WILD Magazin

Der Mittzwanziger Andi (Jannis Niewöhner) hat trotz seines relativ jungen Alters schon drei Kinder. Daher ist sein Leben vor allem davon geprägt, genug Geld zusammenzukratzen, um über den Monat zu kommen und seinen Nachwuchs zu erziehen und zu behüten. Ganz nebenbei versucht er auch noch, seine Ex-Freundin Sonja (Lena Tronina) zurückzugewinnen, mit der er eine Babytochter namens Fiou hat. Doch die macht es ihm nicht gerade leicht – schließlich hat sie schon einen Neuen und will Andi obendrein noch das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter entziehen, sollte er es nicht schaffen, das Geld zurückzuzahlen, das er ihr und ihrem neuen Freund schuldet. Mit der Pistole auf der Brust entscheidet sich Andi für die Flucht nach vorn und beginnt, für seine Kinder zu kämpfen – im wörtlichen Sinne: Er ist Ex-Boxer und soll eigentlich nie wieder in den Ring, doch des Geldes wegen meldet er sich bei einem Boxturnier an…

„Kids Run“ ist das packende und bewegende Regiedebüt von Barbara Ott, dass nun im Online-Kino veröffentlicht wird. In der Hauptrolle glänzt ein grandios aufspielender Jannis Niewöhner („Rubinrot“), der mit dieser tollen schauspielerischen Leistung endgültig sein Image als charmanter Mädchenschwarm ablegt und sich für große Aufgaben in der Zukunft empfiehlt. Zuvor hatte er bereits in der tollen Thriller-Serie „BEAT“ schauspielerisch auf der ganzen Linie überzeugt. Der Film ist nichts für schwache Nerven. Er führt tief hinab in die zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Problemzonen. Damit reiht er sich ein in eine Reihe von deutschen Filmen, die genau diese Thematiken behandeln. Zu Beginn des Films erhält der Protagonist einen Tiefschlag nach dem anderen. Er muss mit dem Boxen aufhören, weil er im Ring so richtig verkloppt wird, er kann seine Miete nicht mehr zahlen und auch im Job läuft es nicht rund. Damit wird sehr schnell klar, dass es Andi nicht sehr gut geht. Das ist nicht immer subtil und klischeefrei, verfehlt aber nicht seine emotionale Wirkung. Was folgt ist die klassische Underdog-Story, der sich gegen alle Schicksalsschläge stemmt. Die Figuren in diesem Film sind keine Sympathieträger, sondern ambivalent. Das macht den Film, neben der schauspielerischen Leistung von Jannis Niewöhner, so sehenswert und interessant. Kleine Schwächen des Drehbuchs kann man so entspannt ertragen.