBI so gefährlich, dass
sie Jack Solomon (Jack O'Connell) auf Jean ansetzen, der sie fortan
auf Schritt und Tritt beobachtet…
„Gerade
in der heutigen Zeit besteht für mich die Notwendigkeit, von
der höchst illegalen COINTELPRO-Operation des FBI gegen Jean
Seberg, den Aktivisten Hakim Jamal und die Black-Power-Bewegung zu
erzählen. Fünfzig Jahre später reflektiert Jeans Tragödie
ganz unmittelbar unsere gegenwärtige Realität: Der erschütternde
Rassismus innerhalb der amerikanischen Politik, die Herausforderung,
in Zeiten von Fake News die Wahrheit von der Lüge zu trennen
und die Kultur der Massenüberwachung.“ Benedict Andrews
Mit
diesen eindringlichen Worten beschreibt der australische Regisseur
Benedict Andrews („Una und Ray“) seine ganz persönliche
Motivation, um bei diesem Film mitzuwirken. „Jean Seberg - Against
All Enemies“ ist ein Film, der sich gesellschaftlich positioniert
und zugleich sehr spannend und unterhaltsam ist. Der Film basiert
auf Fakten und den entsprechenden FBI-Dokumenten. Wer hier ein traditionelles
Bio-Pic erwartet, der dürfte nicht wirklich zufrieden sein. Der
Film verdichtet sehr intensiv die Ereignisse im Leben von Jean Seberg
in den Jahren 1968 und 1971 und ist zugleich ein gelungenes Porträt
dieser Zeit. Es ist erschreckend, wie aktuell diese damaligen Ereignisse
immer noch in der US-Gesellschaft präsent sind und wie wenig
sich geändert hat. Das dieser atmosphärisch sehr dichte
Film funktioniert, ist in erster Linie Kristin Stewart zu verdanken.
Sie
entwickelt eine enorme emotionale Kraft und verleiht ihrer Rolle eine
überzeugende Realität. Aber auch die Nebenfiguren sind stark
besetzt. Da ist vor allen Dingen Zazie Beetz („Deadpool 2“),
die erneut eine Kostprobe ihres großen schauspielerischen Talents
abliefert. Die deutsch-amerikanische Schauspielerin hat sich in den
letzten Jahren in die internationale A-Klasse gespielt. „Jean
Seberg - Against All Enemies“ ist schockierend, aufrüttelnd
und an keiner Stelle langweilig. Ihr Tod ist eine Mahnung. Am 08.
September 1979 wurde ihre Leiche gefunden. Sie lag unbekleidet, eingewickelt
in eine Decke, zwischen Vorder- und Rücksitz ihres Autos, neben
ihr lagen Schlaftabletten und ein Abschiedsbrief, so dass als wahrscheinlichste
Todesursache Suizid angenommen wurde. Die genauen Umstände ihres
Todes blieben jedoch ungeklärt. Ihr Ex-Mann Romain Gary und andere
behaupteten, dass sie vom amerikanischen Geheimdienst ermordet wurde.
JEAN
SEBERG - AGAINST ALL ENEMIES
USA 2019 | Prokino Filmverleih | Start: 17. September
2020 (FSK 12) R: Benedict Andrews | D: Kristen
Stewart, Jack O’Connell, Anthony Mackie, Zazie Beetz, Vince
Vaughn